"Besser beneidet, als bemitleidet" - Thales von Milet (625-547 v. Chr.)steemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago

Thales von Milet - Schlitzohr, Gelehrter, Geschäftsmann, Reisender und Freund der Weisheit

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Das Beste kommt zum Schluss...

und ich habe mir Thales von Milet dafür aufgespart. Von den sieben Weisen des alten Griechenlands ist dieser Denker mein Favorit. Er ist sicher dem ein oder anderen noch aus der Schule bekannt. Zumindest, wenn man in Mathematik mal kurz aufgepasst hat, in der siebten Klasse oder so.
Dieser Typ lebte etwa zu der Zeit in der auch Laotse, Konfuzius, Buddha und Zarathustra ihr Unwesen trieben. Wäre cool gewesen, die Jungs alle an einen Tisch zu setzen.
Auf jeden Fall erstmal zum Leben dieses "zerstreuten Professors". Eine thrakische Magd soll ihn mit den Worten

"Du willst wissen, was am Himmel ist, aber was vor Deinen Füßen liegt, bleibt dir verborgen."

verspottet haben.

Naja nicht ganz grundlos, denn es heißt er sei zuvor in einen Brunnen gefallen, weil er mit dem Kopf im Nacken im Gehen die Sterne beobachtete.
Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Mathematik und Astronomie und er definierte sich selbst als Denker, der versuchte den Dingen auf den Grund zu gehen. Von vielen wird er auch als der erste Philosoph überhaupt angesehen.
Nun ja, er galt, weil er eben dachte und scheinbar nicht wirklich in dieser Welt unterwegs war, als Sonderling. Er entstammte einer alten Handelsfamilie und war zumindest zu Beginn seines Wirkens nicht gerade reich. Seine Mitbürger aus Milet zogen daraus den Schluss, das Philosophie zu nichts nütze sei. Thales ließ das unbeindruckt und trotzdem wollte er es nicht akzeptieren, dass die Leute so dachten und er wollte ihnen beweisen, dass man eben nur durch Denken an sich stinkreich werden konnte.
So trug es sich nun zu, dass er aufgrund seiner astronomischen Beobachtungen zu dem Schluss kam, dass es in einem Jahr zu einer besonders guten Olivenernte kommen könnte. Er kratzte sein Geld zusammen und nahm wahrscheinlich sogar noch einen Kredit auf und mietete bereits im Winter sämtliche Ölmühlen, die er kriegen konnte. Der Spott blieb nicht aus. Welcher Idiot mietete schon alle Olivenmühlen, wenn er selbst keine Oliven hatte und dann obendrein im Winter.
Thales ging damit zwar ein Risiko ein, doch ein gut kalkuliertes Risiko. Ein halbes Jahr lang musste er den Spott noch über sich ergehen lassen. Und dann wurde es langsam still und die Spötter mussten hiflos mitansehen, wie Thales praktisch mit einer einzigen Entscheidung mehr als nur ausgesorgt hatte.
Die Olivenernte fiel so üppig aus, dass die Olivenmühlen gefragt waren, wie nie zuvor. Thales, der praktisch ein Monopol in der Region auf die Mühlen besaß, vermietete er sie nun für wesentlich mehr. Aristoteles nutzte dieses Ereignis später dazu um zu beweisen, dass es für ECHTE Philosophen leicht sei viel Geld zu verdienen, wenn sie es nur wollten.
Thales war jedoch weder nur ein zerstreuter Theoretiker, noch nur ein cleverer Opportunist mit Mut zum Risiko. Er reiste viel, war als Geschäftsmann unterwegs, seine Meinung hatte politischen Einfluss und er war als Naturforscher und Wissenschaftler berühmt.
Er berechnete die Höhe der Pyramiden, lernte das astronomische und mathematische Wissen des Orients kennen und entwickelte es auf seine Art und Weise weiter und vor allem ging er beim Denken noch tiefer als seine Zeitgenossen. Während diese sich meist auf die praktischen Lebensumstände und die überlieferten Mythen beschränkten, versuchte er herauszufinden, was es ist, dass die Welt in ihrem Innersten zusammenhält. Die Erklärung mit menschenähnlichen Göttern fand er mangelhaft, wenn nicht sogar ungenügend. Er fragte sich, was der Urgrund aller Dinge sei, das "Prinzip des Seienden", altgriechich: Arché.
Er grübelte stundenlang darüber nach, wie die Dinge entstehen, warum sie sich wandeln, und wieder vergehen.
Sein Ergebnis war es, dass es einen Urstoff gibt, der überall beteiligt ist; am Entstehen und am Vergehen. Na was schätzt ihr?
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Richtig: Das Wasser.

"Alles ist aus und auf dem Wasser"

Thales

Alles ist aus Wasser entstanden und wird durch das Wasser belebt.

"Alles ist voller Götter"

So nannte er das. Wasser war für ihn einfach göttlich.

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Lebensführung

Natürlich dachte er, wie jeder gute griechische Weise über die korrekte, die richtige Lebensführung nach. Die Inschrift "Erkenne dich selbst" wird zwar Chilon, von Sparta zugeschrieben, doch auch Thales soll diesen Spruch mitverbreitet haben.
Besonders bekannt ist eine Art Dialog, den jemand mit Thales geführt haben soll. Thales Antworten sind kurz und knapp, sind aber über den Rand mit Weisheit gefüllt, wie ich finde:

Der vermutlich erste "Interviewer": "Was ist das schwerste von allen Dingen"?

