Wie alles begann... und wieso Kaffee für mich nicht nur ein Getränk iststeemCreated with Sketch.

in #deutsch2 years ago (edited)

Wusstet ihr, dass fast die Hälfte der Menschen Kaffee nur trinkt, um die positiven Effekte davon zu beziehen, nicht aber wegen des Geschmacks?

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"Latte Art"

Ich grüße euch, ich bin coffeessimo.

2017 erfuhr ich das erste mal von steem und steemit. Damals unter einem anderen Namen, begann ich mich hier umzusehen. Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich hatte nichts worüber ich hätte schreiben können.
So dauerte es nicht lange... und steemit war für mich Geschichte.

Schade eigentlich, denn das Schreiben war schon immer eine Leidenschaft. Nur ich wusste damals noch nicht über was.

Jetzt weiß ich es: Über Kaffee.

Langweiliger könnte es für manch einen nicht sein. Wer ist schon so bescheuert genug, um über ein Heißgetränk zu philosophieren? Richtig geraten meine Damen und Herren: ich bin es.
Doch bevor ich euch meine Erfahrungen, Geschichten und koffeinhaltigen Fakten näher bringe, möchte ich etwas über mich erzählen. Wie alles begann...

2018 war ein Jahr voller Veränderungen für mich. Meine erste große Arbeitsstelle als Produktionsleiter in der Branche E-Schrott Recycling, die Scheidung meiner damaligen Ehefrau, 3 Monate beruflicher Aufenthalt in Shanghai, Changsha und Hong Kong, und der Start in eine völlig neue Richtung.
Das mit dem Produktionsleiter hatte nicht so funktioniert wie ich mir das vorgestellt hatte, also war ich gezwungen mir eine vorübergehende Arbeitsstelle zu suchen.
Ich fand eine Stelle als Barkeeper/Barista in einem bekannten Café nicht allzu weit von meinem damaligen Wohnort.

Es dauerte nicht lange und ich bekam die ersten Einblicke in die Arbeit eines Barista. Und weil ich immer besser wurde, bot mir der damalige Geschäftsführer an, einen einjährigen Lehrgang zum Gastronomiebetriebswirt zu absolvieren, um zukünftig mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich schmiss meine ursprünglichen Pläne, zu studieren über Bord und zertifizierte mich für höhere gastronomische Tätigkeiten.
Doch meine Expertise bezüglich Kaffee hielt sich noch in Grenzen. So fasste ich den Entschluss, den Betrieb zu wechseln. Eine kleine, familiengeführte Privatrösterei nahm mich auf, mit dem Ziel, einen waschechten Kaffeeröster aus mir zu machen.

Latte Art 6.jpg

"Latte Art"

Nun, wie wird man eigentlich Barista, geschweige denn Kaffeeröster? Um es vorweg zu nehmen, es ist leider keine geschützte Berufsbezeichnung. Bedeutet, jeder der im Knast mal mit einem umgebauten Kugelschreiber tätowiert hat, kann sich rein theoretisch Tätowierer nennen. Selbes Prinzip mit Barista/Röster.
Viele unterschätzen jedoch den Mehrwert, den eine Zertifizierung respektive Lehrgang/Seminar/Ausbildung mit sich bringt.

Ich las dutzende von Büchern, Zeitschriften, Blogs über Kaffee. Schaute mir hunderte Stunden von Videos an und besuchte zahlreiche Kurse. Die Krönung kam 2019, als ich die Gelegenheit hatte, eine Ausbildung zum zertifizierten Kaffeeröster im renommierten coffee consulate in Mannheim, unter der Regie von Dr. Steffen Schwarz zu absolvieren. Eine Koryphäe in der Kaffeewelt. Seitdem durfte ich mehrere Lehrgänge dort besuchen und darf mich seit einiger Zeit Coffee Connaisseur und Coffeologe nennen. Dies war ein großer, fachlicher Sprung.

