Ist Bitcoin ein Pyramidensystem?

in #deutsch5 years ago

Obwohl der alte Vorwurf, Bitcoin sei ein Schneeballsystem, schon  lange widerlegt wurde, hört oder sieht man das Kontra-Argument immer  wieder in Diskussionen. Häufig liegt es daran, dass die Leute gar nicht  wissen was ein Schneeballsystem überhaupt ist. Deshalb wollen wir in  diesem Artikel ein für allemal den Unterschied zwischen Bitcoin und  einem Schneeballsystem klären. 

Was ist ein Pyramidensystem? 

Multi-Level-Marketing (MLM)

MLM oder z.D. Mehrhierarchienmarketing sind Vertriebsmethoden, bei  denen der Kunde gleichzeitig als Verkäufer fungieren kann. Er bewirbt  ein Produkt direkt beim Endkunden und streicht für jeden Verkauf  Provisionen ein. Üblicherweise bekommt er auch Anteile, wenn ein von ihm  geworbener Verkäufer Erfolg hat usw. So bauen sich mehrhierarchische  Provisionsmodelle auf, die im Prinzip alle gleich funktionieren aber vom  Design her variieren. Zum Beispiel kann man auch Provisionen bekommen,  wenn man neue Verkäufer ins System bringt. Handelt es sich beim  beworbenen Produkt um etwas mit realwirtschaftlichem Wert bzw. kann das  Provisionsmodell vom Verkauf dieses Produktes getragen werden, sprechen  wir von einem legalen legitimen MLM. Kann das Provisionsmodell nicht vom  Erlös des verkauften Produktes sondern ausschließlich durch die  Zahlungen neuer Mitglieder bedient werden, sprechen wir von einem  illegalen Schneeball- bzw. Ponzisystem.  

Moderne Ponzisysteme

Bei modernen Ponzisystemen handelt es sich meist um MLMs oder  Networkmarketing mit einem Produkt, das keinen Mehrwert bietet. Es dient  einzig und allein der Tarnung, Verschleierung bzw. Köder eines  hierarchisch aufgebauten Pyramidensystems im Hintergrund. Oft werden  dabei funktionierende Konzepte kopiert und deren Imitation bzw.  verbesserte Umsetzung vorgetäuscht. Das Provisionsmodell wird  ausschließlich über den Neuzuwachs zahlender Mitglieder bedient. Der  Kollaps ist schon im Konzept mit eingeplant, denn wenn keine neuen  Mitglieder mehr hinzukommen, bricht das System zusammen. Dies dauert in  der Regel Monate bis Jahre, in Ausnahmefällen länger. Das Wachstum muss  exponentiell erfolgen. Die letzten in den Hierarchiestufen ganz unten,  die einzahlen, bedienen die ganze Pyramide. Solche Systeme schaden am  Ende mehr Menschen als sie nützen, das Resultat ist eine Umverteilung  des Geldes von vielen Geschädigten zu wenigen Profiteuren. Prinzipiell  unterteilen sich die Mitglieder von Ponzis in zwei Gruppen. In jene, die  wissen, dass es sich um ein illegales betrügerisches   Umverteilungssystem handelt, das jeden Augenblick kollabieren wird und  in jene, die vom Geschäftsmodell überzeugt sind.    

Die Psychologie eines Ponzisystems  

Der Mensch ist von Natur aus von der Gier gesteuert, einige mehr,  andere weniger. Durch den Köder der Ponzisystems versucht man dem  potentiellen Mitglied die natürliche Skepsis zu nehmen. Man mache allein  mit dem Erwerb des Produktes eine Menge Geld, am Anfang sei man selbst  skeptisch gewesen, sind so die generellen Einstiegsargumente. Vom  dahintersteckenden Pyramidensystem bekommt man erst mal nichts mit.  Fällt dann jemand darauf rein, sind schon wichtige psychologische  Barrieren genommen. In der nächsten Phase wird dem Mitglied dann das  Pyramidensystem schmackhaft gemacht, welches eine x-fach höhere Rendite  verspricht. Dabei soll es sich auf die Suche nach neuen Mitgliedern  begeben. Nicht selten werden große Veranstaltungen abgehalten, bei denen  Mitglieder der ersten Stunde von ihrem plötzlichen Lebenswandel durch  Unmengen an Geld prahlen und so die Hysterie der Anfänger auf ein  Maximum treiben. Kritiker vergleichen diese Ereignisse gerne mit  Sektenveranstaltungen, da die Besucher regelrecht gehirngewaschen  werden. Am Ende gehört ein starker Glaube dazu, um den Verstand, der  sich wahrscheinlich über die Renditen wundert, auszuschalten. Auch das  vermeintlich selbstlose Auftreten: „Mein Job ist es, dich reich zu  machen“ der Werber hat schon fast religiösen Charakter. Oft wird auch  mit Scheinpartnerschaften mit großen bekannten Firmen, die jedoch reiner  Betrug sind, geworben.  

