Der Terror und die Psyche

in #burnout7 years ago

Wir werden alle sterben. Ich habe aber auch eine schlechte Nachricht: Den Weg dorthin pflastern wir uns selbst mit schlechten Nachrichten, sich Sorgen machen und der lässigen Einschätzung, das betrifft nur die Anderen.

Beginnen wir vorne, also von hinten

Früher hatte ich nicht das Gefühl, offen über mein Burnout und meine Depressionen sprechen zu können. Ich spürte die Skepsis, die meinem Gegenüber ins Gesicht geschrieben stand.

Immer noch herrscht bei vielen Menschen die Meinung vor, „das betrifft mich nicht, das bekommen nur die Anderen“. Ich will wirklich niemanden Angst machen, ganz im Gegenteil, aber egal ob physische oder psychische Krankheiten, es kann so verdammt schnell gehen und auf einmal sitzt du da und stellst fest, dass du genau so ein Anderer bist.

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Image is CC0 (www.pixabay.com)

Die gute Nachricht. Der Weg zu Burnout und Depression dauert meist viele Jahre bis der Betroffene darin gefangen ist. Natürlich gibt es Ausnahmen. Massive Veränderungen am Arbeitsplatz, die zu einem plötzlichen Anstieg des Stress-Levels ohne Aussicht auf Besserung führen, Schicksalsschläge oder Missbrauch von Drogen und Medikamenten.

Verstehst du die Welt?

Ich kann mich allerdings nur zu meinen persönlichen Erfahrungen äußern und bei mir hat es etwa fünfzehn Jahre gedauert, bis ich am Ende des Weges ankam. Genug Zeit, um zu erkennen, was in meinem Leben schief läuft, darauf zu reagieren und etwas zu verändern. Ich hatte eine Chance, wäre nicht ein weiterer, großer Brocken dazugekommen, von dem ich überzeugt bin, dass er mit eine Ursache dafür ist, dass wir immer häufiger mit psychischen Belastungen zu kämpfen haben.

Während dieser langen Zeitspanne passierte viel, es gab gute und schlechte Phasen, Spaß, Freude und dann wieder die absolute Verzweiflung. Manchmal erkannte ich das Problem und steuerte dagegen, meistens nicht, die Tendenz ging aber eindeutig in Richtung Abgrund. Neben meinem Wahn, ein absoluter Überflieger zu werden, war ein wesentlicher Grund für diesen negativen Trend, dass ich mich immer intensiver mit dem Weltgeschehen beschäftigte.

Habe ich zuerst versucht, alles mögliche zu lernen, damit ich mich in meinem Job über Wasser halten konnte, habe ich später begonnen, Bücher und alle möglichen Nachrichten zu lesen, um zu verstehen, warum es sich so anfühlt, als würde alles immer schlechter werden. Dieses Gefühl wurde dadurch verstärkt, dass ich in meinem Umfeld, später auch in sozialen Medien, sehr ähnliche Stimmungslagen wahrnahm.

Drama, Drama, überall Drama

Wie für so viele andere Menschen auch, war für mich der 11. September 2001 das dramatischste Ereignis meines Lebens. Zuerst habe ich es als einen spektakulären und unfassbar traurigen Vorfall betrachtet, ohne an mögliche Folgewirkungen zu denken. Die Ereignisse, die wir in den Jahren danach teilweise live im Fernsehen mitverfolgen konnten, zeigten aber, dass die Anschläge in den USA zu gravierenden, weltweiten Konsequenzen führten, die auch unser Leben nachhaltig beeinflussen würden.

Die Sicherheitskontrollen an Flughäfen wurden massiv verschärft, gab es irgendwo einen Zwischenfall, bei dem Menschen zu schaden kamen, war nicht mehr die Rede von einem Unfall oder einem Verbrechen, es hieß ab sofort „ein möglicher Terroranschlag“. Die Nachrichten überschlugen sich, ständig ging es um Terror, versuchte Terroranschläge, um Freiheitskämpfer, die einen Terroranschlag planten oder um einen Einsatz von Spezialkräften, die einen Terroranschlag verhindern konnten.

Später kamen unzählige weitere, teils dramatische Ereignisse hinzu. Der verheerende Tsunami im indischen Ozean, wissenschaftliche Ergebnisse zum Klimawandel, die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, die Ukraine-Krise, Flüchtlingsströme, steigende Arbeitslosenzahlen, weitere Terroranschläge, ein drohender Zerfall der Europäischen Union und vieles mehr. Ich verstand das alles nicht und saugte sämtliche Informationen auf, die zu kriegen waren.

Das wird sowieso passieren

Das Schlimmste an meinen Recherchen waren allerdings nicht die gesammelten Eindrücke und die hervorgerufenen Irritationen. Wesentlich beunruhigender war die Feststellung, wie die Menschen in meiner Umgebung mit diesen Entwicklungen umgingen. Den Wenigen, die beinahe gleichgültig reagierten, stand eine überwältigende Mehrheit gegenüber, die diesen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und umweltbezogenen Ereignissen entweder mit Verdrängung oder mit purer Angst begegneten.

Die vielen negativen Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit sorgen offensichtlich dafür, dass die eigene Sicht und die eigene Gefühlslage in Bezug auf die Zukunft, ebenfalls negativ justiert wird. Diese Verunsicherung, von der wir uns wie ein Nebel langsam einhüllen lassen, nimmt uns immer mehr den Blick auf das Wesentliche, auf das Reale. Das führt schließlich dazu, dass wir unsere eigenen Realitäten schaffen, die sich letztlich zu plausiblen Szenarien entwickeln, die nach persönlicher Einschätzung sehr wahrscheinlich eintreffen werden.

Wir machen uns Sorgen, haben Angst und verlieren den Glauben daran, dass uns eine bessere Zukunft bevorsteht. Ist das nicht eine verrückte Welt?

@burnoutside

Sort:  

die Welt ist nicht verrückt.... einzig der mensch der auf ihr lebt ist es.....!!

Dem ist nichts hinzuzufügen :)

Hm ich kann deine Gedanken rational zwar verstehen, bin aber gerade recht dankbar das ich sie nicht nachfühlen kann.

Ja es stimmt, ich beobachte (recht irritiert) das in Deutschland mit den Menschen etwas geschieht, was ich nicht gut finde sondern beunruhigend. Die Angst grasiert, mal wieder....(will ned sagen wann das schon so war in DE..und was darauf jedes mal folgte.)

Ich hab einfach beschlossen, zu gehen und dieses, so negativ geprägte, Land zu verlassen.

Und schwups, sieht die Welt gleich viel friedlicher und freundlicher aus :)

Genau das gleiche haben wir auch entschieden. Den negativen täglichen Nachrichten den Rücken gekehrt und ein neues Leben in der Welt gestartet. Schön dass es viele andere auch machen und es geht den meisten dadurch viel besser....

Das ist ja cool! Du bist ausgewandert? Ich will mehr erfahren ... :)

Wir sind beide (travelwithus, mein mann und ich) ausgewandert, sozusagen :)
Haben alles in Deutschland verkauft unsere Reiserucksäcke gepackt und los gings. Ohne Plan :)

Der Mensch ist der, der sich selbst ausrottet......

Wie dumm sind wir eigentlich? Laufen sehenden Auges in unser Verderben ... Das ist so absurd!

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