Blockchain erklären? - Bitteschön!

in #blockchaincontest6 years ago (edited)

chain_family.jpg
Bild: Pixabay

Kannst du mir sagen, was eine Blockchain ist?
Ja.

Ja - und?
Was ja und?

Was ist denn nun eine Blockchain?
Eine Blockchain ist etwas gaaaanz Altes. Die gibt es schon, seit es die ersten brauchbaren Computer gibt. Sie hieß nur anders. Man sagte damals: verkettete Liste. – Sagt man übrigens heute auch noch.

Eine Blockchain ist eine verkettete Liste? Wie jetzt?
Verkettet! Chain! Verkettet! Chain! – HALLO!

Jaja, hab‘s begriffen. Aber Block fehlt noch!
Ok. Angenommen, du willst einkaufen gehen und schreibst dir eine Einkaufsliste:

Eier
Butter
Käse
Salz
Zitronen
Avocados

Die einzelnen Listeneinträge (Eier, Butter …) sind verkettet. Nach „Eier“ kommt „Butter“, nach „Butter“ kommt „Käse“. Ein Element ist wie mit einer Kette mit einem bestimmten anderen Element verbunden. Die Reihenfolge kann nicht ohne Weiteres verändert werden. Auf der Einkaufsliste besteht die „Kette“ aus Papier.

Block! Block fehlt immer noch!
Also weiter. Du hast die Einkaufsliste gar nicht komplett auf einmal geschrieben. Du hast sie während deiner morgendlichen Fitness-Übungen so geschrieben, wie es dir eingefallen ist: Nach den Kniebeugen Eier und Butter, nach den Liegestützen Käse und Salz usw. Du hast deine Listeneinträge in Gruppen geschrieben, in zeitlichen Abständen. Tja, und jede Gruppe kann man auch als Block bezeichnen. Zur Not kannst du dir ja noch einen Kasten um jede Gruppe zeichnen, dann sehen sie sogar aus wie Blöcke.

Kapiert, aber irgendwie, ich weiß nicht. Papier und Computer?
Die einzelnen Blöcke der Liste kann man natürlich speichern – ohne Papier, logo. Was fehlt also, wenn ich die Blöcke der Einkaufsliste im Computer speichern will?

Das Papier!
Mann oh Mann, nee, aber die Verkettung. Ich schreibe zusätzlich in den Eier-Butter-Block noch „Zebrarennschnecke1“.
Und in den Käse-Salz-Block ebenfalls zusätzlich „Zebrarennschnecke1“.

Wenn ich nun meine Einkaufsliste auf dem Bildschirm sehen will, braucht der Computer nur nachzuschauen, was steht im ersten Block (Aha, Zebrarennschnecke1) und findet ganz schnell den zweiten Block, denn da muss ja auch Zebrarennschnecke1 drin stehen.

Dann schreibe ich in den Käse-Salz-Block zusätzlich zu „Zebrarennschnecke1“ noch „Schokoladenhai“ und natürlich bekommt auch der Zitronen-Avocados-Block noch einen „Schokoladenhai“.

Damit ist die Verkettung der ersten drei Blöcke, das Chaining, perfekt.

Zebrarennschnecke1, Schokoladenhai, wäre nicht Zebrarennschnecke2 besser gewesen?
Völlig egal, wie das heißt. Hauptsache, es kommt nicht bei mehr als zwei verketteten Blöcken vor, denn das könnte einiges durcheinanderbringen.

Und weiter?
Wie weiter? Das war’s. Das ist eine Blockchain.

Aber Hallo! Was ist mit Verteilung auf vielen tausend Computern, mit Kryptographie?
Das hat nichts mit der eigentlichen Blockchain zu tun. Das sind Sicherheitsvorkehrungen. Dadurch wird die Blockchain bloß aufgepeppt.