Thales: "Sich selbst kennen"

Der vermutlich erste "Interviewer": "Was ist das leichteste?"

Thales: "Anderen Rat geben!"

Der vermutlich erste "Interviewer": "Was ist Gott?"

Thales: " Das, welches weder Anfang noch Ende hat."

Der vermutlich erste "Interviewer": "Wie können wir tugendhaft leben?"

Thales: "Indem wir niemals das tun, was wir an anderen verurteilen."

Bäm.

Zum Abschluss noch ein paar seiner Weisheiten:

Bürgschaft, schon ist Unheil da

Zu deutsch: Verbürge dich nicht für jemanden. Jeder soll gefälligst für sich selbst die Verantwortung übernehmen und sie nicht auf andere abwälzen.

Nicht dein Äußeres schmücke, sondern sein schön in deinem Tun.

Zeitloses Wissen. Damals wie heute: die mit den dicksten Goldketten sind nicht die wahrhaft reichen. Warren Buffet, immerhin einer der reichsten ( in US-Dollar gemessen) Menschen dieses Planeten zur Zeit, trägt teilweise Anzüge von einem Hersteller, den man mit unserem Kik vergleichen könnte. Fitness-Studiogänger haben vielleicht einen Adoniskörper herangezüchtet, ich garantiere euch, dass sie völlig unbeholfen in einer Yogastunde bei @akashas abkacken. 100%. Es sieht einfach supertoll aus, wenn sich jemand geschmeidig bewegt. Schaut euch Tänzer, Kampfsportler, Akrobaten etc. an.

Sei nicht faul, selbst wenn du Geld hast

Simpel. Bodenständig. Wahr. Es ist nichts schlimmes daran, viel Geld zu haben, wenn man weiterhin seine Energie verwendet um Gutes zu tun. In dem Moment indem man nichts mehr macht, ist es wie mit Wasser, wenn es keine Möglichkeit zu fließen hat: Es fault.

Was du deinen Eltern Gutes tust, das erwarte selbst im Alter von deinen Kindern!

Als ich mit diesem Spruch konfrontiert wurde, wusste ich nicht so recht etwas damit anzufangen. Doch Thales meinte wohl damit, dass die Art und Weise wie du deine Eltern behandelst, dir von deinen Kindern ebenfalls zuteil wird. Verhälst du dich deinen Eltern gegenüber respektvoll, hilfsbereit und verzeihst ihnen ihre Fehler, werden das deine Kinder ebenfalls mit dir tun. Hasst du deine Elter, sprichst nicht mehr mit ihnen und verdrehst jedes Mal die Augen, wenn sie irgendetwas sagen, rate mal, was deine Kinder später tun werden, wenn du alt bist. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.
Weißt du dies nun, und baust ein freundschaftliches und liebevolles Verhältnis mit deinen Eltern auf; ja ich weiß, dass ist nicht immer leicht, wirst du im hohen Alter die Früchte ernten, für den Fall natürlich das du Kinder hast.
Thales hatte wohl keine, zumindest keine offiziellen. Seine Mutter drängte ihn stets zu heiraten, doch er entgegnete stets: "Es ist noch zu früh".
Als dieses Argument ab einem gewissen Alter nicht mehr zog, hatte der weise Mann dennoch keinen Knoten in der Zunge und sagte aus: "Jetzt ist es zu spät"
Thales starb alt, reich und glücklich im stolzen Alter von 77 und wurde bereits zu Lebzeiten als "sophoie", d.h. "Weise" bezeichnet. Er gehörte zu den Pionieren einer immer größer werdenden Schicht von gebildeten Griechen, denen der fromme Götterglaube nicht mehr genügte, die nach Erkenntnis und Wissen strebten.

Ach ja, einer geht noch:

Er hat auch behauptet, zwischen Leben und Tod sei kein Unterschied. „Warum stirbst du dann nicht?“ fragte ihn jemand. Und er: „Weil es egal ist!““

Diogenes Laertios: I,35

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Denken ist nicht gleich denken,
Euer @bozo

Sort:  

Der Mann stammt aus einer Zeit, in der Philosophie, noch eine allumfassende Wissenschaft war, zu deren Unterkapiteln die Mathemathik und Astronomie zählten. Da ist es leicht zu sagen, dass man mit Philosophie viel Geld verdienen kann. ;)
Ob Geld die Motivation im Leben ist muss dann jeder selbst entscheiden, meine hauptsächliche ist es nicht.

Ich weiß nicht ob ich mich da klar ausgedrückt habe. Es ging keinem der Herren von damals ums Geld. Es ging Thales, und das wurde ihm auch von Aristoteles in den Mund gelegt, nicht darum reich zu werden. Es ging nur darum zu zeigen, dass man mit weisen Entscheidungen durchaus auch weltlich Materielles anhäufen kann. Thales war das egal. Er strebte Zeit seines Lebens nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ist vielleicht ein bisschen untergegangen. Er war, so wie ich ihn mir vorstelle ein Allrounder.
Ich vermute zudem, dass Thales den heutigen Bildungseinrichtungen wegen zuviel unnützem Vielwissen nicht zugeneigt wäre.

Ich habe verstanden was du meinst, das war nur bezogen auf die Aussage Aristoteles. Und Allrounder beschreibt ihn gut!

❤️🌹🕊

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