Sie erzählte oft aus ihrem Leben, sprach von den Dingen, die sie beobachtet oder erfahren hatte und ihre Augen leuchteten dabei vor Begeisterung. Wie schön musste es sein das Leben so in sich einsaugen und schätzen zu können. Er hörte gerne zu und manchmal kamen erleichternde Wellen des Frohsinns über ihn, da er sich die Dinge vorstellte, von denen sie sprach, doch er selbst hatte keine Erinnerung, die ihn in ähnlicher Weise bewegte. Die Dinge waren ihm gleichgültig.
Er sah in einem Sonnenstrahl, der auf Berggipfel und kühle Wasser fiel eben genau dies, wohingegen sie Stunden damit zubringen konnte, eine solch kostbare Erinnerung zu beschreiben. Wie sich der Farbton des Lichts von der einen Sekunde auf die andere ändern konnte und wie die Natur und alle Dinge dann diese veränderte Stimmung atmeten. Wie die Wolken in ihrer scheinbaren Freiheit doch nur den Winden folgten, über den Himmel schweiften und ihn mit flammenden Farbenschauern marmorierten. Wie die dunklen Felssilhouetten hie und da von einem Funken Licht so sanft berührt wurden, dass es ihnen eine gewaltige Bedeutung verlieh, waren sie doch nicht wie die anderen in der schattigen Dunkelheit verborgen, sondern traten sichtbar hervor. Sie sprach viel von der Bedeutung des gesehen Werdens. Von dem Wert, dem sie den Momenten schenken wollte, in dem sie ihre Details zur Kenntnis nahm und sich bewahrte.
Manchmal traten dann Tränen in ihre Augen, doch er wusste nicht, ob diese wehmütige oder Tränen des Glückes waren. Diese verletzliche Traurigkeit, die sie dann ausstrahlte, erweckte in ihm ein lange beiseitegeschobenes Bedauern. Er erkannte wie viel Zeit seines Lebens unausgelebt an ihm vorbeigezogen war, sie lebte ihre Gefühle, auch diejenigen, die sie zerstören sollten. Er vermochte dies nicht. Es war, als befände sich zwischen ihm und seinen wahrhaftig grundlegenden Gefühlen eine Barriere, er konnte sie nicht ausleben, weil er gar nicht mit ihnen in Berührung kam. Vielleicht hatte er dies bewusst so eingerichtet. Er erinnerte sich, dass er früher einmal durch Phasen gewaltiger Einsamkeit gegangen war. Es war wohl das einzige Gefühl, das er in seinem ganzen Spektrum erfahren hatte und vielleicht war da noch die Sehnsucht, die er aus seinen einsamsten Momenten kannte. Die Sehnsucht nach dem Leben, nach der Magie, die er doch nie gelebt hatte.
Wenn er in der Stille alleine bei sich in seinen Gedanken gelitten hatte, so hatte er gleichzeitig seine Sehnsucht verlacht und wenn seine Gedanken in die Weiten des Sternenfirnaments blickten, so ergriff die große Kälte des Raums seine Brust so heftig, dass alle Sehnsüchte ersterben mussten. Anders hätte er dem Schmerz nicht standhalten können. Doch nun war er gestärkt, er kannte den Schmerz und lies ihn nicht zu. Er wollte ja leben, doch er tat es weniger aus eigenem Antrieb, als vielmehr aus der Notwendigkeit, da er ja nun einmal lebte. Doch wenn sie so sprach war da dieses Bedauern in ihm und gelegentlich streifte ihn die alte Sehnsucht für einen Moment, bis sie dann vor dem Grauen des ehemaligen Leids und der Qual zurückschreckte und ihn wieder gleichgültige Leere empfand.

Ich hoffe euch hab diese Geschichte und das Bild gefallen. Das Foto habe ich gemacht und bearbeitet. Das Model ist @sature.

I hope you enjoyed the picture. If you you like to read the english translation of this story check out this link: https://steemit.com/writing/@yoganarchista/the-angeled-look-original-writing-translation-modelling-editing

Viel Licht und Liebe <3