Deutschland, das Land der hirnlosen Raser?

in #deutsch5 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Deutschland kommt im Bereich der Mobilität traditionell eine Vorreiterrolle zu. Hier wurden das Auto und das Fahrrad (Draisine) erfunden. Das brachte bahnbrechende Fortschritte mit sich, die wir durchaus mit Stolz für uns verbuchen können.

Inzwischen aber nimmt das Verhältnis Deutschlands zum Auto Formen an, die man als Exzesse werten muß. Das mutet nicht nur skurril an, sondern trägt den Keim des Manischen in sich.

Die Krise der deutschen Automobilindustrie - mit großer Wahrscheinlichkeit beruhend auf einer Falle, die den Konzernen durch die USA gestellt wurde - zeigt anschaulich, wie sich versäumte ausreichende Diversifizierung rächt. So macht man sich von einem Produkt abhängig und gerät schnell ins Visier feindlicher Angriffe. Klumpenrisiko nennt man das. Den Gegnern wird so die Steilvorlage geliefert, um mit minimalem Aufwand maximalen Schaden anzurichten.
Dabei hat Deutschland tatsächlich einiges mehr zu bieten als nur Fahrzeuge. Darauf weist schon die Tatsache hin, daß der Mittelstand das eigentliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstellt. Die großen Konzerne stehen nur überproportional im Lichte der öffentlichen Aufmerksamkeit. Unter ihnen nimmt die Automobilindustrie noch eine zusätzlich herausgehobene Rolle ein. Das ist sicher das Ergebnis ihres legendären Rufes, der jedoch in letzter Zeit erheblich gelitten hat. Ob dieser Nimbus zu Recht erschüttert wurde, erscheint höchst zweifelhaft; der Schaden ist jedoch erst einmal eingetreten.

Doch nicht nur das Industrieprodukt Auto steht hier in Frage; auch die Haltung der Deutschen zum Auto muß einer Revision unterzogen werden. Ansonsten steht zu befürchten, daß aus dem einstigen Vorteil ein Nachteil erwächst, der insgesamt in den Abgrund führt.
Was Ausländer, die zum ersten Mal nach Deutschland kommen, immer wieder in Erstaunen versetzt, ist der Affenzahn, mit dem man hierzulande durch die Landschaft brettert. Diese Raserei, die in illegalen Autorennen ihren kriminellen Gipfel erreicht, gefährdet Mensch und Tier und schädigt die Umwelt.
Autos als Statussymbol zur Aufwertung eines gestörten Egos sind zwar tendenziell leicht auf dem Rückzug. Dafür aber ist eine fast zügellose Breitenwirkung eingetreten. Wo früher ein Familienauto vorhanden war, muß heute jedes Familienmitglied über ein eigenes verfügen. Dies führt dazu, daß die Mobilität in ihr Gegenteil verkehrt und sinnlos Zeit in Verkehrsstaus vergeudet wird.
Abartig wird es, wenn Mobilität zum Selbstzweck degeneriert. Es wird nicht mehr gefahren, um zu einem bestimmten Zweck ein örtliches Ziel zu erreichen, sondern um des Fahrens willen. Ist man im Lande der Dichter und Denker schon derart geistig auf dem Nullpunkt angelangt, daß man mit solch enthirntem Verhalten wertvolle Lebenszeit totschlägt? Ich fahre, also bin ich?
Die Proliferation von Fahrzeugen schädigt nicht nur durch Schadstoffausstoß die Umwelt. Immer mehr Raum wird zubetoniert. Wertvolle Natur wird zerstört. Das reicht so weit, daß immer mehr Vorgärten vor Häusern verschwinden und von Autoabstellplätzen ersetzt werden.

Der Erfolg frißt seine Kinder, wird er nicht mit Verstand gelenkt. Ehe das Auto sich und uns zerstört, sollten wir den Bleifuß vom Pedal nehmen. Freiheit findet ihren Ursprung nicht hinter dem Steuerrad auf der Landstraße und der Autobahn, sondern im Kopfe. Cowboys der Landstraße sind ein Fall für die Psychiatrie.
Dem Regime kommt derartige Ablenkung durch sinnlosen Aktivismus natürlich zu paß. Wer rast, denkt nicht - schon garnicht kritisch. Das Ziel muß Ankommen sein, nicht das Perpetuum mobile des Hamsters im Rad, bzw. hinter dem Steuerrad.

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/deutsche-autofahrer-die-deutschen-müssen-das-auto-loswerden/ar-BBWn5BK?ocid=spartandhp
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Dem kann ich einfach nur zustimmen! Wir hatten auch mal zwei Autos, wobei das zweite meist in der Garage stand. Also eigentlich unnötige Geldverschwendung. Mittlerweile haben wir nur noch ein Eigenheim auf vier Rädern und sind glücklich damit. Wir reisen durch Europa und das mit unserem Zuhause. Natürlich schaden auch wir unserer Umwelt ein wenig (wir haben einen alten Diesel, doch der dauernd betitelte CO2 Ausstoß ist auch vollkommen übertrieben, die Umwelt wird durch ganz andere Sachen viel mehr geschädigt), doch wir haben wieder gelernt, viel zu laufen, die Umwelt näher kennenzulernen, minimalistischer zu leben. Für die Raser würde ich drastische Strafen verhängen, was ja teilweise schon geschieht. Wir leben nur leider in einer immer noch viel zu materialistischen Welt, in der das Auto eine große Rolle spielt.

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Bravo, yoshi! Selbst für Materialisten ist das schon ein Wahnsinn. Das Auto ist ein Fortbewegungsmittel - sonst nichts, ein Haufen Blech - kein Kultobjekt!

Ja, leider. Dem entziehen wir uns, wie so vielem anderen gerade. Für uns ist es unser Zuhause und wir haben gelernt bzw sind immer noch am lernen, dass man diese ganzen Statussymbole zum Leben nicht braucht!

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