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RE: Was ist ein weltoffener Muslim?

in #deutsch6 years ago

Lieber @jaki01, ich bin erst spät zu Deinem Artikel gekommen und es ist schon sehr viel dazu geschrieben.

Ich möchte all dieses trotzdem noch um meinen eigenen bescheidenen Eindruck zur angesprochenen Thematik ergänzen:

Wir sollten, statt reaktionäre Kräfte zu stärken, moderate unterstützen!

Das hat beim ersten Lesen bei mir direkt die Assoziation zu "Wir müssen die moderaten Rebellen in Syrien unterstützen" ausgelöst.
Den "Erfolg" einer solchen Strategie, so diese nicht eh ganz anderen Zwecken dient, ist wohl ersichtlich übersichtlich.

Da ich gerne, wie @folker-wulff auch, Hintergrundwissen zu einem Thema aufbaue, bevor ich zu offensiv dazu argumentiere, habe ich mir den Koran als Hörbuch zu Gemüte geführt. Ohne jetzt eine Detailforschung anzugehen, fällt es mir schwer, den Bezug zu moderaten Ansätzen herzustellen. Was kein Alleinstellungsmerkmal für den Koran ist, sondern sich in alternativen religösen Schriften ebenfalls findet.

Ich bin und bleibe skeptisch, daß es bei solch "digitaler" Weltsicht, wie sie dort niedergeschrieben ist, Mittelwege geben kann. Ja, der MIttelweg ist explizit ausgeschlossen, jede Form von Veränderung nicht Bestandteil des Modells.

Nun ja, wird werden alle gemeinsam an dem Experiment teilnehmen dürfen...

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Da ich gerne, wie @folker-wulff auch, Hintergrundwissen zu einem Thema aufbaue, bevor ich zu offensiv dazu argumentiere, habe ich mir den Koran als Hörbuch zu Gemüte geführt.
Ich bin und bleibe skeptisch, daß es bei solch "digitaler" Weltsicht, wie sie dort niedergeschrieben ist, Mittelwege geben kann.

Die scheinen höchstens dann ausgeschlossen, wenn man sich mehr mit Büchern als mit Menschen beschäftigt.

Viele friedfertige, freundliche, respektvolle Muslime auf der ganzen Welt beweisen, dass es auch anders geht. Ich konzentriere mich stets darauf, was Menschen konkret denken, sagen und tun, und nur danach beurteile ich sie. Zu sagen, "Du kannst gar nicht weltoffen und repektvoll sein, weil dein Buch dir das nicht erlaubt.", würde dem vor mir stehenden Individuum nicht gerecht werden.
Ich bevorzuge den pragmatischen Ansatz, zu bewerten, was ich selbst erlebe, nicht was in diversen religiösen Büchern steht. :)

Was das Fördern moderater Kräfte betrifft, geht meine Denkweise genau in dieselbe Richtung: Gegenüber @freiheit50 beschrieb ich das so (vieles wurde hier auch bereits mehrfach durchdiskutiert, ich empfehle dir dazu die bisherigen Kommentare):

"'Wir' ist jeder, der dabei helfen will, die Position friedfertiger, gemäßigter, weltoffener Muslime innerhalb der Gruppe aller Muslime zu stärken, was nicht nur den unterstützten Individuen selbst zugutekommt, sondern der Gesellschaft als ganzer.

Mit "stärken" meine ich nicht in erster Linie finanzielle Unterstützung durch den Staat, sondern z. B. einen Artikel wie den meinen, der dazu aufruft, zu differenzieren und Muslime nicht pauschal als rückständig, verbohrt und der nicht muslimischen Mehrheit gegenüber feindselig eingestellt abzustempeln.
Unter "stärken" kann man alles verstehen, was progressiven Muslimen Mut macht, nicht aufzugeben. Es könnte z. B. bedeuten, einem Mitglied des Liberal-Islamische Bundes einfach nur mal zu sagen, dass man seinen Einsatz für die gleichgeschlechtliche Ehe gut findet, oder einen Muslim, der zusammen mit Christen vor einer Kirche der Opfer eines Terroranschlags gedenkt, wissen zu lassen, wie sehr man das schätzt.
Es geht mir also auch darum, durch moralische Unterstützung 'positives' Verhalten zu fördern und nicht ausgerechnet diejenigen unter den Muslimen mit unfairen, pauschalen Vorurteilen vor den Kopf zu stoßen, die sich um Annäherung bemühen."

Hallo @jaki01,

... wenn man sich mehr mit Büchern als mit Menschen beschäftigt.

danke für den Hinweis; ich bemerke, daß ich unvollständige Informationen zu meiner Meinungsfindung aufgeschrieben habe.

