Kryptowährungen & Blockchain

in #blockchain7 years ago (edited)

Fiatgeld

Kryptowährungen sind nichts anderes als jede andere bekannte Währung. Eine Vereinbarung. Etwas, das funktioniert, weil man sich darauf geeinigt hat, daran zu glauben, dass es funktioniert. Es gibt sogar eine Bezeichnung für diese Art von heutzutage üblicher Währung: Fiatgeld (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Fiatgeld).

Die Voraussetzung für ein alltagstaugliches Fiatgeld ist, dass irgendwer dafür garantiert, dass diese Währung ihren Wert behält. Normalerweise erledigt dieses der Staat mit Hilfe von Notenbanken. So lange nicht irgendetwas total daneben läuft, können diese Institutionen dafür garantieren, dass das Geld, mit dem wir unseren Alltag finanzieren, morgen noch ungefähr die gleiche Kaufkraft hat wie heute. Solange dieses gilt, lassen wir uns gerne darauf ein, uns mit dieser Währung bezahlen zu lassen.

Bis vor ein paar Jahren war diese Art des institutionsgestützten Fiatgeldes die beste und bewährteste Idee, in einer Gesellschaft ein verlässliches monetäres Tauschmedium zu etablieren.

Alternative Währungen

Alternative Währungen gab und gibt es immer wieder. Meist allerdings im Sinne von Komplementärwährungen, also als Ergänzung zur nationalen Währung. Recht populär sind die verschiedenen Regionalwährungen (siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Regionalw%C3%A4hrung). Der Antrieb für solche Währungen entstand meist aus dem Wunsch heraus, den lokalen Handel zu stärken. Solche Regionalwährungen werden jeweils nur in einer bestimmten Region akzeptiert, wodurch sichergestellt ist, dass das Geld nicht ohne Weiteres aus dieser Region abfließen kann. Somit sind solche Währungen nur lokal erfolgreich. Eine weite Streuung dieser Regionalwährungen ist nicht im Interesse der Händler.

Bei Komplementärwährungen bleibt der Bezug zur nationalen Währung erhalten, auf Grund der regionalen Beschränktheit ist immer gewährleistet, dass irgendwann eine Umwandlung in die nationale Währung stattfindet.

Ansätze für überregionale, nationale oder sogar internationaler Parallelwährungen gibt es (z.B. Das Konzept nationaler Parallelwährungen für die Eurozone), jedoch hat sich bis heute keiner davon durchsetzen können. Zum einen kann man vermuten, dass diese Ansätze den Vorstellungen der etablierten Währungsinstitutionen entgegenstehen, zum anderen bleibt die Frage, inwiefern die notwendigen Garantien für die Währungsstabilität gewährleistet und vermittelt werden könnten.

So fristeten diese alternativen Währungen eher ein Nischendasein. Interessant, aber global irrelevant.

Internetbasierte Währungen

Die Idee, die Möglichkeiten des Internets als Basis für eine virtuelle Währung zu nutzen, ist nicht neu. Tatsächlich wurden virtuelle Währungen auch schon lange und gerne in der Computerspieleszene verwendet. Virtuelle Währungen (und Güter) werden gegen echtes Geld getauscht. Die garantiegebende Institution ist in diesem Fall die virtuelle Spielwelt, in welcher Güter und Währungen Relevanz haben. Der Gegenwert ist alleine durch die gemeinsame Idee des Spiels geben. Und es findet ein reger Austausch gegen echte Währungen statt (siehe auch An Analysis of Virtual Currencies in Online Games).

Auch hier liegt aber eine lokale (wenn auch nur virtuell-lokal - nämlich beschränkt auf die virtuelle Spielwelt) Beschränkung der Reichweite statt.

Schon seit den 90er Jahre gab es einige Versuche, virtuelle Währungen international zu etablieren, zum Beispiel mit einer goldgestützten digitalen Währung (https://de.wikipedia.org/wiki/E-Gold, http://www.newsbtc.com/2015/11/01/a-brief-history-of-digital-currency/ ). Diese und ähnliche Ansätze scheiterten zumeist daran, dass die Vorteile der meist recht intransparenten Transaktionen eher zwielichtiges Publikum anzogen; bis hin zu dem Punkt, an dem der Vorwurf der Geldwäsche nicht entkräftet werden konnte. Was entsprechend die Schließung der Plattformen und die Bestrafung der Betreiber zur Folge hatte.

