Ex-Tag - Wenn ein Unternehmen sich vom Profit trennt

in #aktien6 years ago

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In dieser Jahreszeit hört man von den Börsianern recht oft, dass nun die schönste Zeit des Jahres sein würde. Bei einem Blick aus dem Fenster mögen einen da ernste Zweifel an der geistigen Gesundheit von ihnen kommen. Es ist damit allerdings meist nicht die Rede vom Wetter, sondern vielmehr davon, dass nun die Dividende-Saison beginnt.

Einige erste Unternehmen fangen nun Ende Februar damit an ihre Dividenden an die Aktionäre auszuschütten und für die gibt es eben einen größeren Geldsegen aufs Konto. Schon verständlich, dass man sich darüber ein wenig freuen kann.

Was ist diese Dividende eigentlich? Die Idee dahinter ist eigentlich recht einfach. Mit einer Aktie erwirbt man sich einen Teil von einem Unternehmen. Zusammen mit den anderen Aktionären wird man zum Besitzer eines Stücks des Unternehmens. Und die meisten Unternehmen arbeiten eben nicht nur zum Spaß, sondern versuchen mit ihrem operativen Geschäft Gewinne einzufahren.

Zumeist endet das Geschäftsjahr der meisten Unternehmen nun und es wird der Kassensturz gemacht. Man schaut sich an, was das Unternehmen so erwirtschaftet hat und überlegt sich, was man mit dem Geld anfangen will. Üblicherweise wird der Vorstand einen Vorschlag machen und je nach Lage entweder Geld auf die hohe Kante zurück legen oder eben den überschüssigen Gewinn an die Aktionäre ausschütten. Stimmen diese auf der Hauptversammlung dem Vorschlag zu, bekommen sie je nach Anzahl ihrer Aktien den entsprechenden Anteil aufs Konto überwiesen.

Dieser Vorgang macht beide Seiten zufrieden. Der Aktionär erfreut sich an einem Gewinn, den er nun real greifen kann. Das Unternehmen zeigt damit, dass man nicht nur Luftschlösser baut, sondern wirtschaftlich rentabel ist. Und ist der Chef zufrieden, ist es das Unternehmen natürlich auch ;)

Gerade unter Neulingen an der Börse ist die sog. Dividendenstrategie einer der beliebtesten Investitionsstrategien. Diese sagt aus, dass im Zweifel bei einer Auswahl von Unternehmen die Wahl auf jenes Fallen wird, dass die größte und zuverlässigste Dividende auszahlt. Steigert ein Unternehmen seit 30 Jahren seine Dividende jedes Jahr um 10%, ist es natürlich entsprechend beliebter als eines, was nur alle 3 Jahre mal etwas ausschüttet.

Eine solche Stategie ist in der Tat für Einsteiger sehr solide und nimmt auch stets ein wenig Risiko aus der Anlage. Den investieren wir 1000€ und erhalten über die Jahre 100€ aus der Dividende, so haben wir effektiv nur noch 900€, was an der Börse den Schwankungen unterworfen ist. Das den Gedanken gerade Einsteiger attraktiv finden, ist verständlich.

Und gerade im europäische Raum schütten die meisten Unternehmen regelmäßige Dividenden aus, während es im angelsächsischen Raum auch entliche Unternehmen gibt, bei denen man ausschließlich über Kurssteigerungen Gewinne erwirtschaften kann. Doch vorsicht! Eine hohe Dividende muss nicht zwangsläufig etwas positives sein. Oft schütten auch Unternehmen, die bereits mit dem Rücken zur Wand stehen eine hohe Dividende aus, da die Aktionäre bereits muren und damit drohen abzuhauen. Weddelt man dann ein wenig mit den Scheinen vor ihrem Gesicht, steigert das natürlich die Motivation noch ein wenig zu bleiben.

Gerade bei Neulingen gibt es allerdings auch zur Dividende einige Missverständnisse. Eine Sache die man oft hört ist: Bald gibt es bei XY Dividenden, ich muss noch schnell ein wenig davon einkaufen. Dies zeigt üblicherweise, dass man den grundlegenden Sachverhalt noch nicht verstanden hat.

