Neulich hatte ich die Ehre, Besucher eines Großraumbüros zu werden. Ihr werdet vermutlich lachen, aber bisher kannte ich die Innenansicht solcher Gebäude nur aus Film und Serien. Wie ich da rein kam und warum ich dort war, ist eine ganz andere Geschichte und ein paar Geheimnisse brauche sogar ich 😎

Ich saß also da, meinen alten klobigen Laptop auf dem Tisch, mitten zwischen Menschen die genau das tun was Mann/Frau im Normalfall als guter Bürger eben so tut, arbeiten.

Eines muss ich zugeben, in einem Großraumbüro zu arbeiten hat einen guten Nebeneffekt, man arbeite tatsächlich. Die gelebte Prokrastination ist definitiv schwieriger in so einer Umgebung und das geschäftige Gewusel steck an. Natürlich habe ich es trotzdem geschafft mich ablenken zu lassen und die Menschen um mich herum zu beobachten. Automatisch fragte ich mich, wie sie wohl leben, was sie so treiben und welche Ziele sie haben. Sind sie glücklich, wählen sie diese Arbeit weil sie wirklich so ihre Lebenszeit verbringen wollen oder weil sie keine andere Möglichkeit kennen und sehen?

Es war sehr merkwürdig zu wissen, dass sie auch am Montag wieder hier sitzen würden und am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie es sich anfühlen würde. Zu wissen, dass ich nicht nur die nächsten Tage und Monate hier zur Arbeit kommen würde, sondern sogar die nächsten Jahre. Dieses Gefühl, mein Leben auf einen Ort einzurichten, mein soziales Netzwerk, meine Routinen und Hobbys, einfach alles wäre daran gebunden.

Ich wüsste gar nicht, wie ich so einen Ort festlegen sollte. Ich habe Lieblingsmenschen in Basel, Bonn, Mönchengladbach. Einige von ihnen gurken sogar in Asien herum. Keine Ahnung wie ich da entscheiden sollte, wo ich dauerhaft Leben und Schlafen will. Und in meiner Freizeit müsste ich dann ja auch noch Reisen, weil ich die Welt sehen möchte. Da sehe ich eine gewisse Schwierigkeit.

Natürlich bin ich mir bewusst, dass viele Menschen genau das lieben. Ihre eigenen vier Wände, ihren Besitz, die Routinen und einfach die empfundene Sicherheit. Ich bin irgendwie anders gestrickt. Was für die meisten Menschen Stabilität bedeutet, engt mich ein. Wo andere sich freuen, dies oder jenes zu besitzen, empfinde ich jeden unnötigen Besitz als Ballast. Klar der fixe Lohn am Ende jedes Monats bietet einem finanziell eine gewisse Zuverlässigkeit um all diese Dinge finanzieren zu können. Aber der Druck, dieses Geld dafür jedes mal erwirtschaften zu müssen gefällt mir nicht. Ich will frei sein. Alles was ich brauche bei mir tragen können, mich frei in der Welt bewegen.

Zuhause bin ich überall da, wo Menschen sind die ich Liebe. Sie geben mir die Stabilität und Geborgenheit die ich brauche.

Gerade fängt ein neuer Lebensabschnitt an und ich habe das Gefühl zum ersten mal richtig, 100% da zu sein. Das heißt nicht, dass die letzten Jahre schlecht gewesen wären oder das ich irgendeine Entscheidung bereue, im Gegenteil. Ich habe mein Leben immer genau so gelebt, wie ich es in dem Moment für richtig hielt und bin dankbar für jeden einzelnen Moment, an den ich mich erinnere.

Alles im Leben hat seine Zeit.
Und jetzt beginnt eine Neue und ihr seid dabei.

Lebt ihr euer Leben genau so, wie ihr es wollt oder lebt ihr einen Kompromiss, weil ihr keinen Weg seht?

(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)