Wenn auch die Herangehensweisen recht unterschiedlich waren, blieb den Währungen bis hierhin gemein, dass eine zentrale Instanz für die Stabilität bürgte.

Blockchain

Eine der großen Besonderheiten bei Kryptowährungen ist, dass hier keine Institution vorgegeben hat, dass dieses Medium jetzt als Zahlungsmittel gilt. Es gibt demnach auch keine Institution, die die Währungsstabilität garantieren könnte. Und das Überraschende ist: es wird auch keine Institution benötigt.

Die Grundlage dafür ist eine recht simple Erkenntnis: Das Vertrauen in Fiatgeld entsteht, wenn sich jeder sicher sein kann, wo sich sein Anteil befindet. (Und natürlich muss der Zugriff auf diesen Anteil gewährleistet sein.)

Genau das leistet die Blockchain. Die Blockchain kann man sich als eine Art Transakationsprotokoll vorstellen. Jede Überweisung ist dort protokolliert. Wenn Hanna einen Betrag X an Heino überträgt, wird diese Transaktion zunächst kodiert, also irgendwie digital in eine ganze Reihe Zahlen umgewandelt, die nachvollziehbar aussagt, dass eben genau das passieren soll: Betrag X von Hanna an Heino übertragen. Im nächsten Schritt werden eine ganze Reihe solcher Transaktionen gesammelt, diese Sammlung wird Block genannt. Die Blockchain ist dann einfach nur die Aneinanderreihung solcher Blöcke.

Damit Transaktionen gültig werden, wird jetzt eine relativ komplizierte Rechenaufgabe gelöst. Eine, die eine ganze Menge Zeit in Anspruch nimmt. Auf einem normalen Computer viele, viele Jahre.

Die Rechenaufgabe kann man sich grob so vorstellen:

  • Nimm das Ergebnis des letzten Blocks der Blockchain (nennen wir mal B_alt),
  • nimm dazu den neuen Block (nennen wir mal B) und
  • nimm dazu noch eine beliebige Zahl (nennen wir Z)

Die drei Bestandteile werden jetzt in einen Algorithmus eingesetzt, der eine neue Zahl berechnet. Nur um das etwas vorstellbarer zu machen, könnte das so etwas sein wie:

B_alt + B + Z = B_neu (in echt natürlich unendlich komplizierter)

Damit B_neu gültig ist und in die Blockchain übernommen werden kann, muss es bestimmten Kriterien entsprechen. Zum Beispiel muss B_neu eine bestimmte Anzahl von (führenden) Nullen enthalten. Diese Berechnung kann durchaus sehr kompliziert werden; wenn alle Werte für Z durchprobiert wurden und kein passendes Ergebnis gefunden wurde, dann versucht man den Block B aus anderen Transkationen zusammenzusetzen. 

Die sogenannten Miner sind die Teilnehmer eines Kryptowärungssytems, die genau das unentwegt tun. Offene Transaktionen zu Blöcken zusammenpacken  und so lange rechnen, bis irgendwer einen passenden Block mit einem passenden Z und einem passenden B_neu gefunden hat.

In diesem Moment wird dieser Block in die Blockchain übernommen und der nächste Block kann berechnet werden. (Jetzt würde Heino auch sehen, dass der Betrag von Hanna bei ihm gutgeschrieben wurde.)

In diesem Moment können natürlich auch alle aufhören, an Blöcken mit Hannas Transaktion herumzurechnen, da diese jetzt ja in der Blockchain ist. Also schnappen sie sich die nächsten noch nicht verarbeiteten Transaktionen und fangen mit dem nächsten Block an.

Die Miner berechnen also im Wettbewerb den nächsten Block, damit die Transakationen in die Blockchain übernommen werden können und somit gültig werden. Demnach gibt es auch nur eine Blockchain für eine Kryptowährung. Und Miner müssen dafür sorgen, immer den neusten Stand der Blockchain zu kennen.

Da diese Berechnungen ziemlich komplex sind, wird derjenige, der das richtige Ergebnis errechnet, hat mit ein paar Anteilen in der Kryptowährung belohnt. So hat jeder etwas davon. 