Findet die Hauptversammlung statt und entsprechender Beschluss ergeht, wird die Dividende vom aktuellen Kurs abgezogen. Ist der Kurs bisher 105€ gewesen und es wurde eine Dividende von 5€ beschlossen, wird die Aktie am nächsten Tag für 100€ gehandelt. Dieser Tag wird auch als „Ex-Tag“ oder „Ex Div“ bezeichnet. Das mag zunächst ein wenig nach Diebstahl anhören, ist es aber nicht. Den eigentlich ist dies auch logisch. Das Unternehmen hat eben Geld auf dem Konto und nun hat ma zugegriffen und sich aus den Kassen bedient. Das zur Verfügung stehende Unternehmen ist weniger wert und entsprechend sinkt natürlich der Kurs.

Wer also ein paar Tage vor der Hauptversammlung Aktien kauft, kauft damit auch die Dividende bereits eingepreist mit. Wer es am Tag danach kauft, bekommt die Aktie günstiger, muss allerdings eben auch wieder ein Jahr lang auf seine Dividende warten. Besonders viel Spielraum für eine ausgeklügelte Stategie zum Kauf gibt es daher nicht. Wer vorher kauft, bekommt schneller wieder liquide Mittel. Wer danach kauft, kriegt dafür mehr Aktien. Wer vorher kauft, eine Dividende erhält und danach für diese wieder Aktien kauft, hat genauso viele.

Dies stimmt natürlich nicht ganz, da eben am Ex-Tag auch Aktien am Markt gehandelt wird und entsprechend die Kurse fallen oder steigen können. Es kommt daher nicht selten vor, dass man am Kurs den Ex Div gar nicht sieht, weil gerade eben die Kurse entsprechend angestiegen sind und es vielmehr nach einer ganz normalen Schwankung aussieht.

Genauso blödsinnig natürlich auch jene, die mal wieder den Ex-Tag verpasst haben (was für Unternehmer...! ;)) und denken, dass sie nun stärke Kursverluste an dem Tag erlitten haben. Dabei ist eben nur die Dividende noch nicht bei ihnen aufs Konto gekommen und sie haben vielleicht gar keinen Verlust erlitten.

Die Sache mit der Liquidität erlaubt zwar theoretisch Spielräume beim Kaufzeitpunkt. Doch dies betrifft uns Kleinanleger nicht, da es sich normalerweise nicht lohnt von der Dividende direkt wieder Aktien zu kaufen. Dafür sind die Gebühren für den Kauf selbst zu hoch und wir würden nur die Banken füttern. Entsprechend wird dieser Sachverhalt erst dann interessant, wenn man wirklich größere Summen erhält.

Ich persönliche empfehle üblicherweise Einsteigern stets (zumindest teilweise) eine Dividendenstrategie zu fahren. Dies hat vor allem steuerliche Gründe! Den Kapitalerträge erwirtschaftet man erst beim Verkauf der Aktie. Hält man einige Aktien über Jahre, verschenkt man schlimmstenfalls seine Freibeträge. Da eine Dividende jedes Jahr ausgeschüttet wird, zahlt man jedes Jahr ein wenig Steuern drauf. Und geht eben bis zum Freibetrag entsprechend steuerfrei aus.

Ich peile in meinem Depot immer ca. 2% Dividende an. Das ist nicht besonders viel, da es eben durchaus Unternehmen mit bis zu 5% gibt. Für mich heißt es aber eben, dass für jedes Unternehmen, dass unter 2% ausschüttet, ich auch immer stets eines im Depot halte, was entsprechend mehr ausschüttet. Dies ist Teil meiner Strategie und keine reine Dividenden-Strategie.

Wann man also letztendlich in ein Unternehmen einsteigt ist für die Dividende (abgesehen von psychologischen Faktoren) nicht sehr wichtig. Kurz vor der HV kann genauso gut sein, wie nach der HV. Wichtiger ist dabei eher die Qualität des Unternehmens. Und es lässt sich eben auch oft beobachten, dass viele Leute dies nicht wirklich verstehen und während der Dividendensaison sehr viel gekauft wird. Wer also eine größere Shopping-Tour macht, mag vielleicht diesen lieber während des Sommers machen, wo oft mehr Lustlosigkeit am Markt herrscht.

