Wie gehst Du mit einem depressiven Freund um ?

in #deutsch5 years ago

Bildquelle:pixabay/geraltWie gehst Du mit einem depressiven Freund um _.png

Das Thema Depression hatte ich heute im Zusammenhang mit Menschlichkeit nicht auf dem Bildschirm, als ich mir vornahm, einen Blogpost zu schreiben.

Du kennst das vielleicht, Du entdeckst in Deinem Feed einen interessanten Blogpost, liest, gibst ein Upvote und beim Schreiben des Kommentars spürst Du plötzlich, wie Dir die Worte so aus der Tastatur fließen...

....und fasst den Beschluss, einen eigenen Blogpost darüber zu verfassen.

Danke für die Inspiration, @theodora.austria!

Dein Blogpost hier hat offensichtlich etwas in mir aufgewühlt, was ich verdrängt hatte.

https://steemit.com/deutsch/@theodora.austria/menschlichkeit-warum-vorurteile-zum-kotzen-sind

Weil es mir bisher immer gut getan hat, mir solche Emotionen von der Seele zu schreiben, tue ich es auch heute.

Wie gehst Du mit einem depressiven Freund um ?

Dazu erzähle ich kurz unsere Geschichte:

Ich "kenne" meine Freundin seit ca. 18 Jahren .

Das "kenne" absichtlich in Anführungszeichen, weil ich nicht behaupten kann, sie zu kennen im Sinne von wer sie wirklich ist.

Bereits seit einigen Jahren sucht sie nach einem Therapeuten, der ihr bei der Bewältigung ihrer Depressionen helfen kann.

Als ich das Hörbuch "The secret" für mich gekauft hatte, wusste ich sofort: Das schenke ich ihr.

Anfangs hatte ich auch den Eindruck, dass es ihr geholfen hat, ihre Denkweise zu überdenken.

Sie wirkte optimistisch und begeistert.

Da ich nicht beurteilen kann, wie oft sie es angehört hat und die (aus meiner Sicht) wenig optimistische Denkweise ihres Mannes kenne, hielt die anfängliche Begeisterung nicht sehr lange an ...

Anfang letzten Jahres gab es einen Hoffnungsschimmer: Sie bekam eine Kur und ich besuchte sie dort.

Ich freute mich sehr über diese Chance für sie. Das war allerdings meine Wahrheit.

Sie fühlte schon vor der Abreise die Angst vor dem Alleinsein.

Während ich aus meiner überwiegend unbewusst negativen Konditionierung durch die ständige Wiederholung und Vertiefung des Gesetzes von Ursache und Wirkung einen Fokus auf das Gute (die Chance) an jeder Erfahrung entwickelt habe, blieb ihre Sichtweise auf den Mangel konzentriert.

Es ist wahrlich ein Teufelskreis für meine Freundin.

Sie fühlt Mangel (an Liebe, Anerkennung und Gesundheit -grob zusammengefasst) und das permanente Denken mit diesem Mangel - Gefühl verbunden zieht mit aller Macht genau diese Erfahrungen an, die sie weiter so fühlen lassen.

Für mich ist die Lösung logisch:

Sie braucht "nur" dafür sorgen, dass sie sich so gut wie möglich fühlt, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

Leider kommt bei ihr die Botschaft an, dass sie dafür andere Menschen mißachten und mit schonungsloser Rücksichtslosigkeit nur noch an sich selbst denken soll, so dass sie dann keine echten Freunde mehr hat.

Vielleicht ist das genau diese Angst ?

Weil sie mir erst kürzlich berichtete, dass sich allein fühlt.

Warum ich jetzt akzeptiere, dass ich ihr nicht helfen kann

Nachdem sie von der Kur wieder da war, wollte sie zu Ostern selbst meinen Besuch, über den sie sich immer sehr gefreut hatte, am liebsten absagen.

Ich fühlte mit jeder Nachricht, die sie mir ganz gleich in welchem Zusammenhang schrieb, mehr Irritation und Hilflosigkeit.

Mir wurde bewusst, dass mir die Ideen ausgingen, wie ich damit umgehen sollte.

Selbst auf eindeutig lieb gemeinte Nachrichten reagierte sie mit Vorwürfen.

Dazu kam noch, dass ich ganz deutlich meine eigenen Erfahrungen vor mir sah, als ich mir durch genau dieses Verhalten (ich habe es nicht verdient, geliebt zu werden kombiniert mit Vorwürfen), die Freundschaft zu meiner besten Freundin K. kaputt gemacht habe.

Und plötzlich begriff ich, dass sie diese Erfahrung selbst machen muss, so schmerzhaft sich das auch anfühlte.

Ich traf die Entscheidung, sie los zu lassen.

Durch den Kontakt zu einer sehr lieb gewordenen Steemit - Schwester habe ich gelernt zu akzeptieren, dass hier wirklich nur ein Experte auf diesem Gebiet wirklich zu helfen vermag, diesen Käfig aus festgemeißelten Glaubenssätzen und Schuldgefühlen aufzulösen.

Kurz noch die Brücke zum Titel des Blogposts:

Wie gehst Du mit einem depressiven Freund um ?

Ich frage hin und wieder nach ihrem Wohlbefinden und bevor ich etwas sage bzw. schreibe, was sie wahrscheinlich noch schlechter fühlen lässt, schweige ich lieber.

