Wie die Blockchain-Technologie die Kreativwirtschaft verändern wird - Teil 2

Im vergangenen Teil hatte ich mehr oder weniger allgemein dargelegt, wie die Blockchain-Technologie die Kreativwirtschaft revolutionieren könnte. Hierbei ging es eher um die Chancen für die Inhaber von geistigem Eigentum, ihre Arbeit ohne Intermediäre direkt vermarkten zu können. Durch den Wegfall großer Verwertungsgesellschaften würden sich sowohl die Einnahmen von Künstlern an ihrem geistigen Eigentum erhöhen, als auch die Preise für die Käufer attraktiver werden.

Ein weiterer Aspekt, welche Chancen die Blockchain-Technologie für die Kreativwirtschaft bietet, wurde allerdings noch nicht ausreichend beleuchtet: die Möglichkeit von Künstlern, auf Plattformen - wie z.B. Creativechain - zu kooperieren. Dies möchte ich mal an einem kleinen Beispiel verdeutlichen.

Nehmen wir an, Sie sind ein Videoeditor und ihre Fähigkeiten im Bereich von Schnitt und Animation sind sehr gut. Was Sie allerdings benötigen, um gute Videos zu schneiden, ist gutes Material. Sie benötigen schöne Musik, attraktive Videosequenzen und vielleicht auch etwas Grafikmaterial, um ein ansprechendes Video zu gestalten. Nun haben Sie aber vielleicht nicht die beste Kamera, finden nicht das passende Model oder auch absolut keine Ahnung, wie man Musikstücke komponiert. Bisher mussten Sie die Lizenzen, um ein neues Werk zu erschaffen, relativ teuer einkaufen. Ob ihre Arbeit den Aufwand dann wieder reinspielt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Viele Projekte werden aufgrund dieses Risikos vielleicht gar nicht erst angegangen - viele Talente bleiben eventuell verschüttet.

Die smart-contracts der Blockchain-Technologie ermöglichen für Kreativschaffende nun etwas völlig Neuartiges. Über intelligente Verträge, die innerhalb des Blockchain-Netzwerkes gespeichert werden, können Sie nun anfangen, mit anderen Künstlern zu kooperieren. So können Sie lizenzpflichtiges Material in ihre neu zu erschaffenden Werke einarbeiten (Videoschnitt, Photoshop-Kompositionen, Flyergestaltung, etc. pp.) und die Lizenzgebühren der anderen Künstler über die intelligenten Verträge in ihr Werk einkalkulieren.

Wird ihr fertiges Werk dann von einem Kunden gekauft, erhält jeder Kreativschaffende, der über die intelligenten Verträge, in ihr Projekt involviert ist, einen Anteil am Verkauf ihres Werkes. Die Verteilung wird hier über die intelligenten Verträge von den Kreativschaffenden selbst geregelt.

Ein anderes Beispiel: Sie sind Autor und haben ein schönes Kinderbuch geschrieben, haben aber weder Geld, einen Illustrator oder Grafiker noch einen Setzer zu beauftragen. Aus dem Blockchain-gestützten Netzwerk könnte nun eine Kooperation entstehen, in welchem sich Autor, Illustrator, Grafiker und Setzer zusammenfinden und über einen intelligenten Vertrag eine Zusammenarbeit regeln. In Kooperation aller Beteiligten entsteht die fertige Druckvorlage für das Buch mit Cover, Illustrationen, Text und allen drum und dran. Kommt es nun zum Verkauf des Projektes, wird jeder an dem Werk beteiligte Künstler mit einer Vergütung entlohnt, wie sie vorher im smart-contract einvernehmlich geregelt war. Die Auszahlung erfolgt unmittelbar an alle Beteiligten. Keine langen Ketten, die die Einnahmen vom einen zum anderen weiterreichen.

Gerade, dass man fremdes Material - ohne großes finanzielles Risiko - in die eigene Arbeit mit einarbeiten kann - mit einer fairen Regelung und Vergütung für alle Beteiligten Urheber - macht die Blockchain-Technologie so revolutionär für jeden Kreativschaffenden.