Gib Menschen den Raum, sich neu zu definieren!

in #deutsch6 years ago

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Mir ist in den letzten Monaten, eine Sache sehr stark ins Bewusstsein gerückt.

Es ist unglaublich wichtig, dass wir lernen, Menschen so zu sehen, wie sie wirklich sind.

Warum ist das wichtig und wie meine ich das genau?

Zuerst ist es mir bei mir selber aufgefallen. Durch das Transthema wurde mir bewusst, wie unterschiedlich mein Umfeld mich sieht und wie blind zum Teil schon meine Familie war, als ich noch sehr klein war.

Automatisch fing ich an, meine eigenen Beziehungen zu reflektieren, und mir wurde klar, dass ich einigen Menschen selber unrecht tue. Nicht böswillig oder absichtlich aber doch stetig. Ehrlich gesagt, war mir das selber lange nicht bewusst, gerade wenn Menschen anfangen, erwachsen zu werden, passiert es sehr schnell, dass man in ihnen immer noch das kleine Kind sieht, dass sie einmal waren.

Ich habe mich jahrelang gefragt, warum es mir nicht gelingt, zu einem bestimmten jungen Menschen auch nur ansatzweise eine Bindung aufzubauen. Es ging einfach nicht, ich kam nicht an ihn ran.

Für mich war das einerseits sehr schmerzhaft, weil ich seiner Mutter im sterben versprochen habe, auf ihn aufzupassen und für ihn da zu sein, und zeitgleich war ich erleichtert über die Distanz zwischen uns, weil er mich immer mit meinem Schmerz konfrontierte.

Wenn ich ihn jetzt sehe, öffne ich mich für den jungen Mann, der vor mir steht. Es gelingt mir ehrlich gesagt noch nicht vollständig, den Schmerz der mit seiner Kindheit verknüpft ist los zu lassen, aber stetig besser. Ich bin bereit ihn neu, als Mensch zu sehen und ihm den Raum zu geben, den er verdient hat.


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Mir hat das enorm geholfen. Es verbesserte viele meiner Beziehungen und ich beobachte, dass diese Menschen im Umkehrschluss sich oft ebenfalls bemühen, mich wirklich zu sehen und nicht ihr Bild von mir, welches sie seit 30 Jahren hegen und pflegen.

Wenn wir Menschen lieben, sollten wir uns bemühen, immer offen zu bleiben, für ihre Veränderungen und unsere Meinung über sie hinterfragen.

Gerade als Kind haben wir sehr eingeschränkte Wahrnehmungsfelder, interpretieren vieles noch falsch, weil wir nicht die ganzen Umstände überschauen können. Und oftmals setzen sich so gebildete Meinungen in uns fest und wir erleben sie noch Jahre später als unumstößliche Realität.

Da ich mir wünsche, das Menschen mir offen begegnen und mir den Raum geben, mich neu zu definieren, bemühe ich mich, genau das Anderen zu schenken.

Wie ist das bei euch?


Seid ihr euch eurer alten Muster bewusst? Fällt es euch leicht, eure Glaubenssätze über Menschen los zulassen, oder haltet ihr wie ich, lange daran fest?


Bildquelle Pixabay, CC0 Lizenz

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Um ehrlich zu sein, mag ich Menschen nicht besonders.
Schwer zu sagen in wie sich sich das was ICH in einem Menschen sehe, das was Andere in ihm sehen, und das was dieser Mensch selbst in sich sieht und am Ende noch das was er objektiv wirklich ist - an irgend einer Stelle - vielleicht oder auch nicht - überschneidet.
Katzen! Ich sag nur Katzen!

schreibst du sozial teilhabend auf einer sozialen Plattform (deren einzige Komponenten Menschen und Server sind) --><--
Handeln und Worte widersprechen sich. Schreibe das hier nur weil ich das bei mir auch mal gemerkt habe und nun schon des öfteren hier lese. Nur weil man im "Reallife" Konflikte hat, wenn man unter Menschen ist (die sind ja auch laut und nervig), heißt das doch nicht, dass man Menschen nicht mag. Man brauch nur einen zusätzlichen Filter, da die physischen nicht ausreichen.