Die Blockchain funktioniert also, weil mehrere Parteien mithelfen: Einmal die Leute, die einen Anteil der Kryptowährung an einen anderen übertragen wollen, dann die Leute, die mit ihren Computern die neuen Blöcke berechnen und die Leute die, die gesamte Blockchain speichern und ständig auf den neusten Stand bringen. Und jeder der möchte, kann an jeder Stelle mitmachen.

Was macht diese Blockchain jetzt so sicher? Genau genommen mehrere Elemente:

  1. Die Kontinuität - so lange eine Mindestmenge von Transaktionen stattfindet, entsteht kontinuierlich ein neuer Block nach dem anderen, pausenlos. Und da alle mit der gleichen Blockchain arbeiten, und da jeder neue Block einen Teil des letzten Block mitverarbeitet, ist es nahezu unmöglich, einen Block dazwischen zu schummeln
  2. Die Komplexität - so eine Berechnung ist aufwändig und kostet eine Menge Strom und Zeit, das Berechnen lohnt sich nur, wenn man auch ab und zu mal einen Block findet, da man dann eben entlohnt wird. Wollte man einen gefälschten Block in die Blockchain einfügen, müsste man nicht nur den zu fälschenden Block neu berechnen, sondern auch sämtliche nachfolgenden, da ja jeder Block B_alt aus dem Vorgängerblock benutzt. Solange mehr als die Hälfte aller Teilnehmer an diesem Prozess ehrliche Berechnungen durchführen, sind diese auf Grund der überlegenden Rechenkraft schneller als der Rest, der gerne betrügen würde. Es ist für den Fälscher somit unmöglich die ehrlichen Parteien zu überholen, da er denen immer hinterherhinkt
  3. Die Dezentralität - niemand kann alleine die Blockchain betreiben, dazu bedarf einer aktiven Menge an Teilnehmern. Bunt zusammengewürfelt aus aller Herren Länder, einzig verbunden durch den Wunsch, Werte sicher von A nach B zu übertragen. Jeder Teilnehmer profitiert von einer gültigen (nicht-kompromittierten) Blockchain, ein Betrug würde nur funktionieren, wenn mehr als die Hälfte mitmachen würde. Ein erfolgreicher Betrug würde aber auch dazu führen, dass der Wert der Kryptowährung sänke. Wer will schon eine Währung benutzen, der man nicht vertrauen kann. Eine Währung, die keiner nutzt, weil ihr keiner Vertraut, ist nichts wert. Die Teilnehmer selbst sind also auf allen Ebenen davon abhängig, dass die Blockchain nicht kompromittiert wird. Dieser Umstand macht es ziemlich unmöglich, dass sich mehr als die Hälfte aller Teilnehmer dazu entscheidet, gemeinsam (nur so hätten sie überhaupt eine Aussicht auf Erfolg) einen Betrug zu versuchen, der letztlich in absehbarer Zeit dazu führt, dass ihr ergaunerter Gewinn nichts mehr wert ist.

Natürlich gibt es noch eine ganze Menge zusätzlicher Mechanismen, über die sichergestellt und für jeden nachvollziehbar ist, dass ausschließlich gültige Transaktionen verarbeitet werden. Diese unterscheiden sich aber in ihren Ansätzen kaum von dem, was jeder versucht, wenn es darum geht, digitale Werte zu schützen. Ist aber selbstverständlich ebenso ein unglaublich wichtiger Bestandteil einer jeden Kryptowährung.

Die Blockchain an sich stellt also die Garantie dar, die notwendig ist, um Fiatgeld zu etablieren.

Anonymität

An sich ist jede jemals durchgeführte Transaktion in der Blockchain einsehbar. Der Bewegung der Anteile kann also nachvollzogen werden. Allerdings nur anhand von kryptischen Zahlen, den IDs der Sender und Empfänger. Wenn jemand weiß, welche IDs zu welchen Personen gehören, kann aus der Blockchain abgeleitet werden, wann Anteile von wo nach wo geflossen sind.

Die Anonymität entsteht dadurch, dass jeder für jeder Transaktion einen neue ID erstellen kann und dadurch, dass niemand gezwungen werden kann, seine IDs preiszugeben. Trotzdem bleiben natürlich Möglichkeiten Rückschlüsse zu ziehen. Wer sich irgendwo registriert, um eine solche ID zu erstellen, hat sich zumindest anteilig dem entsprechenden Dienstleister offenbart. Mit den üblichen Mitteln zur Verschleierung der eigenen Identität im virtuellen Raum gibt es aber eine ausreichende Menge von Möglichkeiten, um sich so unsichtbar wie gewünscht zu machen.

