Honig fürs EgosteemCreated with Sketch.

in #story7 years ago (edited)

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In jeder Psyche wohnt ein Fatalist. Dieser Fatalist kämpft den ganzen Tag darum, dass unser Selbstkonzept keinen Schaden erleidet. Wie? Durch Kommunikation!

Wir suchen Likes

Jemand, der in meinem Vortrag sitzt – vielleicht jetzt gerade – und das Gefühl hat, „Frau Lackner erzählt den blanken Unsinn", der wird in der Pause nach Bestätigung suchen. Wie? Vielleicht wird er sich einem anderen Vortragsteilnehmer anvertrauen – je nachdem, wie bedroht sein Selbstkonzept durch meine Worte wurde. Das tut er vor allem in der Hoffnung, dass auch der andere in seine Entrüstung einschwingt und ihm kopfnickend Recht gibt. Logischer Weise wird er sich nicht jemanden suchen, der noch glühenden Auges „Bravo!“ ruft. Unser Selbstkonzept ist schließlich kein Harakiri-Kommando. Wir suchen positive Zuwendung durch Bestätigung und keine Dissonanz.

Unter dem Selbstkonzept versteht man die Wahrnehmung und das Wissen um die eigene Person mit all unseren Eigenschaften, Fähigkeiten, Vorlieben, Gefühle, aber auch Vorbehalten.

Gemeinsamkeit siegt

„Waas? Du magst auch keine Oliven? Ich auch nicht“. Sogar kleine Kinder untersuchen neue Spielkameraden bereits auf Gemeinsamkeiten; die dürfen ohne weiteres auch in der gemeinsamen Ablehnung liegen: „Ich mag die Lena auch nicht. Sie ist so langweilig und kommt sich dabei gut vor.“

Aktuell leben in einer Zeit in der die persönlichen Befindlichkeiten. Eigen-Gebrauchsanweisungen haben gerade Hochkonjunktur. Die Entscheidung „mag ich“ oder „mag ich nicht“ ist wohltuend einfach zu treffen und in Form von Daumen-Symbolen oder Upvotes als „Likes“ noch sympathischer.

"Was bekommt Dein Mann heuer?" "Nein Du, wir schenken einander nichts. Auch nicht zum Geburtstag. Wir verbringen lieber Zeit miteinander. Man weiß ja: je größer die Geschenke, desto kleiner die Liebe."

Die vielen Glaubenssätze, Meinungen, Wertekorsette und Überzeugungen, die wir vor uns hertragen – sie alle sind leuchtende Reklameschilder für unser Ego und damit Produkte unserer Psyche. Kurz: Durch Worte werden unsere Fatalismen nach außen verteidigt. Wir sind nicht zimperlich, wenn es darum geht Erklärungen, Rechtfertigungen oder Killerphrasen vom Stapel zu lassen. Auch vor uns selbst.

Online-Portale: Honig fürs Ego

Selten kontrollieren wir, ob wir uns wirklich über eine schräge Meldung geärgert haben oder über den fehlenden Bestätigungs-Nektar für unser Daseins-Konzept! Anders herum: Wer uns recht gibt, uns bewundert oder in den sozialen Netzwerken „liked“, der bestätigt uns und unser Lebensdesign. - Das schüttet sogar Dopamin im Gehirn aus. Es „macht also etwas“ mit uns.

Fazit: Viele Killerphrasen dienen rein der verbalen Selbstverteidigung, weil jemand instinktiv „sein Gesicht retten“ muss. Eine andere Haltung gefährdet offenbar in dem Moment die eigene kleine Welt. Durch die entstehende Wertedivergenz oder Zweifel am Selbstkonzept sind wir manchmal richtiggehend zerknirscht und unser Ego leidet.

Tatjana Lackner - www.sprechen.com

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Ego Kills everything. people says love breaks hearts but the truth is it's not love ego does that.

I loved this post. Followed you. Thanks for sharing.

so ist das leben, hart aber herzlich ;)

@amunra stimmt, LG!

Danke, sehr interessanter Artikel. Wie alles andere von Dir auch.
Diesmal eine Frage: Wie schafft man es Deines Erachtens, die kapriziöse Diva "Ego" unter Kontrolle zu halten? Ist ja eine zentrale Frage.
Meditation, ständige Bewusstwerdungsübungen, mehr arbeiten, Drogenexzesse?
Ernst gemeinte Frage!

@leroy. linientreu da spielt der Faktor ""Zeit" eine bedeutende Rolle. Menschen, die sich zu viel Zeit nehmen um den eigenen Nabel zu bewirtschaften tappen schneller in die Ego-Falle. Wir wissen, sobald beispielsweise ein Umzug ansteht, die Kinder krank sind oder gerade viel zu tun ist ... dann jault das Ego auf, weil es zu wenig Beachtung bekommt oder online beispielsweise nichts einholen darf.

Soweit komme ich mit. So 100% habe ich aber noch nicht verstanden, was Dein persönliches Rezept wäre. Deine Antwort geht, wenn ich sie korrekt verstehe, gerade nicht in die kontemplative Richtung, sondern das Gegenteil davon. Richtig?
Falls nein, was habe ich missverstanden? Falls ja: ist schaffe, schaffe, schaffe wirklich ein erprobtes Rezept, seinem Ego ein Schnippchen zu schlagen?

@leroy.linientreu stimmt genau: beides findet in unserer Gesellschaft statt: die "schaffe schaffe Mentalität" UND die kontemplative Richtung. Ich persönlich glaube an bewussten Verzicht und "reflektieren ohne Echo". Wer also 1 Woche im Kloster tagsüber schweigt um abends online darüber zu posten macht was falsch. Leider finden sich in der Entschleunigungs-Gemeinde genauso viele Ego-Spiegler, wie bei den working class heros. Meine Empfehlung: Ruhe, Analyse, Kritik am eigenen Freundeskreis und dem eigenen Lebensentwurf, aber eben auch bewusster Verzicht.

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