Doch ich vertraue dennoch...

in #deutsch6 years ago

...Vom Konzert des Lebens kriegt niemand ein Programm...

(Anmerkung: dieser Text ist meine pure Empfindung, sonst nichts. Vielleicht nicht einfach zu verdauen, vielleicht hilfreich.)

Ich habe so viel Schmerz und Hass in meinem Herzen. Und ja, wer will jetzt da noch weiterlesen, kann man fragen. Ich meine, come on, es gibt genug Negatives in der Welt. Und dennoch, ich will dies los werden. Ich habe Schmerzen in meiner Brust, seit Jahren. Es drückt und zerrt, wo mein Herz ist, es staut im Solar Plexus. Ich habe gesungen, ich habe Ayahuasca genommen, ich habe meditiert, ich habe gefastet, ich trinke hydrogenisiertes Wasser. Ich trage Shungite, ich lebe in einem Haus voller Orgonite - und dennoch, der Schmerz nimmt nicht ab. Wenn ich lange still sitze, wird der Schmerz im Solar Plexus so stark, dass ich anfange zu schwitzen, dass mir sturm wird. Schmerzen...

Heute ist wieder so ein Tag, wo ich einfach nicht mehr kann. Es ist einfach zu viel. Ich habe mein Geld in Krypto Währungen gesteckt, konnte aber kaum voraussehen, wie stark die Mächtigen diesen Markt manipulieren werden. Ich habe Rechnungen zu bezahlen, doch meine Arbeit ist gratis. Ich lebe mit zwei Männern seit 10 Monaten in einem Raum, aus zwei Rucksäcken. Jeden Tag hoffe ich auf Spenden, damit ich meine Arbeit machen kann und gleichzeitig davon leben kann. Ich habe Angst, denn mein Pass ist fällig - ich bin seit 4 Monaten zu lang im Land.
Ich habe Kindern geholfen, von Dengue geheilt zu werden, ich habe drei Monate mit einer alten Frau gelebt, welche sich nicht mehr bewegen konnte und 4 jahre auf einem Boot lebte, ohne einmal vom Boot zu gehen. Sie konnte nicht mehr auf die Toilette, ihr Mann starb vor zehn Jahren und sie war gestrandet im Boot. Heute lebt sie in einem Haus, kann wieder kochen, gehen, duschen.
Ich lebe in einem Haus, wo Hunde auf den Boden pinkeln, Katzen alle unsere Kopfhörer zerstört haben, wo ein Kleinkind die Nacht hindurch schreit.
Ich lebe mit einem Doktor, der nichts tut, was nicht seiner Intuition entspricht. Dies bedeutet, dass wir tagelang am Handy oder vor dem TV sitzen. Seine Schmerzen sind zu stark als dass er gehen kann. Er sollte doch schon tot sein mit einem gebrochenen 6. Wirbel, Arthritis und Krebs - von dem er sich mit Zucker und Zigaretten geheilt hat. Ich habe kein Geld mehr, meine Krankenkasse zu zahlen, was aber obligatorisch ist in der Schweiz.

Ich hatte alles. Einen Job, eine Freundin, Freunde, Familie, ein Leben. Ich habe aber keine Erfüllung gefunden. Ich habe alles aufgegeben, ohne dass ich dies wollte. Es fing an, aus meinen Händen zu gleiten, je mehr auch ich auf meine Intuition hörte.

Doch heute, ja heute, ist wieder so ein Tag, an dem ich nicht mehr kann. Ich kann nicht mehr TV schauen, ich kann nicht mehr hoffen, dass ich all dieser Schlamassel, all dieses Chaos, irgendwie wieder zurecht biegt. Jedes Mal wenn ich versuche, etwas zu erledigen, wird es nur noch verwirrender, noch chaotischer. Sei es, dass der PC nicht funktioniert, dass meine Kreditkarte gehackt und gesperrt wird, dass alles einfach irgendwie nicht klappt. Ich habe den gesamten Tag mit dieser inneren Verzweiflung, innerem Groll, Angst, Trauer verbracht. Ich ging spazieren, habe Steine, Menschen, Pflanzen beobachtet und ihre Schönheit, ihre simple Existenz bewundert.

Man sollte ja, gerade wenn man nicht mehr kann, nicht aufgeben. Doch wie soll ich das tun, wenn ich kein Vertrauen mehr zu haben scheine? Ich weiss nicht mehr, wer ich bin, was ich will. Es scheint, als lebe ich vor mich hin und warte. Warte auf etwas, das ich nicht beschreiben kann. Ich weiss nicht, was es ist, worauf ich warte, noch weiss ich, was ich eigentlich will oder tue.

