Braucht Bitcoin Wirklich So Viel Strom?

Es gibt viele Organisationen, die sich detailliert mit dem Thema auseinandersetzen. Ich greife hier jetzt mal zwei, drei raus. Bitte beachtet, dass ich absolut kein Experte bin auf dem Thema, und dass ich die Seiten auch nicht auf allfällige politische Motive überprüft habe, die zu Unterschätzung oder Überschätzung führen könnten.

Digiconomist schätzt den aktuellen BTC-Stromverbrauch auf 56 TWh pro Jahr und wählt als Vergleich Israel aus, das von allen Ländern den ähnlichsten Stromverbrauch aufweist. Laut ihrer Statistik können mit dem Strom einer einzigen BTC-Transaktion 27 US-Haushalte für 1 Tag mit Strom versorgt werden (es macht m.E. aber keinen Sinn den Verbrauch pro Transaktion zu berechnen, dazu unten mehr).

Powercompare hat auf seiner Homepage eine Karte veröffentlicht mit Ländern, die mehr (grau) oder weniger (orange) Strom verbrauchen wie die Summe aller Bitcoin-Miner. Sie schätzen den weltweiten jährlichen Verbrauch auf 29 TWh. Wäre Bitcoin ein Land, so schreiben sie, wäre es an 61. stelle was den Stromverbrauch anbelangt. Dann versteigen sie sich noch zur sinnlosen Behauptung, dass Bitcoin bis ins Jahr 2020 sämtlichen Strom der Erde verbrauchen wird, wenn es mit der aktuellen Rate weiter wächst.

Die Werte liegen zwar ziemlich auseinander, aber sind sich zumindest in der Grössenordnung ähnlich. Ich habe noch andere Berechnungen gefunden, die so um die 35 TWh pro Jahr liegen. Das scheint also nicht komplett daneben zu sein.
Welche Vergleiche Machen Sinn?
Da die meisten Personen mit der nackten Zahl und der Einheit TWh/y nichts anfangen können, müssen Vergleiche herhalten. Das öffnet natürlich auch Spielraum für politische oder weltanschauliche Färbungen. Ich möchte jetzt keine eigenen Interpretation anbieten sondern einfach zur Vorsicht mahnen, wenn man die Berichte liest.

Auf dieser Seite von Enerdata wird der elektrische Verbrauch nach Ländern aufgelistet. China braucht demnach 5219 TWh (da wäre aber ein Grossteil von BTC aber schon drin). BTC wäre also 0.2 pro mille.

Die Bitcoin-Befürworter behaupten, dass viel von dem Strom, der Verbraucht wird aus unbeweglichen Quellen stammt (Thermen, Gezeiten, oder Kraftwerke, die über kein effizientes Netz verfügen) und somit gar nicht als zusätzlicher Bedarf gerechnet werden sollte, da die Energie sonst einfach gar nicht genutzt würde.

Wo liegt das Problem?

Der hohe Bitcoin-Preis macht das Mining immer profitabler. Das zieht neue Mining-Konkurrenz an, was dann über die automatische Regulierung der Schwierigkeit die Mining-Aufgabe wiederum erhöht.

Miner tragen zur kryptographischen Sicherheit bei. Es stellt sich also die Frage, ob Bitcoin nicht überabgesichert ist. Wie z.B. ein Safe mit 1000 Franken drin, der rund um die Uhr von zwei Sicherheitsleuten bewacht wird.

Sollte sich bei Bitcoin das Lightning-Netz durchsetzen, dann sichert eine einzige Bitcoin-Transaktion plötzlich viele (tausende von) Lightning-Transaktionen ab. Der Stromverbrauch pro Transaktion sinkt dann also sofort um diesen Faktor. Allerdings kann man dadurch den Verbrauch nicht senken sondern ihn nur besser nutzen.

Senken lässt sich der Stromverbrauch nur durch tiefere Block Rewards und/oder tiefere Preise, was für Investoren langfristig keine gute Entwicklung ist. Die Effizienz der Mining-Hardware hat m.E. keinen Einfluss auf den globalen Stromverbrauch.

Junge Tech hat eine Chance verdient

Es gibt immer mehr Coins, die ohne Mining (PoW) oder mit stark reduziertem "mining" auskommen. In ein bis zwei Jahren werden wir besser wissen wie gut sie funktionieren und ob sie vergleichbare Sicherheiten bieten wie Bitcoin.