Geld und der Fluch der negativen Zahlen
In der Natur, wie sie sich uns zeigt, gibt es keine negativen Zahlen. Auch physikalische Modelle mit negativen Größen wie zum Beispiel negative Ladungen oder Geschwindigkeiten (für Rückwärtsbewegungen) sind nur gedankliche Konstrukte mit Hilfe der Mathematik. Erst im Kontext mit modernem Geld erhalten sie reale (und leider traurige) Bedeutung.
Minus drei Maikäfer sind nicht vorstellbar, minus drei Euro als Kontostand dagegen schon.
Tauschhandel
Archaische Ökonomien basierten auf Tauschhandel. Ein Apfelproduzent (Alfred) und ein Birnenproduzent (Baltasar) können einst wie heute durch einfachen Tausch das jeweilige Produkt des Handelspartners erhalten, ohne es selbst produzieren zu müssen:
Beide können sich auf ihr Produkt spezialisieren und so erhöht sich die Gesamtproduktion in Summe, was beiden Vorteile bringt.
Handel mit Waren und Geld
Die zusätzliche Einführung eines universellen Tauschmittels (=Geld) ermöglicht eine weitere Flexibilisierung des Handels: Man kann nun alle Waren gegen Geld tauschen und das Geld zunächst aufbewahren und zeitversetzt wieder gegen Waren tauschen.
Geld muss die folgenden Eigenschaften besitzen:
Es muss (1) knapp, (2) homogen, (3) teilbar, (4) haltbar, (5) transportabel, (6) prägbar und (7) allgemein wertgeschätzt sein.
Immer noch ist in diesem Modell Geld eine positive Größe. Ohne Geld oder Waren, die man besitzt, kann man nicht am Handel teilnehmen.
Natürliches Geld als positive Größe
Historisch dienten meist Gold und Silber als Geld. Heute kann man man auch Bitcoin als echtes Geld bezeichnen. Man beachte, dass bei Gold, Silber und Bitcoin die Geldmenge endlich ist.
Schulden
Die Einführung von Schulden ermöglicht es auch Leuten ohne Geld weiter am Markt teilzunehmen. Wenn sie einen Kreditgeber finden, der ihrer Bonität traut, d.h. ihre vorhandenen Sicherheiten und ihre spätere Rückzahlungsfähigkeit positv beurteilt, bekommen sie Kredit (das Wort leitet sich vom lateinischen credere = glauben, vertrauen ab). Hier entfalten bereits die negativen Zahlen ihre verhängnisvolle Wirkung. Der Zins arbeitet für den Gläubiger; der Schuldner riskiert den Verlust seiner Sicherheiten.
Schuldgeld
Die heutige Form des Geldes spätestens seit Gründung der US-amerikanischen Zentralbank Federal Reserve ist das sogenannte Schuldgeld oder Kreditgeld. Hierbei wird alles Geld direkt bilanztechnisch durch Schulden erzeugt. Siehe hierzu https://de.wikipedia.org/wiki/Geldsch%C3%B6pfung
Somit lassen sich im Gesamtsystem beliebig große Geldmengen durch Schulden erzeugen. Die negativen Zahlen machen es möglich!
Machthaber sind immer kreditwürdig, auch wenn sie es nicht sind
Machhaber, sowohl demokratisch gewählte als auch Diktatoren können immer Kredit erhalten, weil in der Lage sind, sich mit Hilfe ihrer Macht das Geld sofort oder später durch Steuern zurückzuholen. Wie praktisch für sie, dass sie hierfür nicht einmal persönlich haften. Die "Sicherheiten" liegen in der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft. Deswegen wird der Bürger auch besser "Bürge" genannt. Die persönlichen Verflechtungen zwischen den Akteuren der angeblich "unabhängigen" Institutionen erleichtern den ungebremsten Geldnachschub auf Schuldenbasis für die großen Player im System.
