Werden wir unseren Urlaub virtuell genießen?

Meine Kollegin Natalie und ich schreiben gerade an einem Buchkapitel zum Thema VR und Urlaub. Hier ein erster Eindruck. Gibt's Anmerkungen :)? Danke für euer Feedback. Als Belohnung dafür gibt's upvote von mir :).

Natalie + I are currently writing a chapter about holiday & VR. Unfortunately in German - and we seek some feedback from the German speeking community on steem. However if you have any 'visions' regarding VR and holiday let us know in the comments.

...............
Urlaub bedeutet Erholung, Entspannung und vor allem eine Auszeit von dem Arbeitsalltag. Virtuelle, fiktive Welten können uns genau dies bieten.

Ob beim Lesen eines spannenden Buchs, beim Spielen eines fesselnden Computerspiels oder Betrachten eines guten Films – Geschichten und Handlungen in virtuellen Welten können uns derart in den Bann ziehen, so dass wir darin aufgehen, den Alltag um uns herum vergessen oder uns aber auch gedanklich an die medial repräsentierten Orte versetzen. Um dieses Eintauchen in virtuelle Welten zu beschreiben, wird oft der Begriff der Immersion (von lat. immersio, Eintauchen) herangezogen. Ausschlaggebend für das Gelingen der Immersion sind vor allem Faktoren, wie Narration, die Ausgestaltung der virtuellen (Spiel-) Welten und Charaktere, Game Design oder entsprechende Interaktionsmöglichkeiten.

Urlaub im Sinne von Erholung in virtuellen Welten ist also längst Realität. Doch wie sieht es mit Erlebnissen aus, die Urlaubsreisen nahekommen? Werden wir in Zukunft virtuell die Mittagspause auf einer Insel in den Malediven verbringen können oder am Wochenende mal schnell zum Mars reisen? Entwicklungen rund um Virtual Reality zielen seit je her genau darauf ab, bei Menschen die Illusion auszulösen, sich tatsächlich physisch an virtuellen Orten zu befinden (Ortsillusion).

Diese gehen zurück zu den Anfängen der Stereoskopie, der Vermittlung eines räumlichen Eindrucks mittels zweidimensionalen Abbildungen. 1880 eröffnete in Breslau das erste von später über 250 „Kaiserpanoramen“. Je nach Ausführung konnten dabei bis zu 25 Menschen stereoskopische Bilderserien durch ein Guckloch betrachten. Gezeigt wurden vor allem Bilder von Reisezielen. Somit waren Kaiserpanoramen gewissermaßen die erste Möglichkeit „virtuell“ an einen anderen Ort zu reisen. 1939 patentierte William Gruber ein Stereoscopic viewing device. Im selben Jahr stellte Gruber den darauf basierenden View Master auf der Weltausstellung in New York vor, wobei dabei insbesondere der Einsatz zum Betrachten von Reisedestinationen hervorgehoben wurde. 1956 wurde von Morton Heiling „Sensorama“ – eine Art Sichtvorrichtung mit stereoskopischen Filmprojektionen – vorgestellt. In einer Holzkabine, sitzend auf einem beweglichen Stuhl, konnte man dabei eine Motorradfahrt durch Manhattan unternehmen. Geräusche, Gerüche, Vibration und Wind verstärkten die Illusion. Die Idee, mittels entsprechender Technologie und Einbezug möglichst vieler Sinne bei Personen den Eindruck auszulösen, sich physisch an virtuell repräsentierten Orten zu befinden, ist also bei Weitem nicht neu. Gedanklich wurde das Konzept etwa von Ivan Sutherland bereits 1965 fortgeführt. In seiner Abhandlung zum Ultimate Display beschreibt er einen Raum, in welchem ein Computer Materie generiert und kontrolliert, damit alle Sinne der RezipientInnen anspricht und diese letztendlich vollkommen in die virtuelle Welt versetzt. Hier sind auch deutliche Parallelen zum Konzept des Holodecks in Star Trek (Paramount Pictures) zu finden, einem Raum, in dem beliebige Welten simuliert werden können. Genutzt wird dies in der Serie vor allem für Freizeitaktivitäten, wie etwa Urlaubsreisen. Die virtuellen Welten können dabei mit allen Sinnen wahrgenommen werden, ebenso ist freies Bewegen im Raum möglich, so dass kein Unterschied mehr zwischen der Wahrnehmung der echten und der simulierten Welt besteht – eine perfekte Ortsillusion.

Heutige VR-Technologie baut nach wie vor auf dem Prinzip der stereoskopischen Illusion auf. Dank des technologischen Fortschritts konnten Aus- und Eingabegeräte, Sensoren sowie Displays nach und nach optimiert werden. Die Nutzung eines HMDs (Head Mounted Display) ermöglicht uns einen „Rundumblick“ im virtuellen Raum. Mittels so genanntem Position Tracking, wie es etwa bei der HTC Vive (Valve, HTC) zum Einsatz kommt, können wir uns mit dem gesamten Körper im virtuellen Raum bewegen.

Interaktionsmöglichkeiten mit der virtuellen Welt werden so immer realitätsnaher, was letztendlich auch die Ortsillusion verstärkt.
Sich mittels VR-Technologie an andere Orte zu „beamen, ist also bis zu einem gewissen Grad bereits jetzt möglich. In Zukunft könnte das Erlebnis immer weiter optimiert und somit realitätsnaher werden. Eine Urlaubsreise in der „echten Welt“ beinhaltet jedoch weit mehr als dies ein künstlich erschaffenes virtuelles Erlebnis, eine Simulation, bieten kann, wie etwa das Kennenlernen von „Land und Leute“. Es wird also zukünftig – zum Glück – wohl kaum darum gehen mittels virtuellen Urlaubsreisen reale zu ersetzen. Vielmehr sind Urlaubsreisen in VR in Zukunft wahrscheinlich als eine neue Art von Erholung, Spannung und Entspannung zu verstehen. VR könnte zur „Urlaubreise in der Mittagspause“ werden, ein Vorgeschmack auf die echte Urlaubsreise sein oder aber auch bei der Urlaubsreise selbst als spannende Attraktion bei Sehenswürdigkeiten dienen. So könnte man zum Beispiel beim Besuch einer echten Burgruine im virtuellen Erlebnisraum vor Ort ins Mittelalter reisen und in den damaligen Alltag auf der Burg eintauchen. Oder man begibt sich an einen virtuellen Ort und bucht die nächste reale Urlaubreise vielleicht im dort implementierten Onlinereisebüro im Anschluss an die VR Erfahrung.

Bio:

Alexpfeiffer das bin ich :)

Mag. Natalie Denk, MA ist Bildungswissenschaftlerin, Medienpädagogin und Spieleforscherin. Sie ist seit 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Angewandte Spieleforschung in mehreren Forschungsprojekten involviert. Ihre berufliche Tätigkeit umfasst insbesondere Konzeption und didaktische Aufbereitung von spielbasierten Lehr- und Lernsettings sowie die Auseinandersetzung mit Alters- und Gendersaspekten von digitalen Spielen.