Anja, der Bitcoin und die Erpresser (almost real life story)

in #deutsch7 years ago (edited)


(Chart aus ariva.de)

Sommer 2015

Ich erzähle Anja ungefragt alles, was ich über Bitcoin weiß. Der Kurs steht bei ungefähr 300 Dollar. Vorsichtig lege ich ihr nahe, vielleicht mal ein paar Coins zu kaufen. Einen sicheren Job und Geld hat sie ja. Sie will wissen, wie man so einen Kauf tätigt.

Ich: Am Bitcoin-Automaten in Kufstein, allerdings mit 5% Gebühren.
Anja: Geht es auch günstiger?
Ich: Ja, bei bitcoin.de für 1%. Aber dann brauchst du ein Konto bei bitcoin.de und ein Abwicklungskonto bei der Fidor Bank.
Anja: Ich mache grundsätzlich kein Online-Banking.

Das war es dann.

2016 - Der Kurs stiegt

Ich: Hast du noch Interesse am Bitcoin?
Anja: Mal sehen. Im Moment nicht.

Frühling 2017: Der Kurs erreicht neue Höchststände

Anja: Vielleicht sollte ich doch mal Bitcoin kaufen.
Ich: Gut, soll ich dir helfen?
Anja: Ich habe schon ein Online-Banking-Konto beantragt.
Ich: Ich hoffe doch bei der Fidorbank??
Anja: Nein, bei meiner Hausbank.
Ich: Das nützt aber nichts.

Ich schicke Anja meinen Affiliate-Link bei der Fidorbank und bin gespannt, wie es weitergeht. Ein paar Tage später:

Anja: Hast du das mit den Erpressern gehört? Die verlangen Bitcoin!!


(Artikel siehe http://www.zeit.de/digital/internet/2017-05/hackerangriff-deutsche-bahn-ransomware-weltweit)

Ich: Ja. Und? Kannst du dich noch an die Geschichte aus den 90er Jahren erinnern? Arno Funke alias "Dagobert" hatte damals Kaufhäuser erpresst und wollte die Lösegeldübergabe mit einer selbstgebastelten Lore auf Eisenbahnschienen abwickeln?

Anja: Bitcoin als Lösegeld. Schwankt der Kurs deswegen so extrem?
Ich: Nein.
Anja: Erpressung von Lösegeld nach Datenklau ist nicht gerade eine Werbung für den Bitcoin ...
Ich: Was willst du jetzt hören?
Anja: Deine ehrliche Meinung.
Ich: Die kennst du doch. Diese Stories kommen immer wieder. Verwendest du kein Bargeld mehr, weil man damit Drogen kaufen kann?
Anja: Nein, aber Bargeld ist ein gängiges Zahlungsmittel, der Bitcoin nicht unbedingt.
Ich: Vielleicht ist der Bitcoin nichts für dich.
Anja: Müssen alle, die auf die Erpressung eingehen, zu fidor? Oder gibt es andere Möglichkeiten?
Ich: Ja, am Automaten mit 5% Aufpreis oder an allen Schweizer Bahnfahrkartenautomaten. Geht dein PC noch?
Anja: Ja. Du bist gemein.

Tatsächlich haben laut Bericht von n-tv.de schon einige Leute den Erpressern Bitcoin bezahlt:


(Bildquelle http://www.n-tv.de/panorama/Cyber-Angreifer-erpressen-fast-30-000-Euro-article19841444.html)

Anja: Ich bin einfach unsicher.
Ich: Mein Tipp: Mache einfach eine Riesterrente. Die ist sicher.


(Im Bild: Walter Riester, ehemaliger Arbeitsminister, Erfinder der heute quasi renditelosen "Riesterente")

Anja: Hehe, ich werde doch mal nachfragen dürfen.
Ich: Ja schon, aber wenn du unsicher bist, solltest du es wirklich lassen. Ich möchte auch ehrlich gesagt an nichts schuld sein.

Vorläufiges Ende des Dialogs.

Nachverfolgung möglich?

So wie damals Dagobert mit den numerierten Geldscheinen vermutlich nichts hätte bezahlen können, würde auch die Bitcoinadresse der Ransomware-Erpresser nachverfolgt werden können. Denn Bitcoin ist bekannterweise nur pseudoanonym. Echte Profis hätten daher eher eine Zahlung in Zcash oder Monero verlangt.

Fazit

Irgendjemanden irgendetwas zu empfehlen sollte man lieber lassen. Man kann eigentlich nur in Ungnade fallen.

