Na, das Dingsbums - wie heißt das nochmal?!

in #deutsch6 years ago

"Lirum, larum, Löffelstiel..." - spätestens seit diesem alten Abzählreim wissen wir, dass der hintere Teil des Gesamtobjekts "Löffel" wohl als Löffelstiel bezeichnet wird. Aber wie heißt nochmal der vordere Bereich? Dieses muldenartige Dingsbums?

Die Gabel hat einen Griff und Zinken, das Messer besticht durch seine Klinge. Und dieses gewölbte Dingens am Löffelstiel, mit dem das Süppchen in den Mund geführt wir?
Das ist die Laffe. "Laffe" ist ein aus dem Mittelhochdeutschen, also einer Sprachstufe der deutschen Sprache aus dem Hochmittelalter, erhalten gebliebenes Wort. Es bezeichnete ursprünglich die Lippe oder den offenen Mund. Als Verb ist laffen oder leffen damals im Sinne von "lecken" oder "schlürfen" benutzt worden und nun macht alles Sinn: Ein Löffel ist also ein Gerät, von dem zum offenen Mund geführte Nahrung geschlürft wird.

Ist das Schlürfen einer Suppe nicht unbedingt die gesellschaftsfähigste Angewohnheit, sollte man auch in gehobeneren Kreisen seine Miesmuschel nicht mit schwerem Gerät bearbeiten, sondern ausschlürfen.

Auch hier dürfen wir uns wieder unserer Mittelhochdeutschkenntnisse bemächtigen. Wer glaubt, "mies" stamme von der jiddischen Bezeichnung für "schlecht, unangenehm", der irrt, obwohl die glibschigen Meeresbewohner ja tatsächlich so schmecken. Nein, "mies" (mhd.) bedeutet in diesem Fall "Moos", benannt nach den Fäden, mit denen sich die Muschel an Steinen, Pfählen und anderem anheftet.

Und was soll nun das ganze Nomenklatur-Gedingens? Nun, dazu äußern sich am besten die Lateiner: nomen bedeutet "Name", calare "zurufen, ausrufen". Der kultivierte Homo sapiens ruft Gegenständen nunmal ihren Namen zu, "Dingsbums" wirkt doch so bildungsfern... ;-)


Liebe @meluni, ich wünsche dir weiter eine wunderschöne Sommerpause! Ich konnte die Verwaisung von #deutschdienstag nicht mit ansehen und hoffe, ich habe deine Lücke ansatzweise angemessen gefüllt. War auch nur #ganzwenigtext!

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26.06.2018


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Meine liebe, liebe, liebe Chriddi!

Was für ein toll geschriebener, informativer und unterhaltsamer Text! Er gefällt mir glatt besser als viele der meinen und ich freue mich, dass dir so am Herzen liegt "meinen" Tag aufrecht zu erhalten!
Beim Lesen kam mir der Gedanke, dass das Wort Lefze ja vielleicht auch irgendwie mit Laffe verwandt ist. Weißt du was darüber?

Ich bedanke mich für deine lieben Wünsche, hoffe ihr werdet bald mit Sommerferien gesegnet und möchte, dass du dich ganz doll gedrückt fühlst!

Na, liebe Melanie, bei soviel Liebe, kann ich mich doch nur doll gedrückt fühlen! Und zudem hoch geehrt! Freut mich total, dass du dich so freust und mit dem Vergleich unserer Texte sollten wir gar nicht erst anfangen. Hat halt jeder seinen eigenen Stil, der zudem kein Fixpunkt ist. Ich "bastle" und experimentiere im Moment ganz gerne.

Sogleich habe ich mich auf die Suche nach der Herkunft von "Lefze" gemacht, was eindeutig "Lippe" bedeutet. "Lefze" kommt bereits aus dem Althochdeutschen, dessen Beginn um 500 n.Chr. datiert werden kann. Es ist also anzunehmen, dass Lefze in der Mittelhochdeutschepoche ab ca. 1000 n.Chr. zu Laffe bzw. Leffe wurde und witzigerweise beide Wortstämme erhalten geblieben sind. Das ist aber nur meine Annahme, konkret habe ich nichts zum direkten Zusammenhang gefunden. Habe aber auch nicht so lange geforscht ;)

Die Ferien sind sehr, sehr nah. Heute wurde die größte "Hürde" erledigt, wir haben unsere Abschlussschüler feierlich entlassen. Die letzte Woche besteht aus Aufräumen und Ausflügen. Eigentlich ganz cool.

Ganz liebe Grüße,
Chriddi

Liebe Chriddi,

bei einer ausführlicheren Recherche findet man sicher auch noch eine andere Herleitung, so wie das oft der Fall ist, aber ich betrachte meine Vermutung als bestätigt und das reicht mir in meiner egozentrischen Welt völlig aus, also danke für die Erklärung (:

Es klingt, als zählte die letzte Woche vor den Ferien gar nicht mehr richtig! Aber das finde ich gut. Auch ich habe heute wieder einen Kurs verabschiedet und es ist der erste, bei dem ich regelrecht froh darüber bin, aber pssst!

Also, genieß die letzten Tage und schreib weiter so interessante Artikel, ich lese sie!

Sehr schöner Post. Ich mag deine Wort-Wege und die Zusammenführung zum Ende hin sehr!