Meiner Steemit - Schwester gebe ich einfach das Gefühl, dass sie alles richtig macht und dass ich sie gern habe.

Liebe geben ist das Einzige, was ich für sie tun kann.

In diesem Sinne lade ich Dich ein, Deinem Freund, Deiner Freundin unverzagt weiterhin Deine Liebe zu geben, wenn Du Dich ansonsten auch machtlos fühlst, zu helfen.

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Sort:  

Sehr einfühlsam geschrieben, hat mich berührt.
In meiner depressiven Zeit waren genau die Menschen die mir zeigten, dass sie mich auch noch mögen auch wenn mir nicht zum Lachen zu mute war, eine große Hilfe.

Die zwanglosen Angebote, in der Art: wir gehen jetzt raus, wär schön dich dabei zu haben, kommst du mit? Auch wenn ich nicht glaubte, dass es schön ist mich dabei zu haben, hat es mir doch gezeigt, dass ihnen etwas an mir liegt. Mein Nein wurde akzeptiert, das wusste ich und das war wichtig. Es gab mir die Freiheit, ohne schlechtes Gewissen mal nicht dabei zu sein.

Aus meiner zugegeben begrenzten Sicht, machst du genau das Richtige.

Depressionen zu haben ist die Volkskrankheit Nr.1 in der heutigen Zeit. Immer schöner, schneller und besser wird einen überall vorgemacht. Man denkt das man da nicht mehr mitkommt und gibt schnell auf. Oberflächliche Liebschaften und auch ein Freundeskreis der eher ichbezogen ist gibt dann den Rest.

Selber auch stak betroffen nach schwerer Krankheit und deren Folgen die ich bis heute nicht verarbeitet habe.

@greece-lover aktueller Kurator des German-Steem-Bootcamp
Dem Upvote von uns folgt ein Trail der weitere Upvotes von unseren Unterstützern beinhaltet. Hier kannst du sehen wer diese sind. Auch kannst erfahren wie du uns und somit die deutschsprachige Community unterstützen kannst.

Danke für Deinen Kommentar. Auch das ist ein wahrer Teufelskreis: Die Schuldgefühle (Das Gefühl, nicht gut genug zu sein)sind vermutlich stärker als der Wille, die Äußerungen Deines Umfeldes einfach zu ignorieren.

Du vermischst hier ein paar Dinge.
Man kann nicht eine Depression wegwischen, wie man Staub wegwischt. Es sind ein paar biochemische Ursachen von Depressionen bekannt; eine medikamentöse Einstellung ist wohl grundsätzlich möglich, zu den Techniken kann ich wenig sagen, denn dieser Weg wurde bei mir nicht gegangen (oder nur kurzzeitig versucht, das Finden der richtigen Medikamentenmenge dauert aber recht lang).
Zum anderen wirkt sich die veränderte Biochemie im Gehirn auch auf Dinge aus, bei denen man erstmal nicht damit rechnet. Das Essen beim Lieblingsitaliener schmeckt zwar noch, aber die Freude darüber bleibt aus. Man kommt nach diesem eigentlich schönen Termin heim und ist platt.
Und drittens gibt es trotzdem gute und schlechte Tage, selbst wenn es so aussehen mag, als würde etwas besser oder stetig schlechter.

Was der Betroffene also braucht, ist die Möglichkeit zum Rückzug, wenn nötig, aber trotzdem auch Stimulation. Bewegung spielt hier eine sehr große Rolle - und das Gefühl, nicht zur Last zu fallen. (Ich habe u.a. deshalb auch eine Freundschaft, die vorher recht eng war, aufgegeben, nachdem wir uns gestritten hatten über unsere unterschiedlichen Auffassungen von meiner Hilfsbedürftigkeit.) Ich glaube, dieses Gefühl, daß man zur Last fällt, ist überhaupt erst damit erklärbar, daß man die Welt eben nicht mehr so bunt wahrnimmt, gleichzeitig durch die ganzen Therapien während eines Klinikaufenthaltes (und auch die Auseinandersetzung mit Problemen der Mitpatienten) konfrontiert ist mit einer Seite von sich selbst, die man bisher zwar hin und wieder wahrgenommen hat, aber nicht als Krankheit.

Es werden auch wieder Zeiten kommen, da Deine Freundin Nähe braucht. Schon deshalb solltest Du den Kontakt nicht komplett abbrechen.

Ich stimme @isarmoewe zu: Rückzug ist wichtig, Nähe auch - wenn man sie selbst sucht. Mitunter kann es auch vorkommen, dass man "geh weg" sagt und "ich bin alleine" meint. Aber um das zu beurteilen können, muss man sich wohl wirklich schon sehr gut kennen. Ich wünsche dir und deiner Freundin alles Gute.

Lieben Dank, Anne ! Da ich keine Expertin auf dem Gebiet bin, schätze ich Deine Sichtweise sehr, weil sie mir hilft, meine Freundin besser zu verstehen. Und wir haben einen Weg gefunden, uns wieder zu begegnen :-)
Danke, dass es Dich gibt !

Hallo Cornelia, toller Blog zum Thema Depression, nur Liebe hilft. Schönen Abend noch. Alexa

Danke, die stärkste Medizin nach Lachen. Nur bei Depression ist dem Betroffenen meist nicht nach nach Lachen. Liebe dagegen ist immer willlkommen :-)

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