Dieses Verdammte Summen - CreepypastasteemCreated with Sketch.

in #creepypasta7 years ago

Im letzten Monat hörte ich diesen ununterbrochenen, summenden Ton. Zuerst glaubte ich, ich könnte weghören, doch mit der Zeit wurde es immer unausstehlicher. Es verwandelte sich in ein konstantes, vibrierendes Geräusch in meinem Hinterkopf. Es war schwer, sich zu konzentrieren. Es wurde so schlimm, dass ich Schlafprobleme bekam, und ich konnte nicht begreifen, dass meine Eltern es nie bemerkten. Allerdings sagt man, dass das Gehör mit dem Alter schlechter wird, also war ich nicht überrascht, als sie mich verwundert ansahen. Tyler, mein Nachbar, hörte es auch, und dies beruhigte mich. Das bedeutete, dass ich nicht verrückt geworden war. Eigentlich war sogar er derjenige, der es ansprach, als wir Videospiele in meinem Schlafzimmer spielten. Und mit ihm an meiner Seite war ich entschlossen, die Quelle des Geräuschs zu finden.

Wir durchsuchten zuerst mein Haus, und legten die Ohren überall an die Wände. Das Summen schien niemals stärker oder schwächer zu werden, also gingen wir nach draußen. Ursprünglich dachte ich, dass etwas nicht mit der Klimaanlage stimmt. Hätte ich recht gehabt, hätte das erklärt, warum das Geräusch im ganzen Haus zu hören war. Meine Theorie war jedoch falsch. Wir standen neben der klimpernden Anlage, und sahen dem gigantischen Rotor im Inneren beim Drehen zu. Das Gerät vibrierte, aber es war nicht der Klang, den wir suchten.

Allerdings bemerkten wir, dass das Geräusch draußen lauter war als in meinem Zimmer.
Wir stellten meinen Garten auf den Kopf, und blieben am hölzernen Zaun stehen. Wir lauschten mit den Ohren an den Zaun gedrückt, und schauten uns an. Die Quelle des Geräuschs war auf der anderen Seite des Zauns, und das reichte uns. Wir kletterten über den Zaun und landeten leichtfertig auf der anderen Seite.

Das Gebiet jenseits meines Gartens war ein unberührter Wald.

forest.jpg

Ich war schon oft über den Zaun gestiegen, wenn ich versehentlich einen Fußball drübergeschossen hatte, aber das war nicht oft genug, um die Gegend zu erkunden. Meine Eltern hatten sich immer darüber beschwert, dass dort überall Giftefeu wäre, und das stimmte. Wir umgingen ihn, und bahnten uns problemlos einen Weg. Es war aber wirklich bizarr. Alles, was wir hören konnten, war das Summen – sonst nichts. Ich meine, wir konnten kaum das Laub und die Äste unter unseren Füßen knistern hören. Alle anderen Geräusche schienen abwesend zu sein. Nicht einmal die Vögel sangen.

Als wir weitergingen, wurde der Summton lauter, und irgendwann konnten wir meinen Zaun nicht mehr sehen. Wir blieben ein paar Meter vor einer Baumgruppe stehen, die von einem tumorartigen Gewächs überwuchert war. Wir standen nur da, und starrten es an, und keiner von uns konnte erklären, was es war. Sie schienen ein Teil des Baumes zu sein, als ob sich die Rinde nach außen gewölbt hatte. Bäume konnten tatsächlich verformte Auswüchse haben, die man Noppen nennt, was ich mal gelernt habe. Doch natürlich dachten wir als aller erstes daran, es anzupieken, aber beide von uns waren zu feige, um näher ranzugehen. Also griffen wir stattdessen nach Steinen. Es brauchte nur einen Wurf; Tyler war ein Baseballspieler. Der Stein prallte auf eines der großen Geschwüre, und es explodierte, und Klumpen flogen raus.

bee-swarm.jpg

Nicht einmal Sekunden später schwärmten Bienen, tausende Bienen, aus der Öffnung, und sie bildeten eine dicke, pulsierende Masse. Beide von uns schrien und rannten. Ich war noch nie in meinem Leben schneller gelaufen. Die Bienen waren uns dicht auf den Versen, und ich spürte, wie ihre Stacheln in meine Arme, Beine, und in meinen Rücken eindrangen. Ich erinnere mich nicht daran, über den Zaun geklettert zu sein, oder wie ich in meinen Garten kam, aber ich muss geschrien haben wie am Spieß. Ich zog mich bis auf meine Unterwäsche aus, und meine Mütter sprühte mich und die hartnäckigen Bienen mit dem Gartenschlauch ab. Der eisige Hochdruckstrahl tat nicht so sehr weh wie die Beulen, die sofort entstanden.
Meine Mutter brachte mich in die Küche, und begann, mir sorgfältig die Stacheln mit einer Pinzette zu ziehen. Sie hörte auf, zu zählen, wie viele sie mir vom Körper entfernte. Ich durfte mir nur trockene Unterwäsche anziehen, weil die Stiche gekühlt werden mussten. Die Beulen und Schwellungen sind unvorstellbar gewesen, und ich verstehe jetzt, wie Leute an Bienenstichen sterben konnten. Ich wurde mit Kühlakkus auf dem gesamten Körper auf die Couch verbannt. Die Mehrheit der Stiche war auf meinem Rücken, also lag ich auf dem Bauch, und verlor wohl etwas später das Bewusstsein.