Jaaaa, Damit hast Du wohl recht. Wir müssen dabei sicher auch unterscheiden zwischen "nicht besonders mögen" oder "hassen". Letzteres liegt mir natürlich fern. Das gilt für das RL als auch für die Internet-Plattformen. Konflikten gehe ich mehr oder weniger erfolgreich aus dem Weg. Sie gehören nicht zu dem, was ich glaube, dass es mein Leben bereichert :-)
Ich meide vor allem Menschenmassen. Sie machen mir vor allem dann Angst, wenn sie zu sehr im Gleichtakt ticken. Das trifft für Konzerte zu, für Sportereignisse aber auch auch für Demos.
Ich lebe sehr zurückgezogen. Diskutiere aber ausgesprochen gerne, mag sogar kontroverse Auseinandersetzungen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob da ein Widerspruch ist. Es fühlt sich einfach sehr unterschiedlich an. Und ich verspüre nie das Gefühl das viele Menschen "Einsamkeit"nennen. Ich mag Selbige!

Da hätte ich besser lesen sollen. Dachte an einen Misanthrop (was sicher auch leicht mal passiert, wenn man sich zu sehr auf die Grausamkeiten fixiert) aber nie ein guter Ausweg ist, weil Menschen andere Menschen brauchen.

Die einen natürlich mehr die anderen weniger. Klingt bei dir etwas phobisch und hypersensitiv was ich teilweise auch kenne. Ebenso das was asperger-kids beschreibt. Auf Festivals wo man mit Freunden ist, sich trotzdem einsam fühlen , allein Zuhaus mit sich selbst aber sehr zufrieden zu sein. Sogar mal an einem Samstagabend :D

Vielen dank für deine Antwort :)

Im Grunde zeige ich alle Symptome eines leichten Asperger-Syndroms. War als Kind schon lieber alleine und hatte meine eigene Welt bevorzugt in die ich mich so oft es ging zurückzog.
"Geh doch mal raus mit den Anderen spielen" hab ich noch immer wie eine Drohung im Ohr :-)
Auch dieses typische, dass man sich keine Gesichter merken kann und erstmal alles ziemlich gleich aussehen ist bei mir sehr ausgeprägt. Da standen reichlich Fettnäpfchen direkt auf meinem Weg - und Karriereleiter verteilt.
Zu meiner Zeit kannte man das halt nicht und der Beste Tip kam wohl von einer Kindergärtnerin im Katholischen Kindergarten, die meiner Mutter einen Exorzisten vermitteln wollte ....

War - und bin eigentlich immer froh, wenn ich die unvermeidbaren Stunden mit anderen Menschen, dann wieder hinter mir habe und endlich wieder alleine bin.

Und was machst du auf einer Blockchain, wo es immerhin keine Tiere sondern nur Menschen gibt?

Einsamkeit ist, wenn man Menschen braucht, sie aber nicht hat.
Ich kann sehr gut länger alleine sein, ohne mich einsam zu fühlen :)
Während es Momente gab in denen ich umgeben war von Menschen, und mich sehr einsam fühle.

Kann ich nur unterschreiben. Gehe sogar noch weiter und zwinge mich dazu jeden Menschen möglichst offen "aufzunehmen" bzw zu "analysieren"..
Missverständnisse, Vorurteile und daraus resultierende Vorwürfe sind so unglaublich destruktiv. Das schränkt mich alles viel zu sehr ein.
Ich versuche jedem Menschen gleich gegenüberzutreten. Möglichst offen.
Ich stelle oft Fragen, versuche wirklich zu verstehen, was oft jedoch eher negativ aufgenommen wird.

Es ist alles nicht ganz einfach. Allgemein werden Menschen welche oft fragen weniger akzeptiert (wird so schon in der Schule vorgeprägt) und andererseits wollen sich viele Menschen heutzutage auch gar nicht öffnen oder einen an sie heran lassen.
Das ist dann doch wieder zu nah.. im Zeitalter der Instagram Profile und Staten.
Es geht um den Schein.

Greets

Ohja, es ist wirklich nicht einfach, eine grosse Herausforderung :)
Aber ich erlebe immer wieder, es ist die Mühe wert.

ich war früher extrem in dem dem. Heute mit dem Alter fällt es mir leichter, auch aus der Distanz heraus, Glaubenssätze oder vorgefasste Meinungen über den Haufen zu werfen. Wenn man ehrlich zu sich ist und seine eigene Person reflektiert, so ist es gar keine Kunst mehr.

