Darauf erst mal einen Tee mit Allah!

in #deutsch6 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Über wirtschafts~ und finanzpolitische Zusammenhänge mit jemandem zu diskutieren, der sich unter der Protektion Allahs persönlich glaubt, dürfte schwierig werden.
Die intransigente Reaktion Recep Tayyip Erdoğans auf den dramatischen Verfall der türkischen Lira an den Finanzmärkten zeugt von Unprofessionalität. Allah ist bisher als Akteur auf dem Finanzsektor noch nicht in Erscheinung getreten. Das Volk, auf das er sich als zweiten Pfeiler verläßt, wird ihm bei spürbarem und anhaltendem wirtschaftlichem Niedergang des Landes alsbald die Gefolgschaft verweigern. Seinem Aufruf, Devisen und Gold gegen die türkische Währung einzutauschen, dürften nur die naivsten seiner Landsleute folgen. Davon abgesehen, werden diese Reserven schon quantitativ nicht ausreichen, um dauerhaft gegen die Märkte zu spielen.

Das Finanzministerium ist – der Nepotismus läßt grüßen – mit Berat Albayrak, des Despoten Schwiegersohn, nicht eben kompetent besetzt. Die Zentralbank folgt Erdoğans politischen Vorgaben, anstatt das finanzpolitisch Erforderliche zu tun. Dieser will mit Rücksicht auf seine Wählerschaft die Zinsen nicht erhöhen, was jedoch in der gegenwärtigen Situation unumgänglich wäre.
Sich in dieser Lage auch noch mit den USA anzulegen, die schlicht am längeren Hebel sitzen, erscheint schon sehr vermessen. Donald Trump hat gerade gezeigt, wie man eine Währung mit nur einem Satz in den Keller schickt.

Die Auslandstürken feiern zwar von fern gerne den „Landesvater“; beim eigenen Geld aber dürfte die Solidarität enden. Von dieser Seite hat er nichts zu erwarten.

Ein Blick auf die Auswirkungen der Krise auf Europa rückt sofort die einschlägig Verdächtigen ins Rampenlicht. Am exponiertesten im Türkeigeschäft sind Banken aus Italien, Spanien und Frankreich – die bekannten Finanzhasardeure. Deutsche Institute dagegen sind dort nicht nennenswert engagiert. Offenbar konnten auch Einleger in Europa den höheren Zinsen hier niedergelassener türkischer Banken nicht widerstehen, obwohl sich inzwischen doch auch bei den Dümmsten herumgesprochen haben müßte, daß höhere Zinsen immer mit einer höheren Risikoexposition einhergehen.
Die deutsche Wirtschaft klagt zu Recht. Zwischen Boykotten, Sanktionen und Insolvenzen bleibt für sie so langsam kaum noch ein Markt für Lieferungen übrig. Es wird eng.

Wenigstens ist die Türkei nicht im Euro gefangen, sodaß ihre Lieferungen ins Ausland sich durch den Währungsverfall verbilligen und konkurrenzfähiger werden. Das dürfte aber als Gegengewicht nicht ausreichen.

Aussitzen wird Erdoğan die Krise nicht können. Beten und Tee trinken hilft auch nicht wirklich. Vielleicht schaffen Marktkräfte das, was der Verstand der türkischen Wählerschaft nicht zu leisten vermochte: Die Befreiung des Landes von der Geißel Erdoğan. Zu wünschen wäre es den Türken kemalistischer Prägung, die das Land einst erfolgreich in die Neuzeit führten, während die bildungsferne Masse es gerade wieder auf null katapultiert. Bisweilen muß man erst durch die Hölle gehen, um das Paradies schätzen zu lernen.

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https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/08/10/tuerkei-investoren-erhoehen-nach-lira-crash-druck-auf-erdogan/
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/erdogan-ruft-türken-zum-tausch-von-dollar-und-euro-in-lira-auf/ar-BBLKnIG?ocid=spartandhp
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/jetzt-wird-die-krise-der-türkei-zum-problem-für-europa/ar-BBLJMxO?ocid=spartandhp#page=3

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Bisweilen muß man erst durch die Hölle gehen, um das Paradies schätzen zu lernen.

Mit der "Strategie" ist die Gesellschaft in der Türkei ja leider nicht alleine unterwegs.
Hardcore-Ideologen aller Couleur bringen schon historisch betrachtet nach anfänglichen vermeintlichen Wohltaten eher Unheil über die Menschen...

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