Warum die Menschen die soziale Marktwirtschaft unterstützen

in #deutsch6 years ago (edited)

"Die schädlichste Folge des Widerwillens des durchschnittlichen Bürgers, sich ernsthaft mit wirtschaftlichen Problemen zu befassen, ist seine Bereitschaft, Kompromißlösungen zu unterstützen. Er betrachtet den Konflikt zwischen Kapitalismus und Sozialismus, als ob es sich um einen Zwist zweier Gruppen – Arbeiter und Kapitalisten – handelte, von denen jede den fraglichen Gegenstand für sich beansprucht. Da er selber nicht in der Lage ist, die Berechtigung der von jeder der Parteien vorgebrachten Argumente zu beurteilen, denkt er, daß es eine gerechte Lösung sein würde, den Streit durch eine freundschaftliche Abmachung zu beenden: jeder der streitenden Parteien sollte ein Teil ihrer Ansprüche zugestanden werden. Auf diese Weise erwarb das Programm der Staatseingriffe in die Privatwirtschaft sein Ansehen. Es sollte weder völligen Kapitalismus noch vollständigen Sozialismus geben, sondern etwas dazwischen, einen Mittelweg. Dieses dritte System, behaupten seine Unterstützer, sollte ein durch Staatseingriffe in die Privatwirtschaft regulierter und reglementierter Kapitalismus sein. Doch diese Staatseingriffe sollten keinem vollständigen Staatszugriff auf alle wirtschaftlichen Betätigungen gleichkommen; sie sollten auf das Entfernen einiger besonders anstößiger Auswüchse des Kapitalismus begrenzt sein, ohne die Betätigungen der Unternehmer gänzlich zu unterdrücken. Folglich werde eine Gesellschaftsordnung entstehen, die angeblich so weit vom völligen Kapitalismus wie vom völligen Sozialismus entfernt ist und die, während sie die jedem dieser zwei Systeme innewohnenden Vorteile beibehält, deren Nachteile vermeiden wird. Beinahe all jene, die nicht ohne Einschränkung völligen Sozialismus verteidigen, unterstützen heute dieses Programm von Eingriffen (Interventionismus), und alle Regierungen, die nicht gerade heraus und offen sozialismusfreundlich sind, haben eine Politik wirtschaftlichen Interventionismus’ angenommen. Es gibt heutzutage sehr wenige, die sich jeglicher Staatseinmischung bei Preisen, Lohnsätzen, Zinssätzen und Gewinnen entgegenstellen, und die sich nicht scheuen zu behaupten, daß sie Kapitalismus und freies Unternehmertum als das einzige durchführbare System und als wohltätig für die Gesamtheit der Gesellschaft und für alle ihre Mitglieder ansehen."

Ludwig von Mises: Die Bürokratie (1944)

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Ich bin kein Freund von Kompromissen. Da müssen immer alle verzichten, was durchaus Sprengstoff hinterlässt.
Aber ich denke ich verstehe was er meinte.
Gutes Zitat! 👍

Ansonsten einfach mal seine Werke lesen. Es lohnt sich auf jeden Fall! :-)

Ich behalte es im Hinterkopf!

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