Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 81v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Tabelle 5.5: Linksterroristische Gruppen mit Gründungsdatum

GrupeJahr
Weathermen (USA)1960
Vereinigte Rote Armee (Japan)1960er
Black Panthers (USA)1960er
SWAPO (Südwestafrika)1960er
ALN (Brasilien)1960er
Tupamaros (Uruguay)1962 (aktiv nach 1968)
FLQ (Kanada)1963
PLO (Mittlerer Osten)1964
Montoneros (Argentinien)1960er
ERP (Argentinien)1960er
Rote Brigade (Italien)1968
PFLP (Mittlerer Osten)1968
DPFLP (Mittlerer Osten)1968
Rote Armee Fraktion (Deutschland)1970
Schwarzer September (Mittlerer Osten)1970
SLA (USA)Anfang der 1970er

Quelle: Guelke 1995

Die exakten Gründungsdaten einiger dieser Terrorgruppen sind unbekannt. Bei allen aber handelte es sich explizit um marxistische Sozialisten und keine davon exisistierte vor 1960. Einige der Gruppen hatten dazu auch eine starke nationalistische Färbung. Nicht in der Tabelle aufgeführt sind jene Terrorgruppen, die davor gegründet wurden und die vor allem nationalistische oder religiöse Ziele verfolgten, und die erst in den 1960er Jahren den Marxismus in dessen Theorien und Manifeste hinzufügten.

Neben den oben genannten fünf Faktoren gab es mehrere Ereignisse, welche zu diesem Anstieg an Gewaltbereitschaft führten. Zu Ärger und Enttäuschung innerhalb der dogmatischen Linken trug der Tod von Che Guevara im Jahr 1967 bei, sowie das Scheitern der Studentendemonstrationen - vor allem die Studentenrevolten in Frankreich - in den westlichen Ländern des Jahres 1968. Mehrere der terroristischen Manifeste wurden nach 1968 veröffentlicht und in ihnen werden explizit diese Ereignisse genannt, und es zeigt sich in deren Sprache auch das Thema des irrationalen Willens, der Ausbeutung, der Verwertungsgesellschaft, der Wut und des Bedürfnisses, einfach nur etwas unternehmen zu müssen. Beispielsweie ging Pierre Victor - der Anführer der französischen Maoisten, der auch ein Bekannter von Michel Foucault war - zurück bis zur Herrschaft des Terrors während der Französischen Revolution und erklärte in der maoistischen Zeitung La Cause du peuple das folgende:

Zum Zweck des Stürzens der Herrschaft der Klasse der Bourgeoisie hat die erniedrigte Bevölkerung einen Grund, eine kurze Periode des Terrors durchzuführen und eine handvoll verachtenswerte, verhasste Individuen körperlich anzugreifen. Es ist schwer, die Herrschaft einer Klasse anzugreifen, ohne einige Köpfe von Mitgliedern dieser Klasse am Ende einer Fahnenstange zu präsentieren.

Andere Terroristen geben sich eine eher allgemeinere Agenda. Vor ihrem Tod verdeutlichte Ulrike Meinhof den allgemeinen Sinn der Roten Armee Fraktion, die sie und Andreas Baader in Deutschland gründeten: "Der anti-imperialistische Kampf, sofern es sich dabei um mehr als nur Geschwätz handelt, bedeutet Ausrottung, Zerstörung und das Zerschmettern des imperialistischen Machtsystems - politisch, wirtschaftlich und militärisch." Sie stellte dazu den größeren historischen Rahmen heraus, innerhalb desssen sie den Terrorismus für notwendig hielt, wobei einzelne Ereignisse lediglich als Auslöser dienten, und dazu gab sie eine Einschätzung über ihre Erfolgswahrscheinlichkeiten ab:

Betäubt von der Auslieferung an die Bedingungen, die sie im System vorfanden, der totalen Kommerzialisierung und der absoluten Verlogenheit in allen Bereichen der Metastruktur, zutiefst enttäuscht von den Taten der Studentenbewegung und der außerparlamentarischen Opposition, hielten sie es für notwendig, die Idee des bewaffneten Kampfes zu verbreiten. Nicht, weil sie so blind waren, dass sie dachten, sie könnten diese Initiative so lange aufrecht erhalten, bis die Revolution in Deutschland gewonnen hat, und auch nicht weil sie dachten, sie könnten nicht erschossen oder verhaftet werden. Nicht, weil sie die Lage falsch einschätzten und erwarteten, dass die Massen sich einfach erheben würden angesichts eines solchen Signals. Es war vielmehr eine historische Rettung des Selbstverständnisses der Bewegung von 1967/1968; es ein Fall, in dem der Kampf nicht ein weiteres Mal auseinanderfallen sollte.

Das Aufkommen des Linksterrorismus in Ländern, die nicht von expliziten marxistischen Regierungen beherrscht wurden war ein besonderes Merkmal der 1960er und frühen 1970er. In Verbindung mit dem allgemeinen Hinwenden der Linken hin zum Nichtrationalen, zum Irrationalen und zum körperlichen Aktivismus sorgte die Terrorbewegung dafür, dass diese Ära zur konfrontativsten und blutigsten Zeit in der Gechichte linker sozialistischer Bewegungen in diesen Ländern wurde.

Die liberalen Kapitalisten blieben demgegenüber aber nicht völlig regungslos oder gar entgegenkommend, weshalb Polizei und Militär diese Terroristen bis Mitte der 1970er Jahre schlagen konnten, wobei einige getötet wurden, viele im Gefängnis endeten und andere mehr oder weniger dauerhaft in den Untergrund gingen.

Die Fortsetzung folgt morgen

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