Wenn das Voten peinlich wird...

^{Image by skorchanov on Pixabay}

Über die Vor- und Nachteile der Hardforks und deren Auswirkungen wurde bereits vielfach diskutiert, soweit ich das beurteilen kann, sogar überwiegend gejammert. Ich habe mich an einigen Dialogen beteiligt und mich bemüht, auch positive Aspekte wahrzunehmen. Einiges habe ich verstanden, übrigens in erster Linie dank SteemChiller, der, obwohl er auf Grund des Steem-Kurses pleite ist und es wegen der unermüdlichen Arbeit für die Weiterentwicklung der SteemWorld nicht schafft, regelmäßig Beiträge zu verfassen, an denen er verdienen könnte, stets geduldig und durchdacht alle möglichen Fragen bezüglich der Rewardkurven und ähnlichem beantwortet.

Schade ist, dass man eine ganze Menge der Veränderungen durch die HF und ihrer Auswirkungen nur häppchenweise und erst im Nachhinein geliefert bekommt. Diese Häppchen muss sich der Interessierte mühsam zusammensuchen, meist stößt er drauf, wenn er sich mal wieder über etwas wundert. So wie über das Phänomen, welches ich euch gleich vorstellen möchte - dazu etwas später.

Nach wie vor als grauenhaft empfinde ich für kleinere Accounts und Kommentarverfasser die ominöse 20-STEEM-Grenze. Ich weiß, dass diese in "höheren Sphären" durchaus Vorteile hat, wir Otto-Normaluser sehen (und kriegen) aber im schlimmsten Fall nur 50% des eigentlich möglichen Vote-Wertes. Das ist nochmal eine Beschneidung des Autoreneinkommens, wobei das neue 50/50-Verhältnis bereits einschneidend genug ist.

Es wurde sich bei der Einführung der Rewardkurve und der Höherdotierung der Kurationstätigkeit tatsächlich etwas Communitynützliches gedacht. Kurz zusammengefasst soll es nicht mehr so einfach sein, den Pool übertrieben auszunutzen und man hat (angeblich?) gehofft, dass die wirklich großen Wale sich nicht mehr nur selbst in die Tasche ejakulieren, sondern (wieder?) auf die Suche nach belohnenswertem Content gehen und dann wenigstens noch von den CR was haben. Naja...

Ich bin (nur noch selten) Autorin und Investorin. Das Herz ist eher bei der Autorin und allen anderen Verfassern, die sich mit ihren Beiträgen Mühe geben. Insofern empfinde ich es nach wie vor als ungerecht, dass nun ein kleiner Klick (laienhaft gefühlt) genauso viel wert ist, wie ein Beitrag.
Als Kuratorin nehme ich den Mehrverdienst natürlich gerne mit, wobei ich mich bereits geäußert habe, das Gefühl zu haben, mehr als das Doppelte an CR wie vor der HF einzufahren. Das kam mir komisch vor, war bislang aber nur ein Gefühl, welches jetzt bestätigt wurde.

Bevor ich nun endlich das präsentiere, was mich empört und (als kleiner Delfin - überlegt mal, wer sich im großen Ozean noch so herumtreibt, womit ich nicht die deutschsprachigen Wale meine, denn die sind im Vergleich auch nur kleine Fische) fast beschämt, gibt's noch einen winzigen Exkurs in mein Vote-Verhalten.
Ich benutze für einen Teil meiner Votes "Steemauto", die Votes werden also automatisch kurz nach Erscheinen des Beitrags einiger meiner Lieblingsverfasser (und Leute bzw. Projekte, die ich einfach so unterstützen möchte) vergeben. Diese sind für Beiträge, die ich sowieso voten würde und so habe ich mir als Investorin bereits lange vor der HF gedacht, dass ich das Vote auch zur optimierten Zeit abgeben kann, um den CR zu nutzen.

