Stollenanlage Dachs I in Porta Westfalica

in #deutsch5 years ago (edited)

Gegenüber des Bahnhofs Porta Westfalica befindet sich ein Portal in den Berg hinein, das lange Zeit verschlossen war. Seit 2015 kann man nun an Führungen teilnehmen. Trotz sehr langen Wartelisten kam ich kürzlich in den Genuss an einer Führung teilzunehmen.

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Tankanlage im Stollen Dachs I

Geschichte des Stollens

Etwa im Jahre 1830 begann man Sandstein im Jakobsberg abzubauen. Dieser wurde zum Beispiel für das Kaiser Wilhelm Denkmal auf der anderen Weserseite genutzt, aber auch für Gebäude in Minden bis hin in Hamburg und Berlin. So wurden an der Westseite des Jakobsberges, direkt an Bahnhof und Weser Stollen in den Berg getrieben. Bis zu 23 meter in die Höhe wurden so Sandsteinbrocken heraus gearbeitet. Bis etwa 1930 wurde dort Sandstein abgebaut.

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Übersichtskarte des Stollens

U-Verlagerungen

Im zweiten Weltkrieg beschloss man Kriegswichtige Produktionen unter Tage zu verlagern um sie vor den Bombenangriffen der Alliierten zu schützen. So zog man auch den Jakobsberg in Betracht dort Stollen in den Berg zu treiben um hier zu produzieren. Nicht nur das alte Sandstein-Bergwerk wurde so genutzt, auch eine alte Eisenerzmiene oberhalb des Sandstein-Bergwerks wurde umfunktioniert.

In dem Stollen, der den Decknamen "Dachs I" trug, sollte eine Schmieröl Raffinerie gebaut werden. Hierzu wurde die Firma Deurag-Nerag aus Hannover beauftragt.

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Außenseite einer Tankanlage

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Von Häftlingen hinterlassende Botschaften

Zwangsarbeit

Im Jahre 1944 wurden so 250 Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald nach Porta Westfalica gebracht um die arbeiten im Stollen zu verrichten. Im Laufe der Zeit wurden die Häftlinge auf bis zu 1300 aufgestockt um die arbeiten in den Stollen schnell voran zu treiben.

Mangelernährung, schlechte Hygiene und Krankheiten waren an der Tagesordnung und viele Häftlinge verloren hier Ihr Leben. Auch Hinrichtungen waren keine Seltenheit. Erst gegen Kriegsende, im April 1945 wurden die Lager aufgelöst und die Arbeiten an "Dachs I" eingestellt. Die Raffinerie war zu diesem Zeitpunkt zu ca. 85% fertig gestellt.

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Stollengang mit Betonteilen

Dachs I

Es gab drei Hauptstollen, die etwa 200m in den Berg hinein getrieben wurden. In den ersten beiden Stollen (A und B) befanden sich Tank- und Silo Anlagen, im dritten (C) wurden Maschinen zur Filtrierung und Produktion gebaut. Ebenfalls befand sich hier ein Transportstollen zum höher liegenden Stollen "Stöhr I"

Außerdem befand sich ganz nördlich noch ein Transport- und Versorgungsstollen (D) in dem ein Gleisanschluss geplant war. Hier sollten ca. 5000 Tonnen Schmierstoff im Monat transportiert werden.

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Reste der Betondecken

Kriegsende und Sprengung

Als die Alliierten Streitkräfte 1945 über die Weser kamen wurden sämtliche Installationen im Stollen demontiert und abtransportiert. Die Bauwerke im Tunnel wurden danach gesprengt so das heute nicht mehr viel davon zu sehen ist. Teilweise hängen noch absturzgefährdete Betondecken frei herum was eine Begehung in diesen Bereichen zu gefährlich macht.

Nichtsdestotrotz ist die Führung durch den Stollen äußerst interessant und lehrreich. Beeindruckend und gruselig zugleich, wenn man bedenkt was sich in Kriegstagen hier in meiner Region zugetragen hat.

Leider waren lediglich Handyaufnahmen während der Führung gestattet - eine hochwertige Bildergalerie gibt es auf der Webseite des Vereins "KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V", die auch die Führungen durch den Stollen durchführt.


Weiterführende Links:
Webseite des Vereins "KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V"
Fotogalerie des Vereins "KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V"
Wikipedia Seite "Dachs I"
U-Verlagerung Para
Dachs I auf der Webseite von Jochen Bergmann

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