SCA Mitglied 2022.jpg

"SCA Mitglied seit 2022"

Es war um mich geschehen, ich hatte meine zweite große Liebe gefunden: Kaffee.

Habt ihr mal versucht, über 800 verschiedene Aromenmoleküle aufzuspalten und in einer Tasse Kaffee zu erschmecken? Richtig gehört, denn (bis jetzt!) gibt es über 800 verschiedene, nachgewiesene Aromen im braunen Gold. Zum Vergleich: Wein hat ca. 250 Aromen, Bier angeblich bis zu 8000 (!!!). Bier besteht aber jedoch nicht nur aus einem einzigen Naturprodukt (Hopfen, Gerste, Malz, Weizen, Hefe, etc.). Somit zählt Kaffee also zu den komplexesten Naturprodukten überhaupt.

Und genau das ist es, was das ganze so spannend macht. Gerade für einen Anfänger ist es unglaublich schwer, auch nur mehr als fünf Aromen zu erriechen oder zu erschmecken. Mir hat es damals geholfen, bekannte Erinnerungen aus dem Gedächtnis zu rufen, mit denen ich bestimmte Gerüche verbinde. Im Garten meiner Großmutter zum Beispiel roch es im Sommer immer nach Salbei, Lavendel, Minze und Gras. Im Herbst kamen nasses Laub, erdige Aromen, Walnuss und vergorene Äpfel hinzu. Und so versuchte ich mich in das Thema Kaffeeverkostung - auch Cupping genannt - hineinzuarbeiten.

Barista Grundkurs, La Maison Saarlouis, 17.10.2022.jpg

"Barista Grundkurs"

Ich arbeitete jahrelang am Wochenende als Barista, während ich unter der Woche die feinsten Kaffees in einem wunderschönen, urigen 15 kg - Trommelröster von Giesen veredelte. Costa Rica, Kolumbien, Venezuela, Guatemala, Äthiopien, Ruanda, Tansania, Malawi, Indonesien, Indien, Nicaragua, Brasilien, Peru. Ich hatte das Privileg, 40 Tonnen Spezialitätenkaffees jährlich aus diesen Ländern zu rösten, wofür ich jede Minute dankbar war.

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"15-kg Giesen Trommelröster"

Doch irgendwann war es Zeit eine Familie zu gründen. Ehefrau und zwei Kinder brauchen nämlich nicht nur Zeit sondern auch Aufmerksamkeit. Und da meine Arbeitszeiten hauptsächlich am Wochenende waren, musste ich schweren Herzens das Unternehmen verlassen. Ich musste mich damals entscheiden, zwischen Familie oder Leidenschaft. Denn zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht möglich beides zu verbinden.
Und so ging ich wieder in eine neue Richtung: IT. Im Speziellen Cyber Security. Ein 8 to 5 Job, indem ich geregelte Arbeitszeiten und ein festes Einkommen habe, um meine Familie zu versorgen. Aber versteht mich nicht falsch, Cyber Security war schon lange etwas wofür ich mich sehr interessiert hatte. Parallel zu meiner Kaffee - Karriere konnte ich mich in diesem Bereich zertifizieren und habe eine verkürzte Ausbildung als Fachinformatiker dran gehangen.

Happy End? Natürlich nicht! Denn der Kaffee hat mir gefehlt. Sehnlichst.
Und dann kam der Tag, der alles veränderte...

Mein ehemaliger Chef, Mentor und gleichzeitig eine Art Vaterfigur - einer der Geschäftsführer dieser einen Privatrösterei - machte mir ein Angebot, welches ich nicht ablehnen konnte (ja, ich liebe "Der Pate").
Vor mehreren Jahren hatte er einen Bierwagen zu einer mobilen Cafébar umbauen lassen. Seitdem war er auf unzähligen Veranstaltungen, darunter Hochzeiten, Märkte, Feste, Firmenevents etc. unterwegs. Dieses Baristamobil wurde einfach an eine Anhängerkupplung gehängt und dahin transportiert, wo man es brauchte. Ein gern gesehenes und massig besuchtes Kaffeemodul auf jeder Veranstaltung im Umkreis von 120 km.

