Einschlafen und Selbstbegegnung

"Deswegen war es notwendig, nicht zu schlafen – damit diese Eierschale Risse und Brüche bekommt. Das Gebet ‚Lieber Gott, lass mich doch einfach schlafen!‘ hat auch geheißen: ‚Ich will einfach in Ruhe gelassen werden von mir selbst. Ich will das was da ist – vor allen Dingen die Schmerzen – nicht fühlen. Ich will mir nicht begegnen. Lass mich fliehen, durch Schlaf!‘

Und die innere Weisheit sagt: ‚Ich habe dich gehört, aber du bekommst immer was du brauchst und was dir dient.‘ Und wenn die Flucht vor dir selbst dir gerade nicht mehr dient, dann wird sie spätestens in den Nächten verhindert. Und die Schale bricht auf!

Die beste Art einzuschlafen, speziell dann, wenn sich etwas in dir noch bewegt oder dich etwas beschäftigt, ist: den Fokus ganz tief nach innen zu richten und dich mit dem zu verbinden, was da ist. Und wenn Tumult da ist, geh eine Etage tiefer und frage dich: Aus welcher Energie darunter wird dieser Tumult gespeist? Wir haben das gestern auf dem Herzsitz gesehen.

Und wenn das möglich ist, wenn du so weit mit dir in Kontakt gehen kannst, wird es dir gezeigt: Das Unerlöste, der Schmerz, die Angst, die Schuld – was nie da sein durfte, was nie in der Tiefe gefühlt wurde zeigt sich. Und dem zu begegnen ist heilsam und erfrischend. Egal wie kurz oder wie lang du dann schläfst."

Gerd Bodhi Ziegler, Centro 2021
aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Foto: Pixabay / dannyworking)