Im Unterschied zu dem gängigen Fiatgeld ist der Geldfluss für immer nachvollziehbar. Geld kann also nicht mehr "verschwinden". Der Geldverbleib ist ähnlich anonym wie man es vom alltäglichen Bargeld her kennt.

Chancen

Momentan sind Kryptowährungen eher in der Öffentlichkeit, da sie lukrative Spekulationsgeschäfte verheißen. Jajaja, hätten wir mal vor zehn Jahren Bitcoins gekauft....und vielleicht stimmen ja die Prognosen nach denen der Gegenwert in nationalen Währungen noch ins Unermessliche steigen wird. Dennoch, die Chancen bestehen mitnichten im Tauschgeschäft gegen USD oder EUR.

Die Infrastruktur der Kryptowährung erlaubt zum ersten mal seit Einführung von nationalen Währungen einen institutionsunabhängigen Umgang mit Geld. Geld wird durch Kryptowährungen zu einem Produkt. Jede der ca. 900 Kryptowährungen hat seine Vor- und Nachteile. Weitestgehend unabhängig von Finanzpolitik und Nationalstaaten. Geschaffen von Gemeinschaften, die einen bestimmten Zweck verfolgen. Die Entscheidung, welche Kryptowährung jemand einsetzt, obliegt jedem allein. Leuchtet der Zweck der Gemeinschaft ein? Gibt es genügend andere, die bereit wären, dieser Kryptowährung zu vertrauen? Wenn ja, ist es ein Produkt, dass man zum Handeln einsetzen kann. Wenn nicht, nimmt man halt eine andere. Über diese neuen Währungen entstehen Metagemeinschaften, die sich zum Handeln zu bestimmten Konditionen verabreden. Wie bei jedem anderen Produkt, kann jeder selbst entscheiden, welches für ihn passt.

Die Hoheit über die Verfügbarkeit und den damit verbundenen Gegenwert wird den Institutionen entrissen und in die Hände von Gemeinschaften gelegt. Vielleicht könnte das der entscheidende Schritt sein, der die oft beanstandete Übermacht der Banken bricht.

Die Idee der Blockchain beschränkt sich aber nicht auf den Anwendungsbereich von Währungen. Überall, wo der Fluss von Information validiert, protokolliert und verifiziert sein sollte, kann diese Idee neue Wege eröffnen. E-Mails, die nachvollziehbar von Sender an Empfänger gehen; Tokens, mit denen man an Abstimmungen teilnehmen kann; Verträge zwischen verschiedenen Parteien - mit Hilfe der Blockchain könnten ganz neue Prozesse entstehen.

Und nu?

Ist das jetzt die eierlegende Wollmilchsau, die Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand bringt? Nein, mal wieder nicht. Kryptowährungen sind von Menschen gemacht und unterliegen damit auch dem üblichen Chaos, welches Menschen gerne anrichten. Es wird Kurschwankungen geben, irgendwer wird es doch schaffen, ordentlich zu betrügen, die Gemeinschaften werden sich uneinig sein, sich aufspalten, neu Kryptowährungen erschaffen und wieder alles über den Haufen werfen, nicht jeder wird sich freuen, wenn er in irgendeiner Blockchain protokolliert findet, was er vielleicht doch lieber für immer geheim gehalten hätte. Auch bleibt noch zu klären, wie weniger technisierte Regionen von den Vorteilen eines so durch und durch technisierten Instruments profitieren könnten. Die Liste der möglichen Rückschläge ist selbstverständlich nicht kürzer als bei irgendeinem anderen Unternehmen, an dem Menschen beteiligt sind.

Nichtsdestotrotz, die Gesellschaften mindestens der letzten 150 Jahre sind doch sehr von unserem Umgang mit Geld geprägt gewesen, und unser Umgang mit Geld war sehr davon geprägt, wie dieses von Institutionen wie Staaten und Banken verteilt wurde. Ein bisschen neuer Schwung in der eingestaubten Finanzbude kann da nicht schaden.

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