Ich wachte am nächsten Tag in der gleichen Position auf, und die Kühlakkus waren weggenommen worden. Meine Mutter erlaubte mir nicht, in gemütliche Kleidung zu schlüpfen, bevor sie nicht alle Beulen untersucht hätte. Glücklicherweise waren die Schwellungen seit dem letzten Tag signifikant abgeklungen. Bei einem Teller Suppe erfuhr ich, dass meine Eltern nach dem Vorfall einen Schädlingsbekämpfer angerufen hatten. Anscheinend gab es Bienen, die verärgert in unserem Garten und in ein paar Gärten der Nachbarn schwirrten. An diesem Zeitpunkt konnte die ganze Straße das erzürnte Summen hören.
Der Schädlingsbekämpfer kam unverzüglich, und folgte der Spur aus chaotischen Bienen zurück zum Nest. Der Mann sagte meinen Eltern sogar, dass dies die größte Kolonie war, die er je gesehen hatte. Er versprühte so viele Chemikalien, dass er niemanden in der Nähe des Gebiets haben wollte, nicht dass irgendjemand selbst nachforschen wollte. Wegen der ganzen Situation fühlte ich mich wie ein Vollidiot. Wie konnte ich nur so dumm sein?

Mein einziger Trost war, dass Tyler wohl genauso sehr unter den Bienenstichen gelitten hätte wie ich. Ich erwähnte das vor meinen Eltern, und fragte, wie übel seine Verletzungen wären. Meine Mutter erwiderte dies mit einer versteinerten Mine, die ich niemals vergessen werde. Da war niemand hinter mir gewesen, als ich um das Haus gerannt war. Ihr war nicht einmal bewusst, dass Tyler mit mir dort hinten hin gegangen war. Ich fühlte mich schuldig, überaus schuldig. Ich wurde geplagt von schrecklichen Bildern vom umschwärmten Tyler. Ich hätte schwören können, dass er gleich neben mir gewesen war. Was mir noch mehr zusetzte war, dass der Kammerjäger niemals jemanden gesehen hatte. Wenn Tyler zurückgeblieben wäre, hätte der Schädlingsbekämpfer es gewusst, weil er das ganze Gebiet nach Nestern absuchte.

Etwa eine Woche nach dem Vorfall wurde Tyler immer noch vermisst. Ich entschied, die Gegend selbst abzusuchen, doch ich ging nicht unvorbereitet. Ich schnappte mir eine Dose Haarspray meiner Mutter, zusammen mit einem Feuerzeug aus der Küche. Wenn ein paar dieser Bienen immer noch ihr Unwesen trieben, wollte ich mich verteidigen. Ich sprang über den Zaun, und ging langsam durch den Wald, meine rechte Hand umklammerte fest die Sprühdose. Die Entfernung bis zum Nest war größer, als ich sie in Erinnerung hatte. Ich wusste, dass ich angekommen war, als ich ein dickes Knacksen unter meinen Schuhen hörte. Ich schaute nach unten und ein Schauer lief mir über den Rücken. Der Boden war komplett mit Bienenleichen übersäht. Ich konnte weder das Gras, noch die Erde sehen, und an manchen Stellen lag eine Biene auf der anderen auf einem Haufen.

Meine Nerven lagen blank, als ich auf die Nester zuging. Ich kniff die Augen zusammen, als ich beim Nest war, das wir zerstört hatten. Ich ging um den Baum herum, und die übrigen Nester waren dann zu sehen. Sie waren nahezu zehnmal so groß. Vorsichtig stupste ich eines der Nester an, welches dann zerbröckelte, und dicken Wachs und Honigwaben zum Vorschein brachte. Tote, im Inneren gefangene Bienen quollen aus der Öffnung, und das war genug, dass sich mir der Magen umdreht. Ich grummelte vor mich hin, und fing an, das Nest mit mehr Selbstsicherheit anzustechen, und sah dabei zu, wie mehr Stücke zu Boden fielen.