Aber es wird immer zusammen beschrieben!
Na schön. Angenommen viele hunderttausend Benutzer speichern ihre Einkaufslisten in der Blockchain. Jeder hat natürlich nur Zugriff auf seine eigene Einkaufsliste. Wenn diese Blockchain nun auf nur einem Server liegt oder auf wenigen, kann sie gehackt werden. Der Hacker, oder die Hackerin, könnte nicht nur verändern, was die Leute so einkaufen, er oder sie könnte auch alles komplett durcheinanderbringen.

Die absolute Horrorvorstellung. Stelle dir vor, du würdest ganz falsche Lebensmittel einkaufen. Oder alles würde gelöscht! Dann könntest du gar nichts mehr einkaufen.

Oh Mann!
Deshalb wird die Blockchain auf vielen tausend Servern gespeichert. Immer die ganze Blockchain. Jeder Server hat seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen gegen Hacker. Wenn es dann doch gelingt einen oder mehrere Server zu hacken, fällt das sofort auf und kann ebenso schnell repariert werden, weil alle anderen ja noch die korrekten Daten haben. Kurz: Jeder Hacker wäre schön blöd, wenn er hier Arbeit reinstecken würde.

Schlaue Idee! Und warum Kryptographie?
Das Ganze ist so angelegt, dass jeder zu jeder Zeit in die Blockchain hineinschauen kann. Auch jemand, der nichts darin gespeichert hat. Sie ist total öffentlich. Und jetzt einmal Hand aufs Herz, möchtest du, dass jeder, der will, deine Einkaufsliste lesen kann?

Auf keinen Fall! Wage es nicht!
Genau hier kommt also die Kryptographie, die Verschlüsselung, ins Spiel. Erst einmal kann man jetzt nicht mehr lesen, was in deiner Einkaufsliste steht.
Aber das besonders Schöne ist: Du alleine bestimmst, wie diese Verschlüsselung deinen Text verändert, und nur du alleine kannst ihn deshalb auch lesen. Keine andere Einkaufsliste ist genauso verschlüsselt wie deine. Keine!
Das ist aber noch nicht alles. Man nimmt alles was in einem Block steht, und erzeugt davon einen einzigen Wert, der ebenfalls völlig unleserlich ist, einen sogenannten Hash.

Einen Häsch?
Genau. Es würde zwar immer der gleiche Hash-Wert herauskommen, wenn man ihn erneut aus dem Blockinhalt bildet, aber es ist unmöglich, aus dem Hash-Wert, wieder die einzelnen Blockinhalte zu erzeugen. Und bestimmt hast du es dir schon gedacht: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass der Hashwert bei zwei Blöcken gleich ist.

Ja, aber warum macht man das?
Die Berechnungsmethode des Hashes, der Algorhthmus, ist so empfindlich, wenn man nur einen einzigen Buchstaben in so einem Block der Blockchain ändert, sieht der Hash-Wert komplett anders aus. Das fällt sofort auf. Heimliches ändern geht nicht!

Außerdem eignet sich der Hash hervorragend die „Zebrarennschnecke1“ und den „Schokoladenhai“ für das Chaining der Blöcke, die Verkettung, zu ersetzen. Du erinnerst dich, völlig egal, was da steht, es muss nur eindeutig sein. Da der Hashwert automatisch aus den Inhalten plus dem Hashwert des Vorgängerblockes, der ja auch in dem gerade zu berechnenden Block gespeichert ist, berechnet wird, braucht man sich auch keine Gedanken zu machen, welche Werte man für die Verkettung nimmt.

Du siehst, selbst wenn alle Inhalte zweier Blöcke genau gleich wären, würden sie sich doch in dem Hashwert des Vorgängerblockes unterscheiden und somit immer zu einem einzigartigen Hash-Wert für die nachfolgende Verkettung führen.

Prima, begriffen! – Und jetzt kommen wir zum Bitcoin, Bitcoin, Bitcoin …
… Nein! Wir kommen jetzt nicht zum Bitcoin!

Wie? Äh, wieso? Der Bitcoin muss doch …
Der Bitcoin muss was? Bitcoin und Blockchain sind zwei völlig verschiedene Dinge. Der Bitcoin hat mit der Blockchain nichts zu tun. Aber auch gar nichts. Nichts. Nothing at all. Nada.

