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RE: Deutsche Einkommensteuererklärung | german income tax return

in #deutsch6 years ago (edited)

Ich muss dir (und @don-thomas), obwohl ich den Unmut verstehen und nachvollziehen kann, widersprechen. Unsere Steuergesetze sind größtenteils sehr klar definiert und ausformuliert, daher rührt auch die Fülle der Rechtsnormen. Diese Gesetze werden wiederum ständig erneuert, beziehungsweise durch die Rechtssprechung in neue Anwendung gebracht. In regelmäßigen Abständen erscheinen übrigens auch Schreiben vom Bundesfinanzministerium, die Änderungen der Gesetze zusammenfassen und die finanzrechtliche Handhabe des Staates erklären. Man könnte hier von maximaler Transparenz sprechen.

Natürlich weist auch unser (ausgeklügeltes) Finanzrecht Schwächen auf, das steht außer Frage, aber die Komplexität des Gesetzes bedingt sich in der Schutzfunktion der einzelnen Bürger. Oberste Prämisse des Rechtswesens ist es nämlich rechtsfreien Raum zu vermeiden, um jederzeit die Gleichbehandlung der Bürger gewährleisten zu können. Sprich: Ungerechtes Recht ist besser als kein Recht!

Und damit keine Rechtsperson Deutschlands mit seinem Fall im Regen steht, einigt man sich auf ein sehr komplexes Regelwerk, das sehr klar ausformuliert ist! Als ich noch in der Steuerberatung war, konnten die meisten Mandanten von mir sehr wohl was mit steuerlichen Texten anfangen, sie waren meistens nur zu faul. (Verständlicherweise ;))

Andersrum formuliert: Stellt euch den Zustand vor, der eintreten dürfte, wenn unsere Steuertexte schwammig formuliert worden sind und überall Anlass zu Spekulation und Auslegung bieten würden. Wo wäre da die Gleichbehandlung und Fairness? Es könnte sogar zu staatlicher Willkür und Ausnutzung führen.

Mit unserem aktuellen System weiß prinzipiell jeder wo er steht - auch, wenn es ihm nicht gefällt ;)

Sort:  

Es ist ganz einfach so: Wenn der Staat verlangt, dass wirklich jeder (sogar meine 94-jährige Oma) eine Steuererklärung macht, dann hat die - verdammt noch mal - auch so simpel zu sein, dass das jeder kann!

Es ist völlig inakzeptabel, dass ich dafür, ordnungsgemäß Steuern zahlen zu können, nochmals Geld (für einen Steuerbrater) ausgeben muss!

Im Bestreben, alles immer 'gerechter' zu machen, darf derjenige, der auf dem Land lebt, seine Fahrtkosten zur Arbeit von der Steuer absetzen, während dann wiederum der Städter mit gutem Recht sagen könnte, dass seine Mieten höher sind. So kommt jeder mit irgendeiner neuen Extrawurst, so dass das ganze System immer aufgeblähter wird.

Einfachheit, statt vergebliches Streben nach Gerechtigkeit, sollte das Motto sein. Dadurch könnten der gewaltige Verwaltungsapparat gestutzt und letztlich die Steuern für alle reduziert werden.

Wie wäre es damit, jegliche anderen Steuern durch eine (auf nicht lebensnotwendige Produkte relativ hohe) Umsatzsteuer zu ersetzen? Die Finanzämter könnten abgeschafft werden, alles wäre einfach und klar.

An dieser Stelle höre ich auf, weil ich mir meine weiteren Argumente für einen nun fällig gewordenen Artikel über dieses unsägliche, Lebenszeit vergeudende Steuerthema aufheben werde. :)

P. S.: Dass jeder weiß, wo er steht, kann man ja beim Thema 'Kryptowährungen' ganz besonders gut beobachten ...

Ich stimme dir absolut zu, wenn du sagst, dass die Erstellung der Steuererklärung einfacher werden muss. Auf der anderen Seite ist die Prämisse nicht ganz korrekt, da ja (Gott sei Dank) nicht wirklich jeder eine Einkommensteuererklärung abgeben muss.

Dennoch sollte es für jeden auch tatsächlich möglich sein und die Finanzverwaltung versucht es ja mit ELSTER - auch wenn ich das für arg missglückt halte.

Ich denke übrigens auch, dass man ruhig mal ein paar Schrauben an unserem Finanzsystem ansetzen kann (Stichwort Vermögensbesteuerung) und auch der Ansatz mit der Umsatzsteuer kam mir schon. Doch denke ich, dass das weniger vermögende Bürger härter treffen wird, als das aktuelle System. Die berühmt berücksichtigte Schere dürfte damit noch weiter auseinanderklaffen. (Von den expliziten Umsatzsteuerregelungen für Unternehmen und die Befreiung für Kleinunternehmer fange ich mal gar nicht an)

Ich habe @taxguy oben angeboten mal mit ihm zusammen einen steuerlichen Leitfaden für Kryptowährungen anzufertigen und lade dich auch gerne mit ein, denn da herrscht wirklich Handlungsbedarf. Höchstwahrscheinlich wird der Gesetzgeber sich nicht mehr lange bitten lassen, da die analogen Anwendungen von privaten Veräußerungsgeschäften über Handel mit Fremdwährungsbeträgen doch abenteuerliche Argumentationsketten zulässt...

Ich vermute, so ganz werden wir hier auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, was aber natürlich kein Problem darstellt.