Nicht selten fällt mir heute aber auf, wie verbohrt ich damals war und oftmals wird mir noch heute der Spiegel vorgehalten. das kann mitunter sehr schmerzhaft sein.
Toller Bericht!

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Mit lieben Grüssen aus der sonnigen Karibik!
Abenteuer und Reiseberichte aus der Dominikanischen Republik.

Ohja, der Spiegel kann durchaus weh tun, muss aber sein.
Wir dürfen auch oder gerade uns selber vergeben :)

DANKE für dieses wichtige Thema! Während meines psychologischen Studiums ist mir das Thema auch schon begegnet. Im Prinzip sind wir sehr schnell darin andere Menschen zu beurteilen (in Schubladen zu stecken) und dieser "Ersteindruck" bleibt dann bestehen. Das ist einerseits sehr ressourcenschonend und effektiv, hat aber den Nachteil, dass wir Menschen nicht in ihrer Ganzheit wahrnehmen. Das ganze läuft sehr unbewusst ab. Das heißt wir haben nur wenig Möglichkeiten darauf Einfluss zu nehmen.
Wenn wir uns aber bewusst dazu entscheiden, so wie du das hier beschreibst, einen zweiten oder dritten Blick auf eine Person zu werfen, dann können wir weitere Facetten einer Persönlichkeit entdecken und können unser erstes Urteil revidieren oder erweitern.
Ich für meinen Teil, versuche Menschen nicht sofort in Schubladen zu stecken oder über sie zu urteilen (was mir natürlich nicht immer gelingt - ich bin ja auch nur ein Mensch). Wenn mich eine Person nervt, dann frage ich mich "was würde die Liebe tun", dann verändert sich mein Blick und ich kann die Person nochmals aus einer anderen Perspektive wahrnehmen. Auf diese Weise konnte ich schon so einiges Verständnis für andere Menschen aufbringen, meine Vorurteile / Urteile revidieren und habe seither ein wesentlich entspannteres Verhältnis zu meinen Mitmenschen.
Mit einem bewussten Blick auf andere, stelle ich selbst bei mir nahe stehenden Menschen fest, dass sie sich in relativ kurzer Zeit verändern. Bin ich zwei Wochen unterwegs, haben sie sich äußerlich und auch innerlich etwas verändert - das ist erstaunlich und wundervoll. Denn nicht nur ich, sondern auch alle anderen entwickeln sich ständig weiter...

Ohja, nicht nur wie sie sich verändern, sondern auch wie wir uns verändern.

Ich konnte meinen Cousin 15 Jahre nicht wirklich sehen. Immer wenn ich ihn ansah, war da nur der Schmerz über den Verlust seiner Mama. Er hatte da als Mensch gar keinen Raum in meiner Seele. Erst jetzt, mit dem Loslassen ihres Todes, kann ich anfangen, den Menschen zu sehen der da vor mir steht.

Es ist soch so, daß wir Menschen haben die uns sympathisch oder eben unsympathisch sind so auf den ersten Blick. Zumindest habe ich das bei einigen. Ich habe mich da schon mal ganz getäuscht. Habe über sehen jemanden "kennen gelernt". In der Schule, ohne den Namen. Rein vom äußeren her war mir die Frau nicht sympathisch .Irgendwann einmal habe ich einen Anruf bekommen, wegen unserer Kinder. Wir haben wirklich Stunden telefoniert. Ich glaube das waren wirklich 2 Stunden, und haben dabei einfach festgestellt, das wir vieles gemeinsam haben und gleich über Sachen denken. Darauf hin wurde ich zum Kaffee eingeladen und habe gerne angenommen. Als mir die Tür geöffnet wurde und ich sah wer dort stand konnte ich es gar nicht glauben. Genau diese Frau. Ich dachte so bei mir, das kann ja interessant werden. Wir hatten danach eine freundschaftliche Beziehung zueinander. Sie war nie meine beste Freundin, aber ein wirklich netter, freundlicher Mensch mit dem ich mich gerne unterhalten habe. So kann man sich täuschen.

