Wenn Distanz Nähe schafft - Vom Wandel und den abgerissenen Brücken des Lebens

in #deutsch6 years ago (edited)

In meinem letzten Artikel schrieb ich über den Minimalismus und wie ich ihn erlebe. Einige von euch schrieben mir, sie hätten nie so die Brücken hinter ich abbrechen oder einen kompletten Neustart beginnen wollen und können.
Da spürte ich, dazu möchte ich euch noch etwas mitgeben.

Ja es stimmt, ich habe viel verändert mit der Entscheidung, meine Wohnung aufzulösen. Ich habe auch meinen Job als Nanny aufgehört und ebenfalls meinen Beruf als Künstlerin in der Form beendet.

Aber habe ich alle Brücken abgebrochen?


Ein Aufbruch kann sehr viele Facetten haben und die Reise hat mich selber am meisten überrascht. Ich bin viele tausende Kilometer weggeflogen und zu fühlen, was mir wirklich wichtig ist im Leben.

Schon früher war ich ein Mensch, dem es sehr leicht fiel, Beziehungen zu beenden und neue aufzubauen. Ich war auch nie ein wirklich guter Freund für meine Freunde, glänzte öfters mit Abwesenheit. In den letzten Jahren stand ich den Menschen, die mir wichtig sind, nicht besonders nahe. Es war mir nicht möglich, sie an mich heran zu lassen, und ich hatte immer den Wunsch nach einer gewissen Distanz, um mich selber vor Verletzungen zu schützen und weil ich immer damit beschäftigt war, ihnen nicht meine Fehler zu zeigen, sie nicht sehen zu lassen, wie zerrissen ich innerlich war.

Ein Stück weit wollte ich damals ausbrechen, nicht nur aus der Routine. Ich spürte, ich muss mich verändern und wusste, ich kann das nicht, wenn ich in diesem Alltag und so in den Beziehungen bleibe, die ich gerade lebe. Aber irgendwie ging es auch um die Distanz zu den Kindern, ich brauchte eine gewisse Loslösung von ihnen, weil einige der Kleinen, mir zu nahe gekommen sind in den Jahren, in denen ich sie begleiten durfte.

Ich brachte also wieder einmal einige Kilometer zwischen mich und mein leben. Dieses Mal nicht von einem Land ins Nachbarland, sondern über Kontinente hinweg.

Doch in den Monaten fand ich mehr zu mir selber und zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich, diese Bindungen sind keine Bedrohung für mich, sie sind ein Geschenk.

Mit jedem Schritt, den ich wegging, fühlte ich, wie wichtig die Nähe für mich ist.

Ich ging zwar, aber die Menschen gewannen an Bedeutung für mich. Ich arbeite heute nicht mehr als Nanny, aber meine Kiddies sind immer noch ein Teil meiner Familie. Wir stehen uns zwischenmenschlich näher als vorher, weil ich sie eben nicht verlassen habe als Mensch.

Als ich zurück kam im Herbst, wusste ich, ich möchte meine Freundschaften vertiefen und Menschen näher an mich heran lassen. Ich möchte echter sein und nicht die Hälfte von mir verstecken, immer darauf bedacht, dass niemand hinter meine Fassade schauen kann. Heute sind mir meine Freunde näher als zuvor. Ich genieße jeden Moment mit ihnen und ich kann mich so zeigen, wie ich bin.

Manchmal, werden die Brücken stärker und größer als je zuvor, wenn man ihnen den Raum gibt, sich zu verändern.


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(Bildquelle Pixabay, CC0 Lizenz)

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Toller Bericht liebe Rachel. :-) Jeder Veränderung hat etwas gutes an sich, denn es eröffnet wieder neue Wege. die man vorher nicht gesehen hatte.

Ja total, so erlebe ich das auch :)

Ich habe mal gelesen, dass das Leben ist wie eine Zugfahrt. An Stationen steigen Menschen ein und eben auch wieder aus. Bei manchen fällt uns der Abschied schwer, bei anderen bekommen wir ihn gar nicht mit. Sehr oft denke ich darüber nach, wer mal mit mir zusammen gefahren und wieder ausgestiegen ist, die Guten wie die, die ich gerne losgeworden bin.
Tja uns so fahre ich dahin bis auch ich irgendwann aussteige und hoffe, dass ich nicht ganz vergessen werde.
Gruß Elfe

Stimmt, hat was :)
Bei mir sind schon sehr viele mitgefahren und ausgestiegen. In den letzten Jahren allerdings, wurden meine Mitfahrer beständiger. Kann auch am Alter liegen oder daran, dass man sich die Leute sorgfältiger aussucht. Was auch immer die Ursache ist, ich bin sehr dankbar um meine Mitfahrer und es ist viele Jahre her, dass ich jemanden aus dem Zug schupsen musste. In den letzten 5 Jahren, stiegen nur Menschen ein, die zu mir passten :) Was für ein tolles Geschenk.

Oh du hast so recht Rachel!

Ich denke das hängt für mich nicht nur mit der Entfernung zusammen, sondern auch mit dem Alleinsein. Denn je einsamer du dich fühlst (und das muss nicht einmal schlecht sein), desto mehr wird dir bewusst, wer oder was dir im Leben fehlt...

Stimmt, wobei ich ja nicht mal alleine war, ich hatte super viele Sozialkontakte, auch in Asien.
Aber meine Kids fehlten mir, als hätte ich ein über-lebenswichtiges Organ zuhause vergessen. Und heute liebe ich es, bei ihnen immer zuhause zu sein, egal was sonst gerade los ist.

Sehr sehr schön geschrieben... ich lese deine Texte sehr gern, weil sie in liebevoller Klarheit Berührendes "erzählen". Danke dir liebe Rachel

Danke <3
Das ist so schön, weil ich einfach schreibe, was mich gerade bewegt.

Brücken sind da zuminreisen... Wenn sie baufällig und gefährlich werden. lohnt es ich sie abzureissen.
Ich habe dies in meinem Leben immer wieder erlebt. die einzige Brücke auf die ich mich verlassen konnte, war meine eigene, die zu mir selber. Die hatte immer Bestand.
Brücken zu Freunden, zur Familie usw. Ich war mir nie zu schade, diese auch einzureissen, wenn die Zeit dafür gekommen war. Ich bin immer gut damit gefahren und kurzfristige Zweifel am Entfernen dieser Brücken stellten sich im Nachhinein als wichtig und richtig ein.

Das Entfernen von Brücken hat mich auch immer näher zu mir gebracht. Ein ganz wichtiger Prozess in meinem Leben.

Danke für diesen Einblick in dein Leben.
Sonnige Grüsse

Ja, es gibt durchaus Brücken die einem nicht gut tun, aber von denen rede ich gar nicht.
Ich liebe die Menschen in meinem Leben die zu mir gehören. Jeder einzelne davon ist eine Bereicherung und niemand eine Belastung, dass würde ich gar nicht zulassen. Beides kann dich näher zu dir bringen, dass erkennen, wer dir wirklich gut tut und auch, wer nicht.

Toller Beitrag! Schön, wie du beschreibst, dass sich deine Beziehungen intensiviert haben. Manchmal muss man eben verreisen, um zu erkennen, was einem wichtig ist ;-)

Oh ja, genau so war es. Erst durch das Gefühl, wenn ich den Weg weiter weg geh, verliere ich die Menschen, wurde mir bewusst, dass ich das auf keinen Fall möchte. Was für ein großartiges Geschenk?
Eins der grössten in meinem Leben.

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