Schlechte Zeit für LyriksteemCreated with Sketch.

in #deutsch8 years ago (edited)

"Schlechte Zeit für Lyrik" ist ein Gedicht von Bertolt Brecht, mit dem ich mich vor gut vierzig Jahren während meiner Schulzeit beschäftigt habe. Nicht etwa deswegen, weil ich mich damals besonders für Lyrik interessiert hätte, sondern weil mich mein Deutschlehrer zu einer Interpretation dieses Gedichts nötigte. Er war ein politisch Linker und hatte Gefallen daran, mich mit dem ebenfalls linken Brecht zu quälen.

Non scholae, sed vitae discimus - oder - Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)?!

Lernen wir nun in der Schule für das Leben oder nur für die Schule? Damals war ich mir zu 100% sicher: Diese Aufgabe ist nur nützlich, um das Abitur zu bekommen. Nun, irgendwie gelang trotz meiner Abneigung die Interpretation. Hier ist das Gedicht:

Der Originaltext

Worum geht es?

Bekanntermaßen war Brecht kein Hitler-Freund. 1933 floh er vor den Natioalsozialisten ins Exil. Sein Gedicht thematisiert seinen inneren Zwiespalt, ob er sich angesichts der Reden des "Anstreichers" (=Hitler) überhaupt noch mit schöngeistigen Dingen wie dem blühenden Apfelbaum beschäftigen solle:

Nach vierzig Jahren plötzlich wieder für mich relevant

Seit einiger Zeit fühle auch ich mich in einem ähnlichen Zwiespalt gefangen. Mehr und mehr empfinde ich die Meinungsdiktatur seitens der Mainstreammedien sowie die neuen Initiativen der Politik zur Bekämpfung von sogenannten "Fake-News" sehr beklemmend. Ich habe nun plötzlich einen eigenen Zugang zu Brechts Gedicht und erkenne einen Sinn darin, dass ich mich damals mit ihm auseinandersetzen musste.

Bitte nicht 1984

Möge uns allen ein Orwell'sches 1984 Szenario erspart bleiben. Lasst uns für die Meinungsfreiheit kämpfen. Seien wir mutig und nützen jede passende Gelegenheit, unsere Meinung kundzutun und das Recht auf uneingeschränkte Informationen einzufordern! Freuen wir uns, dass es steemit gibt!

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Du hast gelernt, dass es nicht um Etiketten wie Rechts oder Links geht. Es ging Brecht immer nur um die ganz elementaren Bedürfnisse wie Freiheit und Wahrheit. Das hört sich eben nur „links“ an. Für diese wichtige Erkenntnis hast Du sehr viele Jahre Erfahrung sammeln müssen. Sei froh, dass Du es überhaupt gemerkt hast, @freiheit50. Viele bleiben ihr Leben lang in einem Poesiealbum voller Abziehbildchen kleben. Wertvoller Beitrag in diesem Meer aus Beiträgen.

Danke für deinen Kommentar! Mittlerweile hast du in meinen Augen so viel Reputation, dass ich mich über Lob (aber auch Kritik) deinerseits freue! Zum Thema: Das Links-Rechts-Schema ist in der Tat überholt; deswegen finde ich beispielsweise auch die Aussagen von Frau Wagenknecht meist sehr bedenkenswert. Nur ein möglichst tabufreier und offener Diskurs bringen uns weiter.

Freiheit50, danke für die Blumen. Ich denke, wir verstehen uns einfach nur gut. Fernversteher…

Schöner Beitrag, aber Orwells etatistische Welt ist leider schon lange Realität, nur wird sie relativiert von den vielen Dingen, die parallel dazu in der Welt der zwischenmenschlichen Beziehungen und der freiwilligen Kooperation existieren und das Leben lebenswert machen. Ich bin auch der Meinung, dass Steemit eine Super Sache ist und hoffe, das die deutsche Steemit-Comunity noch richtig gross wird ... liebe Grüsse

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