Wieso haben Autisten Probleme mit der Identifikation & dem Selbstbild?

Autistische Kinder erkennen sich viel weniger in ihrer Familie wieder. Sie fühlen oft nicht diese instinktive Verbundenheit und Liebe zu ihren Eltern und dadurch identifizieren sie sich weniger mit ihnen.

Viele Aserger Autisten berichten davon, das sie sich schon immer wie auf dem falschen Planeten gefühlt haben. Deswegen nennt man das Asperger Syndrom auch „ Wrong planet syndrom“.

(Bildquelle Pixabay https://pixabay.com/en/users/Comfreak-51581/ )

Wir wissen ja jetzt, das wir uns über unsere Umwelt identifizieren und unser Selbstbild durch andere Menschen formen.

Aber was bleibt uns, wenn wir gar keinen Bezug zu anderen Menschen fühlen, wenn sie uns wie komische Gorillas vorkommen die mit uns nichts gemeinsam haben?
Das mit den Gorillas meine ich nicht beleidigend, ich dachte als Kind nur oft, ich sei wie Tarzan und die Menschen um mich herum wie die Affen. Ich fühlte mich zu dieser Spezies nicht zugehörig, alles war mir so fremd und seltsam, wie eine andere Welt, zu der ich keinen Zugang hatte. Als spiele alles andere in einem Spiegeluniversum ab und gar nicht hier, bei mir.

So ergeht das den meisten Autisten.
Wenn man sich nicht mit seinem nächsten Umfeld identifizieren kann, fühlt man sich sehr schnell verloren und weiß nicht, wer man ist. Denn um zu wissen wer man ist, muss man wissen, wer die anderen sind.

Dazu kommt, dass ein autistischer Mensch das Gegenüber auch nicht wirklich erkennt.

Das fängt schon ganz banal dabei an, dass viele Autisten gesichtsblind sind. Wir haben also oft effektiv das Gefühl, den Anderen nicht zu erkennen. Für viele von uns (mich eingeschlossen) sind Gesichter schwer zu lesen und wir können mit den üblichen Erkennungsmerkmalen wie Augen, Mund etc. nichts anfangen. Wir orientieren uns an Details wie bestimmtem Schmuck, die Frisur, die Schuhe, Tasche, die Gangart oder an dem Geruch und der Stimme. Aber auch die Stimme klingt für uns viel eintöniger als für neurotypische Menschen (https://de.wikipedia.org/wiki/Neurotypisch). Wir hören die Feinheiten schlicht und ergreifend nicht, doch wie sollen wir so verstehen, was andere uns sagen möchten?

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Liebe ist für Autisten sehr schwer zu erkennen. Einfache Gefühle wie Wut, körperlicher Schmerz, lautes Lachen erkennen wir gut. Wenn uns jemand laut beschimpft, oder runterputzt, verstehen wir das. Wenn jemand weint, kann es schon schwieriger werden zu erkennen, was die Ursache ist. Kleine Kinder gehen dann von körperlichem Schmerz aus, als erwachsene Frau weiß ich natürlich, dass es viele Gründe fürs Weinen gibt.
Sie immer richtig zu deuten, ist eine Kunst für sich.

Doch wenn ich die Sprache meines Gegenübers nicht verstehe, wie soll ich mich selbst in ihm wiederfinden um mein Selbstbild aufzubauen?
Wenn ich Liebe kaum erkennen kann, wie soll ich mich dann geliebt und wertvoll fühlen?

Viele Autisten leiden ihr Leben lang unter einem katastrophalen Selbstbild und finden nie zu sich, weil sie keine Ahnung habe, wer sie sind oder wo sie hingehören.

Depressionen sind ein sehr häufiges Problem und wenn es nicht die chronische Depression ist, kommt irgendwann unweigerlich das Burnout und ab da Probleme mit der Depression.

Die Schwierigkeit liegt darin, dass diese Probleme in der frühen Kindheit entstehen und viele Eltern gar nicht wissen, dass gerade etwas schief läuft.

Autistische Kids bräuchten geschulte Eltern, die ihnen ganz gezielt helfen bei der Identitätsfindung und der Entwicklung des Selbstbildes. Sie bräuchten eine Umgebung, die viel deutlicher Gefühle anspricht und zeigt.

Ein Grund warum ich an Ebooks arbeite, ich will genau dort Helfen und wenn ich nur 2-3 Familien damit erreiche, lohnt sich die Mühe, die ich mir damit mache allemal.

Wenn ich einen Autisten kennen lerne, der sich sehr merkwürdig benimmt, wie das letzte Arschloch oder einfach total arrogant, versuche ich mir immer ins Bewusstsein zu rufen, wie schwierig das sein kann.

Wenn du im Außen keine Liebe findest, findest du sie nicht in dir und kannst sie nicht leben. Wenn du im Außen keine Empathie erkennst, erkennst du sie nicht in dir und kannst sie nicht geben.
Dasselbe gilt für Güte, Gnade und all die feinen Nuancen des Lebens.

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Ich habe dahingehend unglaubliches Glück gehabt.
Meine Mutter hat mit mir jahrelang die Welt von vorne bis hinten durch reflektiert. Abendelang haben wir dieses Spiel gespielt, erkenne den anderen und erkenne dich selbst. Ich liebte Psychologie, studierte Menschen von klein an und las effektiv Bücher von Verhörspezialisten und Co zur Mimikanalyse.
Deswegen bin ich da routinierter und relativ geübt, aber so geht es nicht vielen.
Die meisten Autisten interessieren sich eher für Mathe, Programmiersprache, Eisenbahnen und dergleichen logische Dinge.

Wann immer man einem Menschen begegnet der sich daneben benimmt, sollte man versuchen im Kopf zu haben, dass er gerade sein Inneres nach Außen spiegelt.
Er zeigt euch nur, wie armselig und leer es in ihm selber aussieht.