Ich bin gegen eine Vermögenssteuer, weil ohne gravierende staatliche Eingriffe in die Privatsphäre der Bürger schlicht nicht zu ermitteln ist, wer wie viel besitzt. Aufgrund des Verdienstes und anderer Einnahmen kann nicht auf Vermögen geschlossen werden, weil das auch vom Lebenswandel - sparsam oder verschwenderisch - abhängt. Derjenige, der sein Geld auf der Bank liegen lässt, müsste zahlen, derjenige, welcher es im geheimen Tresor aufbewahrt, käme davon ... Es sei denn Hausdurchsuchungen etc. würden zur (traurigen) Gewohnheit ...

Nein, Steuern sollten dort anfallen, wo Geld genutzt wird! Das ließe sich so gestalten, dass auf Produkte / Dienstleistungen, die jeder zum Leben braucht, keine bzw. nur eine geringe Umsatzsteuer anfiele, auf Luxusgüter dafür eine deutlich höhere. So würde sichergestellt, dass Menschen mit viel Geld, welchen es vorbehalten ist, sich Luxusgüter zu leisten, weiterhin deutlich höher besteuert würden als der Durchschnittsbürger, ohne jedoch den derzeitigen Verwaltungsaufwand betreiben zu müssen.

Auch meine Idee, alle Absetzungsmöglichkeiten ausnahmslos zu streichen (ich plädiere dafür, obwohl ich selbst einiges absetzen kann), würde dem Auseinanderklaffen der Schere entgegenwirken, denn wer kann in der Regel mehr von der Steuer absetzen, der Arme oder der Reiche?

Das ist ja häufig eine Krankheit der Diskussion, aber so lange man sich danach noch in die Augen schauen kann, braucht man ja nicht zwangsweise Konsens.

Es gab ja auch legitime Einwände gegen die Vermögenssteuer. Immerhin wurde sie auch abgeschafft und ich möchte auch keine Wiederaufnahme. Allerdings denke ich, dass man ein großes Vermögen auch dementsprechend groß besteuern kann.

Es gibt Familiendynastien, die sich über Generationen ein nicht unerhebliches Maß an Vermögen (Grundbesitz, Immobilien, Wertpapiere, usw.) angesammelt haben, die nicht besteuert werden. Den Ottonormalbürger würde das sicherlich nicht treffen.

Aber wie ist es denn mit dem Einkommen dieser Menschen? Die Umsatzsteuer müsste doch immens hoch ausfallen, um jemanden mit einem (bescheidenen) Grundeinkommen von 1,5 Mio p.a. wirklich zu tangieren.

Das mit dem Absetzen ist ein interessanter Gedanke. Allerdings habe ich in der Praxis erlebt, dass auch Geringverdiener mitunter eine Menge absetzen können. Beispiel der Bauarbeiter, der auf Montage fährt, kann jedes Mal Reisekosten und Verpflegungsmehraufwendungen geltend machen, die seine Steuerlast erheblich mindern.

Es gibt Familiendynastien, die sich über Generationen ein nicht unerhebliches Maß an Vermögen (Grundbesitz, Immobilien, Wertpapiere, usw.) angesammelt haben, die nicht besteuert werden.

Muss denn ausnahmslos alles immer (oft mehrfach) besteuert werden? Deutschland erzielt derzeit Rekordsteuereinnahmen (korrigiere mich, wenn ich falsch liege, ich berufe mich gerade nicht auf aktuelle Recherchen, sondern meine Erinnerung).
Ich finde, mindestens genauso viel Wert wie auf das Eintreiben von Steuern sollte auf die Vermeidung der Verschwendung von Steuergeldern gelegt werden. Ausgerechnet staatliche Projekte wie der Beliner Flughafen oder "Stuttgart 21" werden teurer und teurer. Als wir unser Haus bauten, wurde die Straße mehrfach aufgerissen und wieder geschlossen, nach effektiver Planung sah da gar nichts aus. Schließlich wurde noch die Oberfläche in Form von Verbundstein 'verschönert', ohne uns um nach unserer Meinung zu fragen. Kostenminimierung spielt da keine Rolle, weil der Bauherr ohnehin für alle Maßnahmen zahlen muss.
Kurz: Warum sollte man in eine löchrige Tasche immer mehr Geld stecken, solange sich niemand der Löcher annimmt (z. B. auch in Form persönlich für Steuerverschwendung haftender Politiker)?

Wo auch immer Vermögen irgendeiner Art 'lagert', ist es so gut wie immer bereits mindestens einmal besteuert worden (in dem Moment, wo es erstmals erwirtschaftet wurde). Ich kann damit leben, wenn es jetzt nun mal so ist, dass bestimmte Anteile von Vermögen nicht (mehr) besteuert werden. Sobald Geld irgendwo zinsbringend angelegt wird, fallen ohnehin Steuern an.

Was die Umsatzsteuer betrifft, dürften sehr reiche Menschen auf verschiede Art und Weise, selbst wenn sie das Geld irgendwohin verschieben/vererben/verschenken und so nicht selbst persönlich ausgeben, immer irgendwo auch Umsätze generieren. Tun sie das nicht und lassen Vermögen tatsächlich völlig ungenutzt irgendwo ruhen, ziehen sie das Geld damit quasi aus dem Verkehr und halten dadurch wenigstens die Inflation auf ... haha, kleiner Scherz ...

Bezüglich des Absetzens verfügst du sicherlich über mehr Praxiserfahrung als ich, aber letztlich werden doch wohl im Durchschnitt sehr reiche Personen auch mehr abzusetzen haben als ärmere ... come onnn! :-)

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