Zweifel am Menschen #2 - Der Wert eines Menschenlebens

in #deutsch7 years ago (edited)

Wieviel Geld ist ein Menschenleben wert? Nun es wurden zahlreiche Studien dazu durchgeführt und Leute wurden zu teilweise absurden Entscheidungen gezwungen. Jedoch gibt es einen Ort an dem die Entscheidung über den Wert eines Lebens mehrmals im Jahr von vielen Leuten gefällt wird, den höchsten Punkt der Erde Mt. Everest. 

Seit der Kommerzialisierung der Everest Expeditionen in 1980er Jahren wurde es mit dem nötigen Kleingeld immer leichter auf den höchsten Punkt zu kommen. Ungefährlich ist das ganze jedoch bis heute nicht. Auf dem Berg liegen immernoch mehr als 250 Leichen von Bergsteigern die nicht lebend von dem Berg gekommen sind, manche werden dabei sogar als Wegpunkt genutzt, wie "Green Boots", welcher ein Opfer der verherrenden Everest Katastrophe von 1996 ist, welche mehrfach für die Kinos verfilmt wurde.

Wieso ist es so riskant auf den Berg zusteigen und wieso können so leicht tödliche Unglücke passieren? 

Nun wie sich jeder denken ist, aufgrund der geringen Temperaturen natürlich viel Ausrüstung nötig, welche den Berg hochgeschleppt werden will, dazu werden aber hauptsächlich die Einheimischen Sherpas benutzt, welche für Geld einen großen Teil der Ausrüstung schleppen. Der Weg vom Basislager zum Gipfel zieht sich über mehrere Tage und ist an sich betrachtet schon ein ordentlicher Wanderweg, vorallem wenn man die Höhenmeter betrachtet. Aber das ist eins der Hauptprobleme: Ab einer ungefähren Höhe von 7000 m beginnt die sogenannte "Todeszone". Der Luftdruck, und damit der Partialdruck von Sauerstoff, ist so gering, dass es nicht mehr für die Aufrechterhaltung der Zellen ausreicht. Zwar kann man sich dort bewegen, aber eine Regeneration der Zellen findet nicht mehr statt.
Und innerhalb der Todeszone müssen die meisten Expeditionsteilnehmer mindestens noch einmal nächtigen. Sauerstoffflaschen sorgen mittlerweile dafür, dass es fast nur bei starken Kopfschmerzen bleibt. Dies bedeutet natürlich auch wieder zusätzliches Gewicht, insbesondere für die letzten Etappen. 

Nun während auf dem weg zum höchsten Punkt der Erde noch sehr viel Euphorie herrscht, kommt es bei dem Rückweg zu den meisten Unglücken, erschöpft vom Aufstieg, Sauerstoffreserve nicht beachtet oder Umkehrzeitpunkt verpasst sind häufig Probleme die schlimme Auswirkungen haben können. Wer dort oben Notbiwakieren (Übernachten ohne geeignetes Zelt oder Schlafsack) muss, hat geringe Überlebenschancen da die Temperatur nachts auf bis zu - 60 °C fallen.

Wer entscheidet über Leben oder Erfolg?

Wie bereits erwähnt ist der Mt. Everest inzwischen ein Touristen-Hotspot. Für 13.000 $ bis 65.000$ werden Expeditionen angeboten, unabhängig vom Fitnessgrad oder Erfahrung im Bergsteigen. Viele Leute sparen sich die Kleinwagen zusammen um einmal auf dem höchsten Punkt der Erde zustehen. 

Wenn nun jemand dort oben steht und bei seinem Aufstieg nach kurzer Zeit einen anderen Bergsteiger findet, dem alleine die Kraft fehlt zum Camp zurück zu kommen kann er sich entscheiden. Hilft er dem völlig fremden Bergsteiger oder setzt er seinen Besteigungsversuch fort? Das Problem ist, wenn er hilft wird er seinen Versuch abbrechen müssen, denn die Zeit vom letzten Camp bis zum Gipfel ist streng bemessen, unabhängig von der zusätzlichen Anstrengung, und eine zusätzliche Nacht in der Todeszone ist auch riskant. Und dieses Szenario existiert oberhalb der 7500 m sehr oft! 


Wie entscheiden sich die Menschen? 

Sind die Kosten für diese Expedition es einem Menschen wert einen anderen zu retten?
Leider nicht sehr häufig. Die meisten Leute entscheiden sich in einem solchen Moment für Ihren eigenen Erfolg anstatt den Versuch zu unternehmen jemanden zu retten. Man muss Ihnen zu gute halten, dass es gerade beim Aufstieg häufig größere Gruppen (> 4 Mann) gibt, und irgendjemand wird schon rufen: " Der ist nicht zu retten, oder eine andere Gruppe wird ihm helfen." Leider, muss man trocken sagen, dass dies nicht so häufig der Fall ist wie geglaubt wird.
Das prominenteste Beispiel dürfte David Sharp sein. Während er hilfesuchend über 40 Bergsteiger passieren sag und viele Ansprach ihnen zu helfen, gab es keinen der seinen Gipfeltraum für Ihn aufgeben wollte. David Sharp starb am Everest, obwohl im nachhinein viele Zugaben, dass er noch zu retten gewesen wäre. Und er steht nur stellvertretend für viele andere. Unter den Profis der Bergsteigerszene gilt ein solches verhalten jedoch als untragbar und wird aufs heftigste Kritisiert, genau wie Kommerziellen Besteigungen des Everests. 



Die abschließende Frage ist nun: Was würdest du tun? Ein einmaliges Event, welches dich 45.000$ gekostet hat aufgeben oder aber einen fremden Menschen retten, der sonst sterben würde? 


Die Antwort musst du dir selbst geben.

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Bilder sind von der deutschen Wikipedia Seite und pixabay entnommen!



Sort:  

Ich würd schnell meine Frau anrufen und sie fragen, was ich tun soll. Dann kann wenigstens die mir anschließend keine Vorwürfe machen :-)

:D damit macht man natürlich nichts bzw alles falsch :D :D

"Die abschließende Frage ist nun: Was würdest du tun? Ein einmaliges Event, welches dich 45.000$ gekostet hat aufgeben oder aber einen fremden Menschen retten, der sonst sterben würde?"

Die Fragestellung hat es für mich schon beantwortet. Für 45.000$ ein Menschenleben retten ist auch ein einmaliges Event. :D

;) das stimmt eigentlich... Verwunderlich dass sich dennoch so viele anders entscheiden

O_O wie kann man sich ernsthaft für den Erfolg entscheiden anstatt für die Menschlichkeit....für mich ist das Erreichen des Gipfel auf kosten des Lebens eines anderen alles, nur kein Erfolg.

Niemals würde ich so eine behinderte Entscheidung treffen... Aber da ich 5 Jahre im Krankenhaus gearbeitet habe, weiss ich durchaus, wie pervide die Frage ist. Spannendes und schwieriges Thema, sehr cool :)

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