 Es ist bekannt, dass die Gier die kritische Vernunft auszuhebeln  vermag. Wenn man mal abgesehen von den unrealistischen  Gewinnversprechen, die Modelle der Ponzis sorgsam durchdenkt, stößt man  so gut wie immer auf Widersprüche und Diskrepanzen, die die Alarmglocken  klingeln lassen sollten. Selbst wenn man den überzeugten Mitgliedern  die Widersprüche aufzeigt und ihnen vorrechnet, dass die  Renditeversprechen unmöglich einzuhalten sind, ist so gut wie kein  Erfolg einer Bewegung zum Ausstieg in Aussicht. Gier frisst Hirn. Wenn nicht mehr genug Geld reinkommt, behilft man sich mit billigen  Ausreden, um die Mitglieder bei Laune zu halten. Nach dem Kollaps des  Systems sind die Opfer derart beschämt, dass sie aus Stolz rechtliche  Schritte ausschließen. So kommen die Drahtzieher meist ungestraft davon  und wenden sich dem nächsten Ponzisystem zu. Man stößt bei der Recherche  über Ponzis immer wieder auf dieselben Personenkreise. Besonders  auffällig sind dabei die religiös-spirituellen Verse, Sprüche und die  selben abgedroschenen Phrasen (finanzielle Freiheit, raus aus dem  Hamsterrad usw.), die ihre Social-Media Profile schmücken. Kurz zusammengefasst wird die menschliche Gier gezielt genutzt, um  Profite auf Kosten der Opfer zu machen. Es gibt kein Geschäftsmodell,  das Geld kommt ausschließlich aus den Taschen der zahlenden Mitglieder.  Der Ponzi kollabiert, wenn nicht mehr genügend eingezahlt wird. Die  Opfer schweigen, weil sie sich schämen so über den Tisch gezogen worden  zu sein. Die Täter ziehen zum nächsten System. 

Bekannte kollabierte Ponzis

My Advertising Pays My Advertising Pays versprach dem Mitglied Geld zu verdienen, indem  es Werbeanzeigen schaut. Haken: Werbung hat den Sinn, dass der Konsument  sie am Ende vollstens finanziert. Bei My Advertising Pays verdiente  aber der Konsument. Wer bezahlt ihn? Onecoin Der wohl größte und bekannteste Ponzi aller Zeiten. Es wurde eine  Kryptowährung versprochen, die in Zukunft die Nr. 1 sein wird. Haken:  keiner weiß wie sich der Markt entwickelt. Alle Prognosen dieser Art  sind als klares Betrugssignal zu werten. Es gab niemals eine Blockchain.

Bitcoin

Bitcoin ist von Grund auf nicht als MLM-System konzipiert, sondern  die erste verteilte gesicherte Datenbank der Welt. Niemand muss andere  werben und bekommt dafür Provision. Bitcoin ist lediglich ein  Vermögenswert, der dezentral verwaltet wird. Es gibt keine Firma und  kein Direktsvertriebsmodell dahinter. Der anonyme Erfinder Satoshi  Nakamoto wollte mit seiner Erfindung eine Alternative zu den Banken bieten. Allerdings kann man die Marktpsychologie in speziellen Situationen  mit der von Ponzisystemen vergleichen. Allerdings gilt dies für alle  Anlageklassen, die frei gehandelt werden können. Kommt es nämlich zu  einem enormen Preisanstieg über einen gewissen Zeitraum hinweg, wird das  menschliche Gier Gefühl geweckt. Die Leute erzählen von ihren  sagenhaften Gewinnen, stecken andere an und es entwickelt sich eine  Massenhysterie. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem die  Marktteilnehmer nicht mehr mehr für eine Einheit bezahlen wollen und die  Hysterie schwankt schnell in Panik und Angst um. Die Leute, die ganz  oben gekauft haben und nicht schnell verkaufen, machen massive Verluste.  Diesen Vorgang nennt man Spekulationsblase

Fazit

Bitcoin ist ganz klar kein Ponzisystem. Als völlig neuer  revolutionärer Vermögenswert, fällt es dem Markt schwer, den  eigentlichen Wert einzuschätzen. Deshalb und weil das Handelsvolumen  relativ gering ist, gibt es eine gewisse Neigung zu Blasenbildungen,  dies sollte man als Investor immer im Hinterkopf behalten. Bei einem  Markt für Vermögenswert, in dem viele Teilnehmer spekulieren ist es ganz  normal und bekannt, dass es Verlierer und Gewinner gibt. Trotzdem gilt es bei jeder Kryptowährung aufzupassen, ob es sich um  ein legitimes Projekt handelt. Zu oft werden erfolgreiche Konzepte von  Ponzisystemen kopiert, um das Vertrauen der Anleger zu erschleichen.  Prinzipiell gilt es jegliche Renditeversprechen kritisch zu  hinterfragen. Bei Verdacht, direkt bei eventuellen großen bekannte  Partnern anfragen, ob eine Zusammenarbeit besteht. Die Ponziunternehmen  werden immer gerissener. So hat der Ponzi Kairos z.B. ein Autorennen  gesponsert, um Vertrauen zu wecken.  

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