Der Bitcoin ist eine eigenständige Anwendung, die die Blockchain zum Speichern verwendet. Es könnten auch beliebige andere Arten zur Speicherung der Bitcoin-Daten verwendet werden. Nicht so sicher gegen Manipulation geschützt, vielleicht auch nicht so beliebt, aber sie könnten verwendet werden.

Oder willst du etwa behaupten, dass man den Aufbau eines Straßenbelages ohne deine persönlichen Daten nicht erklären kann – nur weil du jeden Tag darüber fährst?

Nein, aber …
Nix da …kein Aber ... es ist alles gesagt. Ich hab' jetzt keinen Bock mehr.

Sort:  

die Blockchain hast du wunderbar erklärt und auch schön separiert, dass es nur eine Datenstruktur ist an der nichts neu ist.

Bei der Verschlüsselung könnte man noch diskutieren, da die Blockchain selbst entweder garnicht erst mit den Endusern geteilt wird (= firmen eigene Blockchain) oder zugänglich und transparent ist (Wer bzw. welches Pseudonym hat mit wem, was gemacht? Wie viel wurde überwiesen? <- das kann jeder sehen- Dank dem Internet sogar Nicht-Teilnehmer) wie bei Bitcoin. Dass die Blöcke einen Hash haben und auch deine Beschreibung ist technisch einwandfrei. Was das andere Hash-paar (public- und private-Key) für den einzelnen User macht, ist: der eine repräsentiert den Nutzer und der andere gibt ihm das Besitzrecht auf die Coins , die dem Nutzer (auf der Blockchain dokumentiert) zugewiesen sind. Aber vielleicht hatte ich deine Analogie bei dem Häsch auch nciht verstanden. LG und Resteem gibts auch

Danke für deine Info und Ergänzung.
Das mit dem Privat- und Public-Key habe ich bewusst nicht in die Erklärung mit aufgenommen. Es sollte ja auf einer möglichst einfachen Ebene dargestellt werden. Da lag mein Schwerpunkt vor allem darin, mit dieser ständigen Vermischung von Bitcoin und Blockchain aufzuräumen, die das Verständnis nicht gerade fördert.
Danke für deine Anerkennung und den Resteem.

Verständlich erklärt, Danke Dir

Danke dir, freut mich.

Tipp: Deine rechte Wade verdecken, wenn du zum Finanzamt gehst. 😉

🙈 Ich hab`s noch nicht so ganz verstanden...

Liest sich aber ausgesprochen gut! 😃

Hey, dann muss ich ja noch nachbessern. Wo ist das Problem?

Ich verstehe nicht, warum ich nur zwei Zebrarennschnecken1 ins Rennen schicken darf. Wirklich nicht.

Nebenbei finde ich es unlogisch, dass auf Zebrarennschnecke1 nicht Zebrarennschnecke2 sondern ein Schokoladenhai folgt. Dann bräuchte man die 1 auch nicht, wenn es ohnehin nur eine Zebrarennschnecke gibt.

Die Sache mit der einzigartig verschlüsselten Einkaufsliste verstehe ich auch nicht. Wie sinnlos ist das denn? Ich schicke meinen Mann los, der vergisst mal wieder die Hälfte und darf sich darauf berufen, die Einkaufsliste ja trotz kaliographischer Bemühungen meinerseits gar nicht lesen zu können?!

Ich verstehe nicht, warum ich nur zwei Zebrarennschnecken1 ins Rennen schicken darf. Wirklich nicht.

