Drogen und Burnout. Spaß ist etwas ganz Anderes!

in #burnout7 years ago

Medikamente, in meinem Fall Antidepressiva, sind genauso Drogen wie Kokain, Heroin, Alkohol oder Crystal Meth. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass die einen legal, auf wissenschaftlicher Basis, verordnet werden. Die anderen sind dem freien Spiel der Kräfte einer Gesellschaft ausgesetzt, die teilweise nicht einschätzen kann, wann es genug ist.

Bewusstseinsverändernd sind sie beide. Die legalen, wie auch die illegalen Drogen. Meine Erfahrungen mit Antidepressiva lassen nicht erkennen, welche nun "besser" sind. Oder ob der Zustand ohne Drogen nicht bereits Rausch genug ist.

The link to the original text of my website//Der Link zum Originaltext meiner Website: https://burnoutside.com/burnout-auf-drogen-macht-auch-keinen-spass/

BIN ICH VERRÜCKT? UND WENN JA, IST VERRÜCKT DAS NEUE NORMAL? WENN NICHT, WAS SOLL DER BULLSHIT MIT DIESEM BURNOUT?

Seit einer Woche nehme ich wegen eines Burnout-Rückfalls ein Psychopharmakon. Medikamente jeder Art wirken bei mir wie LSD bei einem Kleinkind. Deshalb wählte ich eine leichte Dröhnung, quasi die Fruchtzwerge unter den Antidepressiva.

Früher, als ich richtig in den Depressionen hing, verweigerte ich die Einnahme von Psychopharmaka. Ich hatte panische Angst davor, meine Persönlichkeit zu verlieren. Rückblickend war diese Angst absurd. Als Depressiver hatte ich keine Persönlichkeit, ich war ein Haufen Elend, das unter Wasser nach Luft schnappte.

HIER WIRD GESTREIKT

Die letzten Wochen waren anders. Nicht Depressionen waren mein Problem, eine schmerzfreie Leere breitete sich in mir aus. Stell dir vor, du willst eine Treppe nach oben steigen. Du siehst die Treppe vor dir, weißt, was zu tun ist um das Hindernis zu überwinden und dann – nichts. Deine Beine bewegen sich nicht, du bleibst wo du bist.

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Image is CC0 (www.unsplash.com)

Alles erschien sinnlos und mein Körper wechselte schlagartig in den Steikmodus. „Warum sich für etwas Sinnloses anstrengen?“ könnte ein Slogan auf einem Streikplakat gewesen sein.

Manchmal denke ich nur noch: Alter, was ist los mit dir? Es läuft gut, mein Burnout habe ich im Griff, alles entwickelt sich, manches sogar positiv und dann reißt es mir wieder den Boden unter Füßen weg. Liege hilflos und verängstigt wie ein nasser Hund in der Ecke. Was soll der Scheiß?

WITH OR WITHOUT YOU

Echt verrückt. War es vorher eine generelle Leere die mir zu schaffen machte, ist es jetzt, auf Droge, die gefühlsmäßige Leere, die mir völlig egal ist. Es ist eine emotionale Gerade, keine Kurven, keine Hügel. Wie ein verdammter Justin Bieber Song, völlig eintönig, immer das Gleiche.

Selbst wenn vor mir ein kleines, von einem SUV zerquetschtes Kätzchen seine letzten Atemzüge machen würde, meine Mundwinkel würden ein leichtes Lächeln andeuten.

Ich kann es mir aussuchen. Mit Fruchtzwerge bin ich ein emotionsloses Irgendwas und ohne Fruchtzwerge eine leeres Irgendwas. Soll mir jetzt niemand Selbstmitleid oder ähnliches vorwerfen, dazu bin ich gefühlsmäßig gar nicht imstande.

WENIGSTENS WIRKEN DIE NEBENWIRKUNGEN

Ursprünglich wollte ich heute eine coole Geschichte über Wölfe erzählen, die vor einigen Jahren irgendwo ausgesetzt wurden und das örtliche Ökosystem veränderten. Das Ganze war als Metapher gedacht, wie wichtig richtige und mutige Entscheidungen sind und man darauf vertrauen soll, dass alles gut ausgehen wird und so.

Tja, daraus wurde nichts. Ich fand keinerlei emotionalen Zugang zu der Geschichte, zu keiner Geschichte, auch nicht zu dieser. Das hier schreibe ich einfach so runter, damit ich wenigstens irgendwas mit etwa fünfhundert Wörter, und in Verbindung mit Burnout, veröffentliche.

Mit auf Eis gelegten Gefühlen zu schreiben ist wie Sex ohne Liebe. Für diesen Bullshit bin ich nun wirklich zu alt. Das macht keinen Spaß, ich mag das nicht.

Die restlichen Nebenwirkungen halten sich in Grenzen. Schwindel, teils vernebelte optische Wahrnehmung, trockener Mund, gelegentliche Aussetzer des Verstandes und leicht verzögerte Reaktionszeiten. Sonst alles gut.

Der Arzt meint, ich gewöhne mich in absehbarer Zeit an die Medikamente. Keine Ahnung was das bedeutet. Gewöhne ich mich an die Nebenwirkungen oder werde ich es als normal empfinden, von Emotionen weitestgehend befreit zu sein, obwohl ich nichts empfinde?

@burnoutside

Sort:  

Ich hab etwa 1 Jahr Ritalin genommen und so ca 8 Monate Andidepressiva und es war erstaunlich. Ritalin machte mich definitiv abhängig. Bereits nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, nur noch damit Gehirntechnisch zu funktionieren.
Aber anstatt mir Wege zu suchen ohne Ritalin produktiv sein zu können, lebte ich normal aber auf Droge.

Das ist so wie beim Diabetes. Anstatt ihre Ernährung anzupassen und Sport zu machen, Spritzen die Menschen sich lieber Insulin und verschlechtern damit ihre Werte zunehmend und brauchen immer mehr vom Medikament. Gewinnen tun daran der Arzt und die Pharmaindustrie.

Beim Antidepressiva habe ich schon einen grossen Unterschied in meiner Wahrnehmung der Menschen gemerkt. Ich wollte aber lernen, mir die positive Wahrnehmung zu erarbeiten und nicht den Rest meines Lebens Medikamente schlucken.

Ich wünsche dir alles Gut auf deinem Weg.

Danke Rachel! Die Pharmaindustrie kann mich aber sowas von am Arsch lecken! Tschuldige, aber das sind Milliardenkonzerne, die uns alles mögliche verabreichen wollen, damit sie ihre Taschen füllen können. gut, viele Medikamente sind lebensrettend, aber das Business dahinter ist menschenverachtend.

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