Sort:  

Tja, da sind wir "Leidensgenossen" @freiheit50 .
Viele Menschen sind allem gegenüber, was sie nicht kennen bzw. bis ins letzte Detail verstanden haben, äußerst zögerlich und skeptisch (lieber tut "man" da doch aus Gewohnheit das, was alle tun und pflegt weiterhin seine Konten bei seiner Hausbank und natürlich bei Facebook). Nicht, dass es falsch wäre, kritisch zu sein, aber man sollte doch auch dazu in der Lage sein, Chancen zu erkennen und zu ergreifen (zumal ja gerade die Nutzung von Steemit ohne eigene Investition genau NULL Risiko mit sich bringt).
Trotzdem, auch wenn es schwer ist, gelingt es mir nach und nach, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis Interesse für Bitcoin, Steemit und Co. zu wecken, auch wenn bisher nur Wenige den Schritt in die "neue Welt" tatsächlich vollzogen haben.

ah wie cool, in Kufstein gibt es ein Bitcoint Automat :D

Ja, und ich umarme ihn :-)

hahah :)

Übrgens gibt es in Deutschland keine Bitcoin-ATMs. Das verhindert die BaFin mit sehr hohen Anforderungein (Banklizenz). Dann fahren wir eben nach Kufstein.

ah verstehe :) , ich war vor kurzem in Kufstein und musste schmunzeln , als ich jetzt deinen post gelesen habe :D

...oder in DASH :-)
Wobei das unwahrscheinlich ist. Hat bei den "Bad Boys" ein zu familienfreundliches Image. XMR oder ZEC wäre schlauer als BTC, keine Frage. Speziell weil man sich da vorher eindecken kann UND mit der Presseaufmerksamkeit auch noch die erpressten Coins pumpen könnte.
Da kommt was auf uns zu...

Nee, die sollen mal ruhig XMR nehmen - wir wollen doch bei DASH nur die guten, oder? ;)

Da hast du Recht, @freiheit50. Man sollte niemanden zu etwas überreden. Ich sehe, die 100 km im Gailtal haben dir nicht geschadet. Im Gegenteil.

Anja ist, wie alle meine Freunde. Viele meiner Freunde mussten schwer Federn lassen, als Otto Normalverbraucher an der Börse eingestiegen ist. Damals hatten sie ständig die Köpfe zusammen gesteckt und sich gegenseitig Börsenwerte zugeraunt. Das Wort „Rente“ schien ihnen von Jahr zu Jahr immer wichtiger zu werden. Dafür wollten sie sich noch etwas Futter dazu zocken. Das ging bis zur Dotcom-Blase und der unseligen Telekom Aktie, womit nur mal die markantesten Stichpunkte genannt sind. Flugs wurden sie mit ihrer angesparten Sicherheit alle über alle Tische gezogen, die der „neue Markt“ so schön und wohlfeil zu bieten hatte. Die vorsichtige Zurückhaltung in Sachen Finanzmarkt kommt also nicht von Ungefähr. Dann ist da noch die riesige Verständnishürde. Daher würde ich ebenfalls nie jemandem empfehlen, in einen Coin einzusteigen.

Ich erzähle dagegen immer gerne vom Zwergendasein, wie wir Coins im Bergwerk der Blockchain abbauen. Wie wir die Währung als erste Menschen in den Händen halten und was man damit auf Poloniex alles veranstalten kann, wenn man den Coin nicht sogleich in Fiat konsumieren möchte. Bei einem Freund ist der Funken der Begeisterung jetzt auch ohne explizite Empfehlung übergesprungen. Aber das ist kein Wunder. Der überstetzt für den Investor Verlag Börsenbriefe aus dem Englischen und spürt einfach, wenn es irgendwo im Finanzmarkt bullish wird.

Sie kann auch bei Kraken.com per SEPA kaufen.

Danke für den Tipp!

Upvote + Resteemed. Wie wahr.
Mein Fazit: keine Empfehlungen aussprechen, das kann nur in die Hose gehen...

Well I don't know Dutch, but I assume that this is something about Bitcoin price which went under 150$ in 2015.

People say, we could have bought BTC in its early days while I say we could have at least bought it in 2015 :(

And just for the record: This article was written in German, not in Dutch. ;-)

The story is as follows: In 2015, when I recommended Anja to buy, she didn't want to. Now in 2017, she almost wanted to buy, until she heard about the ransomware story. It's a little bit funny. You can use google translate to obtain an english text which is good to understand.
Thanks for your comment.

Thanks for pointing out☺

Haha, das war sehr unterhaltsam! Schick sie mal zu mir, vielleicht kann ich mal mit ihr sprechen, so von Anja zu Anja :)
Andererseits kann man keinen zu seinem Glück zwingen. Ich stimme Dir also zu, wir sollten nie versuchen, andere von irgendwas zu überzeugen, nur weil wir selbst fest daran glauben. Ich hab meinen ersten Bitcoin auch erst bei über €800 gekauft.

@freiheit50
Thanks for sharing...
Upvoted and Resteemed...
Really is good post...
By the way, I heard about Bitcoin , when was less than 10$
I did not buy then .. I started to buy later around 250$
That is, never is late to invest in Bitcoin.
Regards
samer

Yes ideed. I started in 2013 at 160. And now I will never never never sell!

Well done.
And I will never sell
Bitcoin is not for sell

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