Alles verliert an Sinn, denn ich weiss, nichts kann diesen inneren Dialog stoppen, nichts kann diese Leere in mir, diesen Schmerz im Herzen stillen, es sei denn, ich selber tue es. Aber wo finde ich Segen, wenn ich nicht mehr die Kraft habe, weiter zu machen? Moses, Abraham, Joseph, sie alle haben jahrelang auf Gott gewartet, denn er hat ihren Willen, ihre Durchhaltungskraft getestet. Wo haben sie die Kraft gefunden, wenn sie keine Kraft mehr hatten?

In Tagen wie diesen frage ich mich, wieso verlor alles, was so vielen Menschen Sinn und Halt gibt, für mich Sinn? Wieso scheine ich, trotz all meiner Talente, meiner Beliebtheit, doch konstant aufzugeben, was ich angefangen habe?

Es ist hart, wenn man wartet, jedoch nicht weiss, worauf. Es ist hart, wenn man das Gefühl hat, den Verstand zu verlieren und diejenigen Sachen im Leben, die Halt gaben für so lange. Es ist hart, wenn man alleine seinen eigenen Dämonen gegenüber steht und vergessen hat, wie man kämpft oder liebt.

Man kommt an einen Punkt, an dem man einfach aufgibt. Ich muss - ich kann nicht anders - die Kontrolle in die Hand Gottes, des Universums, geben und erdulden, was mir auf meinem Weg widerfährt. Ich bin nicht mehr in Kontrolle. Mein Kopf, meine Gedanken, drehen sich im Kreise und knabbern am Wahnsinn. Zeit, zu fühlen.

Mein Herz schreit vor Schmerz. Ich fühle mich endlos schlecht. Einfach nur schlecht. Ich habe - so sagt mir mein Kopf, in so vielen Fällen versagt, in so vielen Momenten Schwäche gezeigt, ich hätte so vieles besser machen können. Ich schäme mich für meine Entscheidungen. Ich fühle mich einfach leer, trostlos, so seperat von allem. Und ich habe gehört, dies ist eine Illusion, doch wer und was kann mich schon verstehen, wenn ich nicht weiss, wie ich mich selbst erklären soll?

Ich schreibe diese Zeilen nicht, damit ich Trost kriege. Ich schreibe diese Zeilen, weil es mir hilft. Das Leben mit einem Guru, der Weg zur Erleuchtung ist eine Steinigung, eine Kreuzigung. Dein Ego, dein falsches Ich, deine Idee von deiner Persönlichkeit, getrennt von der Welt, muss sterben. Dein zweites Ich stirbt irgendwann. Oder wie Eckhart Tolle es sagt

"Ich sagte mir selbst, ich kann nicht mehr mit mir selbst leben. Doch wer sagt dies? Es muss ja zwei ICHs geben, um so eine Aussage machen zu können". In der Tat. Und eines dieser Ichs, dasjenige, mit dem wir uns andauernd identifizieren, dem wir unseren Namen geben, wird irgendwann gehen. Es ist eine Illusion. Die Idee von mir selbst ist eine Illusion. Und was dann übrigbleibt, ist eine immerwährende Existenz, die alles als ok sieht, weil sie in mir und allem lebt. Die Welt, den Schmerz.

Aber ich bleibe dran. Ich habe "OCD" und mein Verstand kann in viele Richtungen gleichzeitig gehen, sodass ich komplett überfordert bin und den Draht zur Realität verliere. Man kann sich also vorstellen, welche Szenarien sich in meiner Fantasie abspielen. Kein Geld, lebe quasi auf der Strasse, lebe von dem, was mir Menschen geben. Kein Haus, bald vielleicht Schulden, wer weiss... Vielleicht kann ich ja nie mehr zurück, sagt mir mein zweites Ich.

Seit Monaten erlebe ich Wellen von Angst, Furcht, zermürbenden Gedankenkreisen. Doch ich gebe nicht auf.

Denn ich erinnere mich, weshalb ich hier bin. Ich erinnere mich, weshalb ich mich all meiner Ängsten stelle. Ich erinnere mich, warum ich alles losliess. Aus einem einfachen, einfachen Grund: ich wollte frei sein. Ich wollte frei sein von meinem Besitz, meinen Ängsten, meiner Furcht. Nein, ich gebe nicht auf.

Ich bin frei. Ich bin genau dort, wo ich sein sollte. Ich tue genau das, was ich zu tun habe. Das Universum weiss, warum. Ich bin am Punkt, einfach loszulassen, gestorben bin ich schon so oft, in Gedanken, in Trance, in früheren Leben. Ich bin eine Illusion, die ich so oder so irgendwann loslassen kann. Ich kann nichts mitnehmen, wenn ich gehe. das Einzige, was ich behalten, sind meine Erinnerungen.

Ich gebe nicht auf. Heute stehe ich noch einmal auf, gerade heute, wo so viele Sachen in mir toben, dass ich lieber nicht existieren möchte. Nein, heute gebe ich nicht auf!

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