Ein offener Brief an Bitcoin Cash Fans: Die verlorenen Jahre
Bitcoin ist auf dem Weg in einen Bürgerkrieg. Oh, warte, das war letztes Jahr. Dieses Mal ist eine der Fraktionen im letzten Krieg, Bitcoin Cash, in zwei eigene Lager gespalten. Nur diesmal können wir anstelle einer relativ reibungslosen Teilung einen Hash-Krieg ab dem 15. November erleben, der die gesamte Kette ernsthaft beeinträchtigen könnte. Eine Kette, die unter der Prämisse entwickelt wurde, nicht beeinträchtigt werden zu können.
Wenn Sie ein Fan von Bitcoin Cash sind, muss ich dir etwas sagen. Es wird nicht sanft vonstatten gehen, diese Tage sind vorbei. Aber es muss gesagt werden. Wir haben bereits Jahre verloren, vielleicht können einige von uns verhindern, ein paar mehr zu verlieren.
Der eigentliche Zweck des Kettensplits war es, zur Akzeptanz zurückzukehren.
Wenn der ursprüngliche Zweck von Bitcoin darin bestand, Peer-to-Peer-Electronic Cash zu sein, war der eigentliche Grund für den Bitcoin Cash-Split, zu dieser Mission des dezentralen Geldes für die ganze Welt zurückzukehren: nicht in einem Jahr, nicht in einem Jahrzehnt, sondern jetzt. Bitcoin schockierte die Welt mit seiner Anziehungskraft auf ein globales Publikum und seinem Feuerwerk der Adoption, das er hervorrief, und der Sinn seines spirituellen Nachfolgers war es, diesen Erfolg zurückzuerobern und auszubauen: Massenadoption, so schnell wie möglich.
In dem langen Jahrzehnt seit dem legendären Whitepaper sind jedoch viele andere Kryptowährungen entstanden. Gesegnet durch die Gründung seines Urahnen, haben mehrere das ursprüngliche Design in den Bereichen Governance, Skalierbarkeit, Privatsphäre und mehr verbessert. Sag was du willst über die Rentabilität als Währung, Bitcoin ist eindeutig weit entfernt von den modernsten oder fortschrittlichsten seiner Art. Das gesamte Vertriebskonzept von Bitcoin Cash, einem viel neueren Projekt als viele dieser anderen Coins, bestand nie darin, in Bezug auf die Funktionen zu konkurrieren, sondern die ursprünglichen Netzwerkeffekte zu nutzen und diese zu ergänzen, um die erste weit verbreitete Kryptowährung zu entwickeln. Ohne Massenakzeptanz aber macht dies keinen Sinn.
Für die Einführung als Währung war Bitcoin Cash bisher ein riesiger Schlamassel.
Leider hat Bitcoin Cash, was das eine wichtige Argument betrifft, einen holprigen Weg hinter sich. Zunächst einmal ist er eine neue Kryptowährung, die nichts Neues in Bezug auf die Technologie bietet, die Ende 2017 auf den Markt kommt, eine sehr grobe Perspektive, insbesondere wenn sie von Grund auf in alle verschiedenen Börsen und Dienstleistungen integriert werden muss. Zu dieser Herausforderung kommt das Differenzierungsproblem hinzu, bei dem beide Kandidaten für "den echten Bitcoin" gehalten wurden. Ich kenne Situationen aus erster Hand, in denen dies passiert ist, und es wird noch verschlimmert durch irreführende Aussagen wie die Behauptung, dass Bitcoin Cash seit 2009 existiert, den "Cash"-Teil des Namens vollständig fallen lässt und Bitcoin.com, @Bitcoin auf Twitter und den Subreddit /r/BTC verwendet, um auf BCH zu verweisen. Darüber hinaus ist das neue Adressformat, das das versehentliche Versenden des falschen Bitcoins verhindert, immer noch nicht universell implementiert, und der größte Zahlungsabwickler BitPay benötigte ein bestimmtes Zahlungsprotokoll, das von vielen Wallets nicht unterstützt wurde und dennoch nicht allgemein akzeptiert wird. Und schließlich wird der Kampf um die Dominanz zwischen der ABC- und SV-Implementierung die gesamte Kette gefährden, die man für wer weiß wie lange nutzen kann. Von Anfang an bis heute war es ein ziemliches Schlamassel.
