Der Selbstmörderfriedhof am Schildhorn

in #deutsch2 years ago

Das Schildhorn, eine kleine, natürliche Bucht an der Havel ist seit eh und je auch Ausflugsziel vieler Berliner.
Die auch "Schildhornkreuz" genannte Säule symbolisiert die Schildhornsage aus dem 19. Jahrhundert, um den Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, der hier 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Aus Dankbarkeit für seine Rettung habe sich Jaxa zum Christentum bekannt und seinen Schild und sein Horn an einen Baum gehängt.

Nicht jeder konnte hier gerettet werden.
Die idyllische Landzunge hat nämlich auch ihre Schattenseite, denn hier wurden seither Wasserleichen gefunden, die von der Strömung getrieben hier in die Bucht gelangten.
Oft waren Namenlose unter den Gefundenen, die schnell als Selbstmörder betitelt wurden und da im 19. Jahrhundert die Kirchen ein Monopol auf das Bestatten hatten, versagten sie den Suizidalen geweihten Boden. Die Förster des Grunewalds haben diese Leichen seit 140 Jahren etwas vom Ufer weg in den Forst gebracht, um sie im Waldboden zu bestatten.
1920 mit der Schaffung Großberlins bekam der damals anonyme Friedhof seine Legitimation, denn nun hatten auch Namenlose ein Recht auf ein würdiges Begräbnis.

Da der Friedhof mitten im idyllischen Grunewald, umgeben vom Wasser der Havel gelegen, ist er zu einem Kleinod der Friedhöfe von Berlin geworden.

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