Danke dir, liebe Kadna, das ist ein schönes Kompliment :-)

Hallo Christiane,

jetzt habe ich es, nach eigener, subjektiver Einschätzung, bis zum Halbwissen geschafft, da bekomme ich auch schon von dir den Dämpfer für die sich breitmachende Euphorie geliefert.
Schlürfe ich die Suppe, den Kaffee oder schlurfe ich über den Asphalt - in der Praxis hört es sich irgendwie gleich an, bedarf aber trotzdem zweier verschiedener Wörter. Auf Verwandtschaftsverhältnisse möchte ich hier überhaupt nicht eingehen, da wir ja sowieso alle miteinander verwandt sind und uns nur durch die Beschaffenheit des Brettes unterscheiden, dass wir stolz vor unserer Stirn tragen.
Dass Messer, Gabel und Löffel überhaupt geteilt werden, ist mir auch neu, erklärt jedoch, wieso ich beim Auslöffeln diverser Suppen, die ich mir selbst eingebrockt hatte, mit solchen Schwierigkeiten kämpfte. Ich irrte durch das Leben mit der festen Meinung im Rucksack, das sei alles Hund wie Katze! Dass es darauf ankommt, wie man so ein Teil (daher auch zweigeteilt) in der Hand hält, das sollte einem auch jemand früher sagen. Da läuft das Wurzelziehen (auch bei Backenzähnen) wie geschmiert, aber die Schweinsohren lassen sich nicht teilen, da man mit der Aufteilung des Messers nicht vertraut ist.
Doch steht das größte Problem am heutigen Morgen noch unangerührt vor mir. Durch das ganze Wirrwarr, in das du mich mit deinem Beitrag gestoßen hast, bin ich mir so dermaßen unsicher:
Schlürfe ich den Kaffee nun direkt aus dem Pott, nutze vielleicht doch lieber eine Tasse, möglicherweise tut es auch ein aufgeteilter Löffel. Schlürfen funktioniert in allen Variationen.
Aber, auch gerade erst gelernt (hat sich jedoch bis Japan noch nicht herumgesprochen), das Schlürfen und Schlurfen ist ja auch nicht mehr ganz so hipp, wie es mal war. (Warum schlürfet und furzet ihr nicht ...)
Drum rannte ich in Küche und schnitzte mir zwei Stäbchen. Ein Versuch ist es allemal wert. Ich traue mich nur nicht so richtig, da mir noch die Aufklärung zu folgender Frage fehlt:
Wie heißt beim Stäbchen der obere und wie der untere Teil?
Oder, wie lautet der gemeinsame Nenner?
Können Stäbchen beim Wurzelziehen behilflich sein?


CIMG3842.JPG

Bevor die Fragen mit mir durchgehen,
versende ich besser liebe Grüße
und bleibe verwirrt vor meinem Morgenkaffee sitzen.

Wolfram

Hallo lieber Wolfram,

es tut mir wahrlich unglaublich leid, dass du dich von mir dauernd eingedämpft fühlst. Bevor ich damit gleich weiter mache, glaube mir bitte, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht ;)

Ja, da haben wir uns mit #ganzwenigtext tatsächlich was eingebrockt. Wir stehen doch gar nicht so auf Regularien, aber wäre es sinnvoll, zu vereinbaren, dass Kommentartexte nicht länger als der Beitrag sein sollten?

Dein Kommentar ist ja mal wieder nicht nur ein Mundwinkelhochzieher sondern auch sehr zeitaufwändig. Ich sitze nun seit Stunden vor dem Rechner, um herauszufinden, wie denn nun Vorder- und Hinterteil des Stäbchens heißen. Ich denke, ich bin fündig geworden, aber ich kann's nicht lesen...

Ich wünsche dir sehr, dass du deinen Kaffee morgen entspannter genießen kannst!

Liebe Grüße,

Christiane

#ganzwenigtext steht ja längst weit abseits dessen, was die Aneinanderreihung der Buchstaben mit ihrem gesamten Erscheinungsbild dem Konsumenten suggeriert.
#ganzwenigtext ist der Versuch Gedanken grenzenlos werden zu lassen. Sei es die blitzgescheite Idee, die mit 5 Sätzen um die Ecke geschlendert kommt oder die lange Nacht ohne Schlaf, deren Nebenwirkungen ganze Seiten füllen.
Außerdem hat #ganzwenigtext ein Gesicht.
Tägliche Veränderungen also erwünscht!
Alles andere kratzt an der Langeweile.

Wolfram

Du bist großartig, lieber Wolfram!
Bitte schminke das Gesicht in den buntesten Farben! Ich stehe voll dahinter, selbst bei 2000+...

Hallo Chriddi,

ein sehr guter Beitrag, dafür gibt es 100% von mir.

Nein, "mies" (mhd.) bedeutet in diesem Fall "Moos"

Der Satz ist etwas unschön, da "Mies" ebenfalls ein nhd. Wort ist, wie der Name Miesmuschel schon sagt.

Beste Grüße.

Das MHD des Wörtchens mies (mhd.) ging weit über das Mittelalter hinaus, so dass mies (nhd.) auch heute noch, wie in Miesmuschel, Verwendung findet. Der Satz ist mitnichten unschön, sondern eine ordentliche Konstruktion, die du nicht mies (jidd.) machen musst.

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