Jetzt bestellen, später zahlen
Fatalerweise bemerkt der Durchschnittsbürge(r) nicht, dass er für die staatlichen Leistungen, die er bei der Wahl bestellt und wenn es gut geht auch erhält, möglicherweise später selbst zu bezahlen hat. Er hofft darauf, dass er Nutznießer wird und ein anderer die Zeche übernimmt. Und manchmal kann die Rechnung sogar aufgehen. Man nennt diese Haltung "kollektive Korruption". Ein achzigjähriger Rentner wird im Zweifel für eine saftige Rentenerhöhung stimmen, auch wenn hierdurch zwanzig Jahre später ein riesiges Loch in der Staatskasse vorprogrammiert ist.
Das große Finale
Die globale Aufschuldung hat sich durch die beschriebenen Mechanismen immer weiter von der tatsächlich vorhandenen Wirtschaftsleistung entkoppelt. Das Ergebnis sind nicht mehr tragfähige Staatsverschuldungen in vielen Ländern. Das finale Ereignis der Zahlungsunfähigkeit wird nur noch durch Nullzinsen und ständig neuen Kreditnachschub aufgehalten. Die Europäische Zentralbank kauft jeden Monat Staatsanleihen für 60 Milliarden EUR (= frisch erzeugtes Geld). Auf der Seite https://www.smava.de/eurozone-schulden-uhr/ sieht man die Schuldenstände in der Eurozone:
Die Staatsverschuldung der USA findet man unter http://usdebtclock.org/.
Fazit
Das derzeitige Kreditgeldsystem, was mit Hilfe der negativen Zahlen konstruiert wurde, hat architekturbedingt sein natürliches Ende erreicht. Man muss davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahren zu einem gigantischen Reset kommt. Machen wir uns die Zeit bis dahin so angenehm wie möglich. Turbulente Zeiten stehen uns bevor.
Teilweise stimme ich dir zu. Es wird mit Sicherheit irgendwann zu einem reset kommen, denn die theoretischen Schulden der ganze Welt sind zusammengerechnet mathematisch mehrfach der gesamte globale Warenhandel. Diese Schulden sind nicht real und diejenigen, denen das Ganze zum großen Teil geschuldet wird, nämlich die Banken, haben überhaupt nichts reelles zur Wirtschaft beigetragen.
Was real ist, sind wirkliche Werte: Produktionsanlagen, Anbauflächen, Immobilien und so weiter. Die verschwinden ja auch nicht, bei einem Geldreset. Was verschwindet ist fiktives Geld, durch fiktive Schulden und das kann mit einem einfachen Federstrich oder im heutigen Fall einem Druck auf die Tastatur eines Computers behoben werden.
Das bringt uns nicht um, Krieg kann uns umbringen, aber das nicht.
Und ich weiß das so genau, weil wir hier in Island im Jahr 2008 einen totalen und völligen Finanzkollaps durchgemacht haben und kein einziger Isländer ist dabei verhungert, keiner. Selbst der Verlust der Wohnungen hat sich stark in Grenzen gehalten. Und kein Isländer oder Ausländer, der hier wohnte musste auf der Straße schlafen.
Und die Regierung hat dann Gesetze gemacht, durch die die Kredite, die auf den Wohnungen aufgenommen waren, die sich bei vielen Kreditnehmern durch den Kursverlust verdoppelt hatten, sich auf den ungefähren Wert der Wohnungen reduziert haben.
Glaub mir, eine Weltuntergangsstimmung nur weil irgendwann mal der globale Kreditbubbel platzt, ist verfrüht.
Im Gegenteil, wenn die Zentralwährungen wie Dollar und Euro an Überschuldung platzen, dann kann die NATO keine Kriege mehr finanziert kriegen.
Und was den armen Opa mit seiner Rentenerhöhung angeht, die paar Groschen müssen sich die Enkelkinder dann auch nicht von ihrem Hungerlohn absparen, denn hurrah die Schulden sind weg!
