Der BlockwartsteemCreated with Sketch.

in #deutsch27 days ago (edited)

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Die Blockwart-Mentalität ist ein Phänomen, das uns tief in die Abgründe des menschlichen Verhaltens blicken lässt. Ursprünglich aus der Zeit des Nationalsozialismus stammend, wo Blockwarte in Deutschland als lokale Aufseher in Wohnblöcken tätig waren, um die Bevölkerung zu überwachen und die Einhaltung der Parteirichtlinien sicherzustellen, hat sich dieses Verhalten bis heute in verschiedenen Formen erhalten. Besonders in totalitären Systemen wie der DDR war eine ähnliche Mentalität weit verbreitet, und ihre Nachwirkungen sind bis in die heutige Zeit spürbar.
In der DDR existierte ein engmaschiges Netz von Spitzeln und Denunzianten, die im Alltag der Menschen präsent waren. Nicht selten wurde in Häusern ein Besucherbuch geführt, wo jeder Besucher eingetragen wurde. Blockwarte, ob offiziell oder inoffiziell, waren oft Nachbarn, Kollegen oder sogar Familienmitglieder, die Informationen über andere sammelten und an die Staatssicherheit oder anderen Behörden weitergaben. Es war eine Gesellschaft, die von Misstrauen und Kontrolle geprägt war. Jeder konnte zum Ziel von Überwachung und Verdächtigungen werden, und das schuf eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit. Diese Art der sozialen Kontrolle führte dazu, dass Menschen nicht nur gezwungen wurden, sich konform zu verhalten, sondern auch, dass sie sich selbst zensierten, um nicht ins Visier der Behörden zu geraten. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Blockwarte selbst, also die Menschen, die sich dafür hergaben, meistens psychisch schwache Gestalten waren. Sie fühlen eine Art Macht, die ihnen im normalen Leben nie begegnet, wenn sie andere anschwärzen können. Die psychologischen Persönlichkeiten der Blockwarte ähneln sich dermaßen, dass eben das Wort Blockwart-Mentalität entstand.

Die Blockwart-Mentalität ist nicht nur ein Relikt der Vergangenheit. Auch heute zeigt sich dieses Verhalten in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Besonders in Zeiten von sozialen Medien und digitaler Überwachung scheint die Bereitschaft, andere zu überwachen und zu denunzieren, wieder zuzunehmen. Menschen beobachten einander, melden Verstöße und fordern Sanktionen ein, oft anonym und ohne Rücksicht auf die persönlichen Konsequenzen für die Betroffenen. Diese moderne Form der Blockwart-Mentalität kann genauso zerstörerisch sein wie ihre historischen Vorbilder. Sie fördert eine Kultur der Angst, des Misstrauens und der sozialen Ausgrenzung, in der die Grenzen zwischen gerechtfertigter Kritik und blinder Denunziation oft verschwimmen. Die meisten Blockwarte teilen eine psychologische Eigenschaft: Sie haben Minderwertigkeitskomplexe und diese versuchen sie dadurch zu kompensieren, indem sie Mitmenschen anschwärzen, verraten, überwachen, kontrollieren. Das gibt ihnen das Gefühl der Stärke, auf der richtigen Seiten zustehen und letztlich wichtig zu sein. Sehr trivial ausgedrückt, sind Blockwarte Anscheißer, die anderen Menschen Schaden zuführen wollen, ohne über die Empathie zu verfügen, sich in andere hineinversetzen zu können. Blockwarte unter Kommunisten wären genauso Blockwarte unter Nazis. Irgendjemand nannte Blockwarts einmal eine "hündische Menschenart", der es egal ist, unter welchem König sie agiert.

Der Mangel an Kompromissbereitschaft und die Eigenschaft der Kriecherei, egal vor wem, sind so dominant, dass Blockwarte letztlich von niemanden gemocht werden. Selbst ihre Herren verachten sie, weil sie wissen, dass Blockwarte mangels eines Gewissens jeden verraten würden, also auch sie selbst.
Es ist wichtig, sich der Gefahr bewusst zu sein, die von dieser Mentalität ausgeht. Die Bereitschaft, andere zu kontrollieren und bei kleinsten Abweichungen anzuprangern, kann das soziale Gefüge einer Gemeinschaft zersetzen. Statt Solidarität und gegenseitigem Respekt herrscht dann das Prinzip der Überwachung und Kontrolle. Dies untergräbt das Vertrauen in die Gesellschaft und fördert eine Spaltung, die schwer wieder zu überwinden ist.

Die Blockwart-Mentalität mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen, weil sie oft im Namen von Ordnung und Sicherheit daherkommt, doch letztlich zerstört diese Mentalität jede Gesellschaft. Gerade in einer Zeit, in der Überwachungstechnologien immer ausgefeilter werden und die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum zunehmend verschwimmt, ist es wichtiger denn je, gegen diese Mentalität anzukämpfen. Wir müssen uns bewusst dafür entscheiden, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Vertrauen, Offenheit und Menschlichkeit basiert, anstatt auf Überwachung und Kontrolle. Nur so können wir verhindern, dass die Schatten der Vergangenheit uns erneut einholen.
Die Blockwarte sind unglückliche Kreaturen und bedürften mehr unseres Mitleids als unserer Verachtung.

Wie erkenne ich einen Blockwart?

Einen Blockwart zu erkennen, ist nicht immer einfach, da diese Mentalität sich subtil und in verschiedenen Verhaltensweisen zeigen kann. Es gibt jedoch einige typische Merkmale und Verhaltensmuster, die auf eine Blockwart-Mentalität hindeuten können.
Ein Blockwart neigt dazu, das Verhalten anderer Menschen genau zu beobachten und zu bewerten. Sie haben ein starkes Bedürfnis, dass Regeln und Normen eingehalten werden, und sind bereit, Verstöße zu melden, sei es bei Vorgesetzten, Behörden oder in sozialen Medien. Sie sehen sich oft als Hüter der Ordnung und Rechtmäßigkeit und agieren aus einer Position heraus, die sie selbst als moralisch überlegen wahrnehmen. Oft rechtfertigen sie ihre Handlungen mit dem Argument, dass sie das „Richtige“ tun und zur Aufrechterhaltung der Gemeinschaft beitragen.

Solche Menschen suchen häufig nach Gelegenheiten, um andere zu kritisieren oder zu korrigieren, auch in Situationen, die sie selbst nicht direkt betreffen. Sie zeigen wenig Verständnis für individuelle Unterschiede oder Ausnahmen und haben wenig Toleranz gegenüber Abweichungen von dem, was sie als „normal“ betrachten. Statt auf Dialog und Verständigung zu setzen, wählen sie den Weg der Konfrontation und des Denunzierens.

Ein weiteres Anzeichen ist, dass ein Blockwart oft ein autoritäres Weltbild hat. Sie fühlen sich von klaren Hierarchien und Strukturen angezogen und unterstützen oft Maßnahmen, die Kontrolle und Überwachung fördern. Die Coronazeit hat viele Blockwarte sichtbar gemacht. Sie können eine starke Loyalität gegenüber Institutionen oder Autoritäten zeigen, denen sie vertrauen, und sie verteidigen diese vehement gegen jede Form von Kritik. Ihre Bereitschaft, andere zu überwachen und zu melden, resultiert oft aus einer tiefen Verunsicherung oder Angst und anderen menschlichen Schwächen.

Mein letztes Fazit:

Ohne Blockwarte wäre diese Welt besser!

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