So einfach ist es eben nicht. Wenn dem so wäre, dann gäbe es überhaupt kein Problem. Das Problem ist nur, daß das System, so wie es jetzt ist, nicht im Sinne einer sinnvollen Einwanderung funktioniert. Das System ist nämlich so gestrickt, daß ausgerechnet diejenigen, die sich in die Gesellschaft bestens einfügen und ihren Beitrag dafür zu leisten nicht nur willens und bereit, sondern auch fähig sind, gleichzeitig die sind, die von der Abschiebung betroffen sind, und zwar gerade weil sie sich an Recht und Gesetz halten, im System registriert sind, alle fünf Sinne plus ihre Papiere beieinander haben und keinerlei kriminelle Energie aufweisen. Ein klassisches Beispiel hierfür war das Mädchen aus Nepal^[1], das sich gerade anschickte, nach der Schule Medizin zu studieren.

Auf der anderen Seite hat man Intensivstraftäter, die man nicht loswird, weil sie sich eben nicht an Recht und Gesetz halten, die man nicht abschieben kann, weil sie keine Papiere haben, weil sie klagen, weil sie plötzlich erkranken, oder weil ihnen in ihrem Land die Todesstrafe droht. Beispiele dafür gibt es zehntausende - und das sind nur die Intensivtäter, die einen nur geringen Teil aller Einwanderer ausmachen. In DE lebt eine halbe Million ausreisepflichtiger^[2] - und das sind nur die offiziellen Zahlen von 2016. Wieviele es tatsächlich sind, das weiß niemand, weil man ja nicht einmal Strichlisten geführt hat, als 2015 die Grenzen aufgemacht wurden. Damit waren die Bullen wahrscheinlich schon überfordert...

Es findet also eine Negativauslese statt. Schon bei denen die losgehen in Richtung Europa sind ja nicht die Ärmsten und Hilfsbedürftigen zu finden, sondern die mit dem meisten Geld, den spitzesten Ellenbogen und auch die mit einer gewissen kriminellen Energie. Ist ja klar, denn sie wissen von vornherein, daß sie illegal über mehrere Grenzen gehen werden, und das ist in jedem Land illegal. Dazu muß man nicht Jura studiert haben. So, und in Europa angekommen, wird man höchstens die wieder los, die eben nicht nach diesem Muster verhalten, also die, die sich ehrlich bemühen. Ein Marokkaner, der weiß, daß er eh keine Chance hätte zu bleiben, der wird auch den Teufel tun und mit den Behörden mitarbeiten. Warum auch? Das würde ja heißen, er wird zurückgeschickt. Der ist doch nicht blöd! Und auch die, die bislang nicht negativ aufgefallen sind, die werden durch die Umstände ganz sicher nicht zu besseren Menschen, wo sie doch täglich vor Augen geführt bekommen, daß man immer nur verliert, wenn man ehrlich ist. Die sind alle nicht blöd - was man von den Krauts ja nicht behaupten kann...

So fungiert also diese Politik wie ein Ventil, das Kriminelle ins Land läßt und sie dort hält, und gleichzeitig Nichtkriminelle im Laufe des Verfahrens dann wieder ausweist. Von den Hochqualifizierten mal ganz zu schweigen. Die machen einen großen Bogen um DE, und das schon seit Jahrzehnten. Man kann sich fragen, warum sich so viele Leute schwertun, das zu verstehen. Es ist ja eigentlich offensichtlich und allein denklogisch nachvollziehbar.

_{[1] Spiegel vom 2. Juni 2017: Klassenlehrer schildert Drama im Unterricht}

_{[2] Welt vom 22. September 2016: Halbe Million abgelehnte Asylbewerber nicht abgeschoben}