Ein nicht unerheblicher Teil meines Eindrucks zur Lage stammt aus Gesprächen mit einem Familienmitglied islamischen Glaubens. Er klassifiziert sich selber als "moderaten Muslim"; ich sehe seine Überzeugung vergleichbar zu einem "Christen", der einmal im Jahr in die Weihnachtsmesse geht, "weil man das so macht".
Mehrfach sind wir in der Vergangenheit an den Punkt gelangt, daß er sich nicht vorstellen kann, daß die aktuellen Strömungen zu einer "moderaten" Lösung mit einem ausreichenden Toleranzanteil innerhalb des Islam führen können. Sein Kontakt in den islamischen Teil der Gesellschaft ist naturgemäß deutlich größer als meiner.

Es geht mir also auch darum, durch moralische Unterstützung 'positives' Verhalten zu fördern und nicht ausgerechnet diejenigen unter den Muslimen mit unfairen, pauschalen Vorurteilen vor den Kopf zu stoßen, die sich um Annäherung bemühen.

Das stelle ich nicht in Frage.
Sollte ich bei meinem Argumentieren pauschal wirken, bezieht sich das auf den Koran und die islamische Lehre; nicht auf den einzelnen Menschen, der seinen Platz darin zu finden sucht.

Ich für meinen Teil glaube allerdings (und so habe ich das für mich umgesetzt), daß es für eine individuelle, eine moderate Lösung, oder wie auch immer wir das nennen wollen, einen Platz nur außerhalb der Schranken geben kann, die Christentum, Islam, oder andere Ideologien mit absolutistischem Anspruch setzen.

Ich kann religiösen Systemen und Gedankenkonstrukten auch nichts abgewinnen. Allerdings sind Menschen nunmal verschienden ... und deshalb respektiere ich andere Lebensweisen als die meine (solange der Respekt auf Gegenseitigkeit beruht). Wen es mit einem Gefühl der Geborgenheit und Zuversicht erfüllt - also glücklich macht - religiös zu sein, dem will ich sein Placebo nicht nehmen ... wäre das nicht anmaßend meinerseits?

Was hältst du von Muslimen wie denen des Liberal-Islamische Bundes, die sich, wie im Artikel erwähnt, für gleichgeschlechtliche Ehen einsetzen ... werden da nicht scheinbar unumstößliche Grenzen bereits aufgeweicht?

Was hältst du von Muslimen wie denen des Liberal-Islamische Bundes, die sich, wie im Artikel erwähnt, für gleichgeschlechtliche Ehen einsetzen ... werden da nicht scheinbar unumstößliche Grenzen bereits aufgeweicht?

Jetzt werde ich vorsichtig, denn natürlich bin ich kein Islam-Gelehrter.
Aber zumindest aus meiner Erinnerung beim Lesen des Koran gibt es keine Stelle, die Homosexualität (in den verschiedenen Ausprägungen) explizit untersagt. Somit handelt es sich bei der Verurteilung eher um eine Auslegung, als um ein geschriebenes Gebot.

Da hat der Gläubige Mensch eine Chance, seine Nische zu finden und eine andere Auslegung für sich zu wählen, und trotzdem innerhalb der systemischen Schranken, wie ich es im vorherigen Kommentar genannt habe, zu bleiben.
"Das ist ja einfach", überzeichne ich absichtlich, weil es ja keine Regel verletzt. Das schreibe ich wohl wissend, daß das persönliche Risiko dieser Menschen nicht unerheblich ist. Aber es erfüllt für mich nur eingeschränkt das Kriterien von "Änderung".

Es ist nicht einfach, per Schreibdialog diese (entscheidende) Nuance herauszuarbeiten.

"Ihr" seit halt alles Islamtheoretiker. :) Ich, als Pragmatiker, sehe Grenzen - unabhängig davon, was in diversen Büchern wohl so alles (nicht) stehen mag - deshalb aufgeweicht, weil Homosexualität in der Praxis islamgeprägter Gesellschaften meist als schweres Vergehen galt (und gilt), das hart bestraft wurde (und wird).
Wenn jetzt Muslime sich dafür einsetzen, etwas zu erlauben, was bisher meist hart bestraft wurde, sehe ich Veränderungen ...

Ich habe trotzdem verstanden, was du meinst: Es wurde sozusagen eine 'Lücke im Regelwerk' genutzt.
Nun, wenn sich zukünftig von findigen muslimischen 'Interpreten' des Korans immer mehr 'Lücken' finden ließen, wäre das doch was ... :)

"Ihr" seit halt alles Islamtheoretiker. :)

Zum Islampraktiker möchte ich auch nicht mutieren.

Nun, wenn sich zukünftig von findigen muslimischen 'Interpreten' des Korans immer mehr 'Lücken' finden ließen, wäre das doch was ... :)

Double thumbs up! :)

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