Noch ein Einschub: Vor der HF hat sich für die Kuratoren CR-mäßig das frühzeitige Entdecken und Voten der guten Beiträge, die auf Grund wenig Follower, wenig Auto-Votes, wenig Bekanntheitsgrad an einem unangemessenen Payout herumkratzten, richtig gelohnt! Ich möchte mal behaupten, dass auch die Verfasser sich gefreut haben. Die Rechnung geht für beide nicht mehr auf, weil der Vote-Wert wie gesagt schlimmstenfalls nur die Hälfte zählt, dementsprechend die CR niedriger ausfallen. Ein Schelm, wer dabei dann jetzt doch an einige Shit-Posts in den Trendings denkt...

Nun aber: Vor zwei Tagen fiel mir ein ungewöhnlich hoher CR von 2.153 SP auf, den ich nach dem Payout eines Beitrags von @don-thomas erhielt. Ich schätze Thomas' "Andalusische Blickwinkel" sehr, schaue sie mir nach jedem mir angezeigten Autovote gern an. Und da es kein Geheimnis ist, dass Thomas auf seinem Geschäftsaccount oft Vote-Bots benutzt, kann ich verraten: Auch das Kuratieren hat sich immer gelohnt, denn in der Regel kam nach dem eigenen noch ein deutlich stärkeres Vote.
2.153 SP erschienen mir dennoch etwas viel, ich glaubte zunächst an einen Anzeigefehler. Denkste!
Gestern wurde ein neuer Beitrag von Thomas in den frühen Morgenstunden automatisch gevotet. Da der Artikel den Tag über ein vermeintliches Payout von $ 2 nicht überschritt, wurde mir auf SteemWorld das Gewicht meines Votes mit ~ $ 0.14 angezeigt (Reminder: 20-STEEM-Grenze). Heute Nacht hat Thomas das Payout über Votebots kräftig erhöht. Und nun das:

Geht's noch?! Ich erhalte doppelt soviel an SP, wie ich über VP (für deren tägliche Regeneration ich nichts tue, sondern der Pool (?)) gegeben habe?! Was ist das? Eine "Verzinsung" von 100% an einem Tag? Wer hat sich denn sowas ausgedacht? Und was soll das bezwecken?
Ich halte diese Art des Rewardings für unverschämt und ausbeuterisch.

Wir sprechen bei mir von einem potentiellen Vote-Wert von etwa $ 0.3 bei voll aufgetankter VP. Es gibt auf dem Steem durchaus User, die über ein Vielfaches im dreistelligen Bereich verfügen. Natürlich sind die Begriffe "viel" und "wenig" relative, was für den einen "Unsummen" darstellt, sind für den anderen "Peanuts". Und dass in diesem Steemit-System schon immer derjenige mehr erhält, der mehr besitzt, dürfte bei allem guten Willen jedem klar sein, der sich ein paar Tage hier herumgetrieben hat. Jeder, der nach dieser Erkenntnis geblieben ist, scheint sie auch zu akzeptieren. Aber eine gewisse Verhältnismäßigkeit sollte doch weiter erkennbar sein.
Denke ich nun völlig falsch oder geht das eindeutig zu weit?

Ich möchte gern auf eine Diskussion rund um Auto-Votes und Vote-Bots verzichten, würde es aber toll finden, wenn ich/wir für dieses - in meinen Augen - Unding eine schlüssige Erklärung erhalten.

In der vagen Hoffnung, an der ich immer mehr zu zweifeln beginne, vom Steem irgendwann mal wiederzubekommen, was ich hineingesteckt habe, werde ich weiter voten wie bisher. Aber guten Gewissens geht das ab sofort irgendwie nicht mehr. Schade, deswegen bin ich weder hergekommen noch geblieben.

Edit

Ich habe wegen der Beneficiaries-Funktion erstmals über SteemPeak gepostet. War ganz gut, doch hat ausgerechnet die Sache mit dem Begünstigten scheinbar nicht geklappt. Naja, ich verlasse mich definitiv nicht nur auf die Technik und bin dazu in der Lage, das Payout dieses Beitrags per Hand an @steemchiller zu überweisen ;-)

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12.09.2019