89 - Facetten einer Revolution

In Berlin öffnete sich am 09.11.1989 die Mauer, durch eine Pressemitteilung von Günter Schabowski. Total überraschend aber ganz friedlich. Ermöglicht auch durch das besonnene, politische Handeln von Michail Sergejewitsch Gorbatschow.

Viele glaubten und glauben, es war sein Verdienst, dass es nicht zu einer Lösung nach chinesischem Vorbild am "Platz des himmlischen Friedens" kam. Dort waren tausende Studenten blutig nieder gemetzelt worden. Auch für die führenden Politiker Honecker und Krenz lief es insgesamt ganz gut. Zumindest kamen sie vor ein Gericht, auch wenn hier ein Anschein von Siegerjustiz mitspielte. Im Gedächtnis des Volkes hatte Krenz nie eine bedeutende Rolle in der Regierung inne.

Nicht so gut lief es in den richtig armen Ländern mit der Revolution, beispielsweise in Rumänien. Dort lies das Volk keine Nachsicht walten und erschoss das Ehepaar Ceaușescu kurzerhand. Der Wendespruch damals hieß "Tschau Ceaușescu" - auch im Osten Deutschlands.

Was ich damit sagen will ist, dass die wenigsten Revolutionen in der Geschichte bislang unblutig verliefen. Spielregeln wie Ankündigung einer Demonstration oder Beachtung humanistischer und ethischer Grundsätze waren in Revolutionen bisher eher selten. Im Gegenteil, meist gab es tausende Verletzte oder Tote und Exekutionen auf beiden Seiten. Auch in der "friedlichen Revolution" gab es sehr viele Verletzte, die bei Demonstrationen oder nach Verhaftungen nieder geknüppelt wurden. Doch ein wirklich heftiges Ereignis jener Zeit war die Hinrichtung in Rumänien. Trotzdem haben sie viele in meinem damaligen Umfeld als Genugtuung empfunden. Mich eingeschlossen. Und das obgleich wir von dem Ereignis gar nicht direkt betroffen waren.

(Verständlicherweise gibt es zu einem solchen brutalen Ereignis kaum Aufnahmen im Netz obgleich die Bilder meines Wissens damals live im Rumänischen Fernsehen ausgestrahlt wurden)