Rächtschraipunk und Grammatik (an article about German spelling and grammar)

Hintergründe

In den letzten Jahren sehe ich eine eindeutige Entwicklung im Deutschen. Neben dem Hang, alles zu "verenglischen", was durchaus witzig sein kann, werden die Rechtschreibung und die Grammatik immer mehr zum Problem.

Auf Facebook sieht man diese Entwicklung besonders deutlich. Da werden Memes kreiert, die grammatikalisch "fälscher" nicht sein könnten, es werden Kommentare geschrieben in schlechtester Sprache. Teilweise kann man nicht einmal verstehen, was der Autor eines solchen Kommentars überhaupt sagen möchte.

Die Reform und die Reform von der Reform

Einen Anteil daran haben sicher die diversen Rechtschreibreformen der letzten Jahre. Der Deutschlandfunk hat hierzu einen sehr interessanten Artikel verfasst.

Allerdings, so kommen Experten überein, sind die Rechtschreibreform und die diversen Reformen von der Reform wohl nicht alleine für den "Verfall" der deutschen Rechtschreibung verantwortlich.

Schule und Technik machen es nicht besser

Es ist eine Entwicklung, die schon sehr lange stattfindet, und die vielen Faktoren unterworfen ist. So wird auf die Orthographie in Schulen immer weniger Augenmerk gelegt, selbiges gilt auch für die Ausbildung unserer Lehrer (sic!). In Zeiten des technischen Fortschritts, in denen auf dem Smartphone intelligente Tastatur-Apps installiert sind, die das Geschriebene analysieren und Worte vorausahnen, muss man auch selbst immer weniger auf die richtige Rechtschreibung achten.

Auch ich stelle immer wieder fest, wie meine intelligente Tastatur-App mich ein bisschen "verblöden" lässt. Sobald ich am Laptop sitze und frei schreiben will, merke ich, wie oft ich überlege "wie schreibt man das noch gleich?".

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Seid/seit und andere Stilblüten

Einer der häufigsten Fehler, den ich in letzter Zeit sehe, ist die Verwendung von seid und seit.
Zum Beispiel: "Wo seit ihr?" oder "Seid ich 18 bin, hab ich meinen Führerschein". Es rollen sich mir jedes Mal die Zehennägel hoch.

Der Postillon (ich liebe ihn!) trieb diese Unart auf die Spitze, indem er eine neue Rechtschreibreform und die Verschmelzung von seid und seit zu seidt ankündigte: http://www.der-postillon.com/2016/05/rechtschreibreform-seid-seit.html

Witzige Anekdote am Rande: dies wurde tatsächlich von einem Radiosender aufgegriffen und für bare Münze genommen. Peinlich, peinlich ;)

Die richtige Verwendung von seid und seit lässt sich eigentlich ganz leicht merken: seit ist immer eine Angabe von Zeiträumen. Zum Beispiel: Seit letztem Jahr, seit gestern, seit ich angekommen bin.

Seid ist die zweite Person Plural von "sein". Ihr seid großartig, wann seid ihr da, et cetera.

Ebenso gruselig wie die falsche Verwendung von seid und seit sind die Stilblüten, die im Zusammenhang mit tot und Tod entstehen.
Da wurde jemand bei einem Unfall tötlich verletzt, jemand lacht sich tod und so weiter und so fort.

Auch hier ist die Erklärung recht einfach: der Tod ist das Ende des Lebens - stirbst du, so bist du des Todes. Tot ist ein Zustand, sprich, stirbst du, so bist du tot.
Ich lache mich tot - ich lache, bis ich tot bin. Er wurde tödlich verletzt - er ist gestorben.

Akkusativ, oh Akkusativ

Auch grammatikalisch liegt so manches Mal einiges im Argen. Besonders auffällig: der Akkusativ - beziehungsweise dessen völlige Missachtung.

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Korrekt müsste es natürlich heißen, Chuck Norris macht nie einen Akkusativ-Fehler. Ich kann die Memes schon gar nicht mehr zählen, die den armen Akkusativ so schändlich ignorieren.

Meine persönliche Vermutung ist hier, dass man sich zu sehr an der gesprochenen Sprache orientiert. Ich kenne viele, die die Endung -en einfach "verschlucken". Nuschelt man ein wenig, dann klingt etwas sehr schnell nach "ich habe ein großen Garten", "ich habe ein grünen BMW".
Schreibt man dies nun wie man es gehört hat, so entstehen allerhand kuriose bis grausige Stilblüten.

Es ist keine Schande, nicht zu wissen, wie man etwas richtig schreibt. Aber bitte, schlagt doch einfach ab und zu mal nach. Die deutsche Sprache wird es euch danken.

In diesem Sinne:

Möge der Duden mit euch sein!

Ines

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