Au weia, Herr Ai Weiwei …
Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
… das sind klare Worte.
Aber treffen sie auch zu?
Der chinesische Dissident Ai Weiwei meint, Deutschland sei keine offene Gesellschaft und zu selbstzentriert.
In Anbetracht der Repressionen, denen Ai Weiwei in seiner Heimat China ausgesetzt war, erscheint sein Urteil über Deutschland nicht nachvollziehbar. Er widerlegt es sogar selbst, wenn er behauptet, Deutschland brauche ihn nicht.
Natürlich gibt es überall Anlaß zu Kritik. Nichts ist perfekt; aber alles ist auch relativ.
Wer als Dissident aus China kommend Deutschland für selbstzentriert hält, hat wohl inzwischen jeglichen Maßstab verloren. Was veranlaßt Ai Weiwei, sein Gastland an Kriterien zu messen, denen seine Heimat nicht auch nur ansatzweise genügt? Auf der Skala der Offenheit jedenfalls dürfte Deutschland im internationalen Vergleich sehr weit vorne und China sehr weit abgeschlagen rangieren.
Wenn Ai Weiwei dann noch ergänzt, Deutschland brauche ihn nicht, muß er sich entgegenhalten lassen, daß ein Land, das jemanden aufnimmt, obwohl es ihn nicht braucht, geradezu ein Beispiel an Offenheit liefert. Mehr geht doch wirklich nicht.
Dieser Herr läßt ein merkwürdiges Verständnis von gesittetem Betragen erkennen. Seinem Gastgeber zu erklären, das Essen habe nicht geschmeckt, würde wahrscheinlich auch in China als affront gewertet.
Ai Weiweis gesamte Einlassung läßt eher auf persönliche Differenzen im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit schließen. Dies Deutschland anzulasten, ist unredlich, aber umso beliebter; enthebt es einen doch selbst von der Verantwortlichkeit für ein Scheitern. Wenn die deutschen Verhältnisse daran die Schuld tragen, kann man eben nichts ändern.
Bedauerlicherweise ist das kein Einzelfall.
Anstatt die ihnen gewährte Aufnahme mit Dankbarkeit zu quittieren, entwickeln zahlreiche Ausländer hier alsbald ein ausgeprägtes Anspruchsdenken und vertreten mit dreister Chuzpe Forderungen, die in ihren Herkunftsstaaten völlig illusorisch gewesen wären. Das hier vorgefundene liberale Klima verleitet sie offenbar dazu, einmal die Grenzen auszuloten.
Niemand von ihnen wurde zwangsweise hierher deportiert. Alle kamen aus freier Entscheidung. Wem es hier nicht paßt, dem räumt das Recht auf Freizügigkeit jederzeit die Möglichkeit des Verlassens des Landes ein. Davon machen leider viel zu wenige Gebrauch.
Wenigstens hier gibt der Chinese ein lobenswertes Beispiel. Reisende soll man nicht aufhalten.