Hehe ja, und das sich täuschen, geht in beide Richtungen.
Oft sind nur wir allein es, die Menschen entweder mit vorurteilen einschränken oder sie auf einen Sockel stellen, den sie gar nicht ausfüllen können.

Man sieht leider erst in schlechten Zeiten, wie viel Freunde du wirklich hast und das sind meistens nicht viele.

Da hab ich Glück und festgestellt, dass ich viele wirklich grossartige Freunde habe. Man muss halt sehr sorgsam wählen 🙂

Hallo Raffael,
mich selbst reflektierend kommen da drei Wörter über die Lippen: schwierig, schwierig, schwierig.
Da ich von Berufs wegen immer auf Menschen jeglichen Alters und Herkunft (sozial oder räumlich) zugehen musste, galt immer als oberstes Gebot: Raus aus dem Kopf mit den Vorurteilen. Das funktioniert jedoch nur bedingt. Insbesondere wenn du dich bereits im Vorfeld mit der Person "trocken" (anhand von Unterlagen oder sonstigem Material) beschäftigt hast. Als Beispiel: Könntest du im Augenblick Donald Trump zum Interview-Termin vollkommen vorurteilsfrei entgegentreten? Ich jedenfalls nicht - trotz aller beruflichen Grundregeln.
Bereits in der Vorbereitung bemerke ich in der Zusammenstellung der anzusprechenden Themen, dass ich den Typ aufs Eis zerren möchte.
Nicht sehr ratsam! Wenn er nämlich der Depp ist, den du in ihm siehst, dann tappt er ganz alleine aufs Eis. Wenn nicht, bekunde ihm ruhig deine Verwunderung.
Aber es ist und bleibt ein schmaler Grad im Umgang mit Menschen. Ich möchte eine Offenheit, wie du sie dir vielleicht wünschst, bei mir infrage stellen.
Um so erfreuter bin ich beim Beweis des Gegenteils.

Grüße
Wolfram

Haha, bei schwierig, schwierig, schwierig bin ich sowas von bei dir.

Ich hab mit Trump irgendwie nicht wirklich Probleme, für seine Frisur kann er ja nun mal nur begrenzt was. Ihn als Menschen, kennen wir alle nicht, nur die Karikatur, welche die Medien für uns aufzeichnen. Ich habe reden von ihm gesehen, die für mich durchaus sinnvoll und nachvollziehbar waren und aussagen, die ich total daneben fand. Würde ich ihm gegenüber stehen, leibhaftig, würde ich versuchenherauszufinden, wer der Mensch hinter dieser Rolle ist. Fände ich tatsächlich spannend.

Offen zu sein, heisst nicht, naiv zu sein sondern Menschen eben zu sehen, wie sie wirklich sind. Im Guten wie im Schlechten. Gerade wenn man Romane schreibt, ist man sich ja bewusst, wie Relativ gut und böse in der Welt sind. Ist immer eine Frage des Betrachters.

ist man sich ja bewusst, wie Relativ gut und böse in der Welt sind. Ist immer eine Frage des Betrachters.

Bei Romanen sollte es immer so sein, dass du der Diktator, Revolutionär, Manipulator und Vermittler bist. Anders funktioniert es nicht. Du schraubst so lange im Gehirn deiner Protagonisten bis sie dir aufs Wort gehorchen.
Als Journalist funktioniert das "leider" (zum Glück) nicht.

Bei Trump darfst du nie zuhören was er von sich gibt. Bei ihm zählt nur das, was das Parlament oder den Senat erreicht. Erst dann kannst du über seine Politik urteilen. Der ganze Rest ist für die "Bild" oder RTL.

Ehrlich gesagt ist meine Zeit viel zu kostbar und meine Gedanken sind mir viel zu wichtig, um sie mit Politik zu verschwenden. Ich schau zu dass ich mir selber helfe und dann denen, die mir am nächsten stehen etc. Da habe ich Einfluss.

Ehrlich gesagt, gehorchen meine Figuren mir des öfteren nicht wirklich und ich liebe sie dafür. Aber ich bin bisher auch kein grosser Romanschreiberling ;)

Aber ich bin bisher auch kein grosser Romanschreiberling ;)

Das wird uns die Zukunft verraten. Lass dich mal selbst überraschen.

Guten Tag,

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Gruß

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