Die beste Veranschaulichung des Problems war etwas, das kürzlich bei einem Dash-Meeting geschah. Jemand hatte die Kellnerin mit einer Bitcoin.com-Wallet ausgestattet, also gab die eine Person beim Treffen mit Bitcoin Cash ihr Trinkgeld für den Rest von uns. Später versuchte sie erfolglos, eine Rechnung im selben Restaurant zu bezahlen. Als ich ihr helfen wollte, sah ich, dass sie versuchte, mit Bitcoin Cash eine Bitcoin-Rechnung zu bezahlen. Ich half ihr, die Zahlungsmethode auf Bitcoin Cash umzustellen, und wieder einmal waren wir erfolglos, da der Prozessor das alte Adressformat verwendete, an das die neue Wallet nicht senden konnte. Wie lange würde es dauern, das alles zu erklären? Und jetzt, mit dem bevorstehenden Hash-Krieg-Drama, kann sie ihre Coins vielleicht für eine Weile überhaupt nicht benutzen. Das darf niemand. Welcher Benutzer oder Händler auch immer über die Namensverwirrung, Adressunterschiede und Kompatibilität hinaus feststecken mag, kann nach dem, was im Hash-Krieg passiert, endlich aufgeben. Dies ist kein Rezept für eine Massenadoption und schon gar kein Grund, auf eine primitivere Kryptowährung zu setzen.
Satoshis Revolution geht seit Jahren weit über Bitcoin hinaus.
Ich verstehe die Sehnsucht nach der Hoffnung, die Bitcoin ursprünglich geweckt hat, aber in den langen zehn Jahren seit dem ist viel passiert. Tausende von Kryptowährungen wurden geschaffen, die bis heute Milliarden von Dollar wert sind und Dutzende von Optimierungen, zusätzliche Funktionen, Verbesserungen, Modelle und mehr implementieren. Selbst unter der Prämisse, dass Bitcoin das wichtigste ist und langfristig bestehen bleibt und dominiert, ist nicht zu leugnen, dass sich der Umfang der Kryptowährung radikal über diese eine Kette hinaus ausgeweitet hat und dies wahrscheinlich auch weiterhin exponentiell tun wird. Ob Bitcoin selbst, oder was auch immer wir mit diesem Namen bezeichnen, weiterhin den Weg weisen wird oder derjenige sein wird, der als nahezu universelles Geld angenommen wird, es muss nicht so sein. Bitcoin kann verschwinden und sein Erbe ist immer noch unsterblich. Ohne diese zentrale Schwachstelle ist der Wert der Haltbarkeit von Bitcoin deutlich gesunken.
Wie viele verlorene Jahre noch, bis wir uns endlich auf das Wesentliche konzentrieren können?
Seien wir ehrlich: Beim Wunsch, Bitcoin wieder als Peer-to-Peer-Electronic Cash einzuführen, ging es nie in erster Linie um die Adoption. Offensichtlich ging es darum, eine Massenakzeptanz zu erreichen, ohne für jeden einzelnen Benutzer da draußen sprechen zu können, und zwar in dem Glauben, dass der Schutz des Bitcoin-Brandings und des Netzwerkeffekts an erster Stelle stehen muss. Häufig war es ein Versuch, Bitcoin vor dem Scheitern zu bewahren. Im Vakuum ist das eine sehr edle Sache. Im Kontext und gemessen an den Opportunitätskosten ist es ein rein unnötiger Nostalgieakt, der das beiseite schiebt, was von Anfang an das oberste Ziel gewesen wäre: die Welt von der finanziellen und wirtschaftlichen Sklaverei zu befreien. Wenn der Versuch, die Marke Bitcoin zu stärken, von diesem Hauptziel abweicht, dann sind diese beiden Ziele widersprüchlich.
Ende 2016 hörte Bitcoin auf, als digitales Bargeld zu funktionieren. Nachdem sie ein ganzes Jahr lang auf eine festgefahrene Adoption gewartet hatten, trennten sich die Bitcoiner und überzeugten sich selbst, dass sie nicht bei Null anfangen würden. Ein Jahr später haben wir uns mit Namensverwechslungen, verwechselbaren Adressen und Zahlungsprotokollen beschäftigt, und jetzt kommt ein Hash-Krieg, der die Lebensfähigkeit der gesamten Kette bedroht. Dash und viele andere waren immer da und wuchsen, die ganze Zeit über, als das große Blockkontingent von Bitcoin zum Stillstand gekommen ist oder zusammenbrach. Stell dir vor, wo wir heute wären, wenn sie auf den Dash-Zug gesprungen wären, als ich es vor über zwei Jahren tat.
Wie viele verlorene Adoptionsjahre werden wir noch ertragen müssen, bevor der Rest der Krypto-Gläubigen ihre Prioritäten richtig setzt? Oder besser gesagt, wie viele Jahre noch, bis wir gemeinsam in das Lager eintreten, das die von Bitcoin vermarktete Fork verfolgt und sie für unaufrichtig hielt? Die Uhr tickt.