Jeder Block hat genau einen Vorgänger und einen Nachfolger. Wenn der Computer die Blockchain lesen soll, muss er sich vom Vorgänger zum Nachfolger bewegen. Das macht er mit Hilfe von Zebrarennschnecke1. Ist er beim Nachfolger angelangt und will in der Blockchain weiter, dann ist der aktuelle Nachfolger in dem er sich gerade befindet wiederum Vorgänger des nächsten Blockes.
In dieser Situation braucht er den Schokoladenhai, den er in dem aktuellen Block findet und den er anschließend benötigt um den Nachfolger zu finden.
Hätte dieser Nachfolger wieder Zebrarennschnecke1, wäre das Ziel nicht eindeutig, denn dann gäbe es als mögliche Kandidaten ja zwei Blöcke: den Vorgänger des aktuellen Blocks und den Nachfolger. Damit wäre das weitere Fortschreiten in der Blockchain blockiert.

Nebenbei finde ich es unlogisch, dass auf Zebrarennschnecke1 nicht Zebrarennschnecke2 sondern ein Schokoladenhai folgt. Dann bräuchte man die 1 auch nicht, wenn es ohnehin nur eine Zebrarennschnecke gibt.

Gut erkannt. Die 1 braucht man tatsächlich nicht. Die 1 an Zebrarennschnecke1 ist dramaturgisch bedingt. Dadurch kann der Fragesteller eine diesbezügliche Frage stellen. In der Antwort kann ich deutlich machen, das jeder eindeutige Wert sich eignet und eine zahlenorientierte Vorgehensweise unnötig ist. Dies führt anschließend zum Ersatz von Zebrarennschnecke1 und Schokoladenhai durch den Hash, der ebenfalls nicht zahlenorientiert ist.

Die Sache mit der einzigartig verschlüsselten Einkaufsliste verstehe ich auch nicht. Wie sinnlos ist das denn? Ich schicke meinen Mann los, der vergisst mal wieder die Hälfte und darf sich darauf berufen, die Einkaufsliste ja trotz kaliographischer Bemühungen meinerseits gar nicht lesen zu können?!

Haha, jetzt höre aber auf, das hast du doch im Griff: Als Beweis deines Vertrauens bei gleichzeitiger Verhinderung dieser Ausrede hättest du ihm natürlich deine Zugangsdaten gegeben. 😉

Ich sehe nur ein kleines Quadrat. Ist das jetzt eine verschlüsselte Nachricht? 😉

Konnte ich alle Klarheiten beseitigen? 😇

Ich sehe ein Smiley - schräg, Mund offen, Tränen. Beschreibung: "Vor Lachen auf den Boden werfendes Gesicht" - Wie auch immer ein Gesicht noch lachen kann, wenn es sich erstmal auf den Boden geworfen hat...

Alles klar! Vielen Dank für die Erläuterungen, vor allem zur ernstgemeinten Frage Nr. 1! Ich komme halt von der Sonderschule...😉

Ja, an einem anderen Rechner sehe ich es jetzt auch, merkwürdig.

Bitteschön, sehr gerne.

Danke, lieb von dir.

Sehr unterhaltsam geschrieben, wie auch schon deine anderen Beiträge. Ich lese jetzt regelmäßig mit :).

Danke für das Lob und danke, dass du nun zu meinem erlauchten, aber sehr überschaubarem Leserkreis gehörst. 😉

haha, ich glaube das ist eine der besten Erklärungen bzw. Beschreibungen für das große Wort "Blockchain", die ich bisher gelesen haben - danke dir dafür @youngatheart!!!! Und ein so wundervoll kurzweiliges Lesevergnügen obenauf!!!

Du bist schuld, dass ich mich jetzt freue. Danke, danke. 😉

Diese Art von Schuld lade ich mit Vergnügen in großen Säcken auf meine Schultern :-)

Du hast es geschafft sehr kurzweilig und Unterhaltsam die Funktionsweise einer Blockchain zu beschreiben. Vorallem hast du deutlich gemacht, dass die Blockchain eine Datenstruktur darstellt und Bitcoin nur eine Anwendung ist, welche diese nutzt.

Sehr schön geschrieben - weiter so :)

Schöner Beitrag, Blockchain ausführlich und unterhaltsam erklärt. Das gibt's nicht oft :D

Freut mich, danke dir.

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