Historie 1990 - Antrag auf Kriegsdienstverweigerung

in #deutsch3 years ago

Also hier mal für all jene, die nicht wissen können wie das früher ablief (wobei ich selbst nicht weis ob das im Westen genauso lief oder schwieriger war). Ich wurde 1968 in der DDR geboren, besuchte eine POS (Schule mit 10 Klassen), absolvierte direkt danach meine Lehre von 1985 bis 1987 (das war so üblich, alternativ halt EOS für Abitur), ging dann zur Armee bis 1990 (durch die Wende ca. 6 Monate gespart), kam in meinen Betrieb zurück und war erstmal arbeitslos. Damit ich im neuen Staat nicht auch nochmal zur Armee musste, wollte ich unbedingt den Dienst an der Waffe verweigern. Vermutlich wären wir nie gezogen wurden aber das konnte ich damals nicht so abschätzen.

Jedenfalls war ich recht schlecht in Rechtschreibung (das sieht man an den Dokumenten), hatte kein Telefon (das war damals üblich), und für so viel Schriftkram hätte man sich jemanden gesucht der entweder eine Schreibmaschine besitzt oder jemanden im Betrieb kennt. Von meinem Armeegeld hatte ich mir noch für ca. 2000 Mark der DDR einen KC 85/4 gekauft und auf dem habe ich dann versucht die Briefe zu schreiben. Gespeichert wurde auf Magnetbandkassetten und der Nadeldrucker hatte bestimmt auch nochmal 200 DDR Mark gekostet. Die benutzte Textverarbeitung war eine Software welche auf 8x8 Pixel 2 Zeichen darstellen konnte durch technisch interessante Überlappungen.

Was ich sagen will ist, wenn man es einmal geschrieben hatte, in Mäuseschrift auf einem Fernseher und dann nach dem Ausdruck Rechtschreibfehler sah, hatte man auch keine Lust mehr das zu korrigieren. Auch saß am anderen Ende der Kommunikation nur der Staat. Son Ding wie wir gerade erst beseitigt hatten. Von daher kam ich mir nicht wie ein Bittsteller vor und dachte mir: "Sollen sie mir halt erklären was zu tun ist".

Vom Lebensumfeld war es gerade so, dass die meisten ihre Arbeit verloren (ich auch), es kein Arbeitsamt gab und sich neben Massendemonstrationen gegen Kohl auch Schlangen vor den Wehrkreisämtern bildeten weil alle zurückgekehrten Soldaten ihre Ausweise und ihre Hundemarke abgeben wollten, so auch ich. Hätte ich gewusst, dass ich die auf nem Trödelmarkt im Westen gegen DM losgeworden wäre - dann hätte ich mich vermutlich anders entschieden :)

Um meine Ausdrucksweise zu verstehen ist es vermutlich notwendig zu erklären, dass folgendes im Osten in der Schule gelehrt wurde: Lebenslauf immer handschriftlich, möglichst in Tinte, Klarstellung der Klassenzugehörigkeit der Eltern musste mit rein (also meine Mutter arbeitet seit, als und war immer lieb, mein Vater auch und er hat folgende Auszeichnungen bekommen - also sowas), es musste erkennbar sein, dass man auf Linie lag also alle Pflichtorganisationen wie Pioniere, FDJ, FDGB, DSF, GST, .... aufzählen, möglichst jede Auszeichnung erwähnen, vom Schwimmabzeichen bis Abzeichen für Gutes Wissen, viele Freizeitaktivitäten nachweisen (damals als Arbeitsgemeinschaften organisiert), naja letztlich viel Text der nix bringt aber Seiten füllt. Das war so gewünscht. Ich wusste nicht, dass das im Westen anders ist und hab das Prinzip konsequent angewendet :) Mit etwas Abstand irgendwie lustig :)

Auch hatte ich also gerade viel um die Ohren und naja - dabei ist dann diese Kommunikation entstanden :)

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