Aber irgendwann holt jeden das Alter ein und mit 65 Jahren war es meinem Chef dann auch genug mit der Fahrerei. Er hatte schließlich mit seiner Frau ein Café und eine Rösterei zu führen, welche zudem von Jahr zu Jahr wuchs. So lud er letztes Jahr meine Frau und mich zu sich ein, um "etwas zu besprechen". Da kam das Angebot: die komplette Verantwortung über den Kaffeewagen mit unserem eigenen Team. Wir kaufen es ab, führen die Marke als Partner weiter, jedoch unter unserer eigenen Regie. Eine strategische Partnerschaft mit einer festen Größe in der Region.
Somit wurde unser Traum wahr: Selbstständig, unabhängig und vor allem mit Leidenschaft etwas zu tun, was man liebt, und dabei auch noch gutes Geld verdienen. Meine Frau und ich teilen uns gemeinsam über 20 Jahre Erfahrung in der Gastronomie, somit haben wir auch ein sehr gutes Grundgerüst.

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"Baristamobil"

Noch sieht meine Woche so aus: 40 Stunden Vollzeit Job in der IT, 10 Stunden Aushilfe in einem Restaurant, am Wochenende biete ich Barista Grundkurse an, sowie die Veranstaltungen mit dem Baristamobil, und jede freie Minute die noch bleibt die Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen. Wenn es erstmal mit dem Kaffee gut läuft, kann ich mit dem IT Job etwas zurück rudern und schaffe mir so eine ruhigere Woche. Doch bis dahin getreu nach dem Motto "No rest for the wicked" druchzuhustlen.

Das ist meine Geschichte, und sie wird noch lange weiter gehen, das spüre ich. Jetzt kann ich das ganze nämlich auch noch kombinieren und tagebuchartig auf steemit über meine Erlebnisse und unseren Fortschritt berichten.

Für eure Aufmerksamkeit möchte ich mich herzlich bedanken. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Und nicht vergessen: Jede Tasse schlechter Kaffee entfernt euch immer eine Tasse weg von gutem Kaffee.

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Aber hallo! Ich teile Deine Begeisterung für Kaffee auf jeden Fall - nicht professionell, aber als "Junkie" ;-)) Ich bin eher Freund der puristischen Zubereitung (schwarz, stark, heiß und viel) und habe viel Freude an exotischen Privatröstungen. Ich will mehr wissen. Z.B., wo Dein Mobil so steht und fährt ;-))

Na dann teilen wir uns die Eigenschaft, denn genauso äußert sich mein Trinkverhalten auch :-)
Sehr gerne, bleib dran und du wirst mehr erfahren ;-) Impressionen werden natürlich auch nicht fehlen!

Lieber @coffeessimo,
Vielen Dank für deinen schönen, aufschlußreichen post, der zentrale Stationen deines familiären und beruflichen Lebens aufzeigt. Daß der Kaffee für dich eine große Rolle spielt und du uns davon berichten wirst, freut mich und viele andere sicher auch.
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Wenn sogar die Apotheken Rundschau weiß , daß wir Kaffee lieben, muß das ja ein ergiebiges Thema sein.

Es bestätigt sich einfach immer wieder aufs Neue: Das Thema Kaffee ist ein super Eisbrecher. Nahezu 95 von 100 Menschen mit denen ich ins Gespräch komme, sind fasziniert, wenn ich erstmal mit den Fakten auspacke. Super interessant von Anfang bis Ende. Danke dir fürs Drüberlesen :-)

super
habe begeistert deinen post gelesen und konnte mich so reinfühlen

hast dir n resteem verdient und von meiner seite aus n 100 % upvote

danke fürs abholen

Ich danke dir vielmals fürs drüberlesen @feuerelfe :-)

Hat mir gut gefallen! ich liebe Kaffee :)

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