Und dann hörte ich erneut das Summen. Mein Herz hörte mehrmals auf, zu schlagen. Ich taumelte zurück und fiel beinahe in die widerliche Ruine aus toten Bienen. Ich sprintete ein paar Meter zurück, und hob Haarspray und Feuerzeug, während ich das Nest aus jedem Winkel beobachtete. Diese Bienen konnten von überall her auftauchen. Sie mussten ihre Nester durch die ganze Baumgruppe gezogen haben, und es war gut möglich, dass sich ihre Nester bis in den Boden und unter die Wurzeln erstreckten. Ich biss mir auf die Lippe, und wartete auf die Ankunft des Schwarms, doch vergeblich. Stattdessen überraschte mich ein seltsamer, verstörender Anblick. Ich verließ die mit toten Bienen überstreute Lichtung, und trat durch ein paar Büsche hindurch, damit ich das bestätigen konnte, was ich sah. Mein ganzer Körper zitterte, und ich wollte schreien. Meine Stimme versagte mir jedoch, und dies könnte mir das Leben gerettet haben.

Nicht einmal neun Meter von mir entfernt stand Tyler. Er stand einfach da, mit dem Rücken zu mir gekehrt, und etwas stimmte nicht. Seine Bewegungen waren komisch. Sein Körper zuckte unfreiwillig, und wenn er einen Schritt ging, war seine Körperhaltung steif, während seine Arme in einer hässlichen Position verharrten. Trotz meines schlechten Gefühls, wollte ich ihn rufen. Meine Sorgen verwandelten sich schnell in Angst. Tyler drehte sich um, und ließ seinen Kopf auf die Seite herabhängen, als wäre sein Genick gebrochen. Er wusste, dass ich da war, doch er konnte mich nicht sehen. Seine Augen waren weg. Zwei dunkle Höhlen, aus der Bienen herauskrochen, erwiderten meinen Blick. Sein Fleisch war mit Entzündungen bedeckt, die zu klaffenden Löchern wurden, und ein teuflischer Saft lief ihm am Kinn herab. Ich war zu verängstigt, um mich zu bewegen. Ich fing erst an zu rennen, als Tyler anfing, sich in meine Richtung zu schleppen, vor und zurück taumelnd, und zittrig.

Zum zweiten Mal schrie ich, und suchte das Weite, und versuchte dem Knacksen hinter mir zu entkommen. Als ich einen Satz über den Zaun machte, fühlte ich, wie mir das Holz die Haut aufschürft, doch das war mir egal. Ich hämmerte wie verrückt an der Hintertür, und sie wurde zugeknallt, sobald meine Mutter mich rein ließ. Sie verstand nicht viel von dem, was ich redete, weil ich hysterisch war, doch sie schnappte auf, dass ich Tylers Körper im Wald fand.

Nach dem Eintreffen der Polizei warteten sie, bis ich mich beruhigte, sodass ich alles erklären konnte, was ich gesehen hatte. Ich war ein Wrack, und sie mussten gedacht haben, ich wäre plemplem. Sie suchten die Gegend ab, in der ich Tyler gesehen hatte, doch sie fanden ihn dort nicht. Sie fanden seine Leiche weit entfernt an einem Bach. Tyler war auf die Knie gesunken, mit der Stirn auf dem Boden, unbeweglich und tot. Ich weigerte mich, ihn zu identifizieren. Ich konnte diese leeren Augenhöhlen nicht nochmal ansehen.

Als ich mich von dem Ereignis erholte, wollte ich wissen, was passiert war. Ich schickte dem Pathologen, der Tylers Autopsie durchführte, eine E-Mail, in der ich regelrecht um Antworten bettelte. Ich brauchte eine logische Erklärung für das, was ich gesehen hatte. Er schilderte mir, wie sie bei der Routineprozedur auf ein kleines Hindernis stießen. Als sie Tyler aufschnitten, quollen tote Bienen raus. Sein Körper war wortwörtlich mit Bienen aufgebläht. Seine Augen fehlten. Sein Kiefer war gebrochen und ganz ausgerenkt. Seine Zähne waren weg, wie auch seine Zunge, an deren Stelle Wachs war. Am Schlimmsten war dies: Seine Organe waren weg. Alles, was übrig war, waren sein Skelett, seine Muskeln, und sein Gewebe, welches anscheinend das Fundament für die extreme Anzahl an Bienenwaben in seiner Brusthöhle war. Die einzige Theorie des Pathologen war, dass die Bienen seine Organe gefressen hatten, doch Bienen sind eigentlich keine Fleischfresser.

Originaltitel: That Damn Buzzing Sound
Autor: Ariel Lowe
Übersetzer: Creepostad M
Link zum Original: http://www.creepypasta.com/that-damn-buzzing-sound/
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Sort:  

Hallo @creepostadm, willkommen auf Steemit. Wenn Du Fragen zu Steemit hast, oder Dich mit anderen deutschen „Steemians“ austauschen magst, schaue einfach mal in unserem Chat vorbei: https://steemit.chat/channel/deutsch

Geile Geschichte Creepy. Danke.
Schon das du von Youtube hierher gefunden hast.
Willkommen!
Grüße

ich hab schon immer gesagt ne süsse Biene ist kein Fleisch ;-)
https://dtube.video/#!/c/steemitfan

Coin Marketplace

STEEM 0.20
TRX 0.12
JST 0.029
BTC 60811.28
ETH 3369.34
USDT 1.00
SBD 2.48