Vielen Dank für deine wertvolle Ergänzung! Island hat nach der Krise richtig gehandelt, weil das Volk per Abstimmung die Haftung für die maroden Bankbilanzen abgelehnt hat. In Kontinentaleuropa haben die meisten Leute keinen blassen Dunst von der architekturbedingten Disfunktionalität der bestehenden Geldordnung. Meine Absicht war es, das systemische Problem aufzuzeigen. Deine Bemerkung zur Kriegsfinanzierung ist ebenfalls richtig und wichtig.
Kennst du eigentlich den Auroracoin, deer extra für Island geschaffen wurde? Ist er endgültig gescheitert?
Ich hab schon lange nichts mehr von ihm gehört, aber anscheinend gibt es ihn noch. Ich hab damals meine theoretischen Anteilscheine meinem Sohn übergeben und was der damit gemacht hat, keine Ahnung.
Auf den Punkt. ;)
Hallo aus österreich!!
sehr guter post über geld!! der liebe euro hat seid der einführung 40% inflation!
digitale währung hat das nicht ;)
wo betreibst du mining wenn ich fragen darf?
cya, florian
Servus! I bin a oft und gean in Österreich, meistens in Kärnten. Dank'sche füa dei Lob. Minen tu i gar ned, weil si dos nimma rentiern duad. I bin halt lei a Investor.
In Wean gibts jetzad des House of Nakamoto, do muast amoi eina schaung.
Baba.
This post has been ranked within the top 80 most undervalued posts in the second half of Feb 12. We estimate that this post is undervalued by $3.58 as compared to a scenario in which every voter had an equal say.
See the full rankings and details in The Daily Tribune: Feb 12 - Part II. You can also read about some of our methodology, data analysis and technical details in our initial post.
If you are the author and would prefer not to receive these comments, simply reply "Stop" to this comment.
Wird ein Ende kommen?
Ja, aber wohl noch nicht so schnell. Ich kann die Artikel der Crashpropheten, die jeden Tag aufs neue das baldige Ende vorhersagen, nicht mehr ernst nehmen. Das unter immensem Druck stehende Finanzsystem kann durch immer verrücktere Maßnahmen seitens der "Männer mit den tiefen Taschen" (Regierungen, Zentralbanken) noch weiter auf der Intensivstation am Leben erhalten werden. Sobald aber ein unverhergesehenes Ereignis eintritt, kann das Spiel sofort aus sein. Man wird sehen ...
Ich stimme zu: man (also wir) wird (werden) sehen. Und sicher macht es keinen Sinn, wie das Kaninchen vor der Schlange auf den Untergang zu starren oder zu warten. Die nötige Vorsorge betreiben und dann cool bleiben, ist ganz gut, denke ich. Und dann beobachten, was passiert. Die aktuelle Sollbruchstelle sehe ich im Moment in den USA, bei der neuen Administration. Trump könnte ein Interesse haben, das System zum Ende zu bringen. Was nicht heißt, das er es auch kann, denn es gibt natürlich weiterhin mächtige Gegenspieler. In dem Video "Bix Weir-Trump Will Crash System then Rebuild" ist das gut erklärt finde ich.
Danke für den Tipp - das Video kenne ich noch nicht.
Danke, sehr guter Post.
Ich denke, es gibt noch Feinheiten zu ergänzen bzw. zu korrigieren. So ist die Formulierung " Gründung der US-amerikanischen Zentralbank Federal Reserve " nicht ganz korrekt. Gemeint ist die Gründung des " Federal Reserve System" 1913, bestehend aus dem Board of Governors, zwölf regionalen Federal Reserve Banks, dem Federal Open Market Committee (FOMC), einer Vielzahl von Mitgliedsbanken (Mitgliedspflicht ab einer bestimmten Größe) und anderen Institutionen. Die regionalen Zentralbanken entstanden viel früher, so viel weiß aus gut nachvollziehbaren praktischen Gründen. So hatten die Banken einfach keine Lust mehr, Ihr Gold durch die Gegend zu fahren (wenn wegen des Goldstandards zwischen den Banken die Goldmengen ausgetauscht werden mussten) und bei Postkutschenüberfällen zu verlieren oder wahlweise viel Geld für den Schutz auszugeben.