In diesem Sinne: Allen Aktionären eine frohe und gute Saison! ;)

Ich bin kein Anlageberater. Die in diesem Text beschrieben Stategie entspricht meinem persönlichen Vorgehen und ist vielleicht nicht für Euch geeignet. Prüft daher jede Investition eigenständig gewissenhaft!

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Sehr ausführliche Erklärung.
Meine Erfahrung zeigt, dass der Dividendenabschlag oftmals innerhalb weniger Tage im Kurs wieder aufgeholt ist. Da bietet sich eine kurzfristige Tradingstrategie an.
Viele Grüsse.

Kann ich nicht ganz unterschreiben, da ich auch bereits das Gegenteil erlebt habe. Aber am Beispiel Infineon heute... 25¢ Dividende, Kursverlust heute bei Exdiv ... 15¢. Ist also eigentlich ein Plus. Generell rate ich als Kleinanleger von kurzfristigen Geschäften ab... aber die Hauptversammlung führt halt auch immer dazu, dass das Unternehmen (idealerweise positiv) in der Presse ist und Leute sich kurz danach durchringen sie doch zu kaufen. Von daher... ja, kann funktionieren ;)

Schön erklärt

War bislang immer ein Thema mit dem man sich nicht wirklich beschäftigen wollte, von daher auch nicht auskennt...

Habe zumindest grad mal einen groben Überblick bekommen und es sogar verstanden, im Vergleich zu den Fachgeschwafel der Bankberater 😅

Freut mich sehr. Der Berater hat üblicherweise immer sehr schöne Grafiken, die meist irgendwelche Pfeile ohne Zahlen hat, die dann nach oben gehen. Fragt man danach, ob er auch welche hat, die nach unten gehen, wird man meist irritiert angeguckt. ;)

Nein, im Ernst. Man darf sich nicht von der Materie selbst abschrecken lassen. Viele Menschen finden es immer "belastend", weil eben eine ganz eigene Sprache gesprochen wird. Unterm Strich sind die Sachverhalte dahinter aber oft recht einfach oder auch logisch nachvollziehbar. Als Einsteiger an der Börse, muss man eben erst ein wenig Vokabular lernen. Hat man das erst gemeistert, merkt man meist doch recht fix, dass die meisten Berater eben doch nur geschulte Verkäufer sind und so mancher Analyst auch genauso gut auf dem Jahrmarkt hätte arbeiten können ;)

Bravoo brother...
Du bist der Beste. Ich unterstütze dich immer

Sehr schön erklärt. Danke dafür.

Ich nehme mit, dass es uniteressant ist ob vor oder nach der Ausschüttung gekauft wird :) ... aber ich nehme daraus auch mit, dass es eigentlich am sinnigsten ist in der "Nachsaison" zu kaufen, wo es eher ruhig auf dem Markt ist...

Das ist wohl vergleichbar mit einer Urlaubsbuchung. In der Hauptsaison teuer in der Nebensaison eher günstiger.

Hast du hier schon manche Nebensaisons entdeckt? Also eher kaufen wenn Sommerferien sind da viele im Urlaub .. oder im Winter weil einige ihre Aktien für Weihnachtsgeschenke veräußern?

Würde mich interessiern wie du das so handelst :).

Cheers!

Grundsätzlich würde ich sagen: Durch das Warten auf gute Kurse habe ich bereits mehr verloren als wenn ich in schlechten Zeiten eingestiegen bin ;) Es ist halt so, dass wenn es ein System gäbe, die Masse sich darauf einstellen würde und damit die Preise wieder kaputt macht. Grundsätzlich sind gute Zeitpunkte halt, wenn alle anderen in Panik sind. Diese kann es immer wieder über das gesamt Jahr geben. So treibt momentan die Zinsangst die Leute wieder umher und ja, vielleicht stürzen die Kurse auch noch weiter ab. Da man dies aber nie weiß, sollte man sich nicht so damit belasten.

Traditionell ist der Sommer ein guter Zeitpunkt. Es gibt den berühmten Börsianerspruch: Sell in May, then go away! Da ist begrenzt etwas dran, da im Sommer oft eine Phase mit niedrigen Kursen gibt. Da aber eben auch fast jeder drauf spekuliert, schwankt die Phase immer sehr und man weiß vorher nie ob man sich darin befindet. Gerade bei einem langfristigen Horizont würde ich daher nicht so sehr über einen guten Einstiegspunkt grübeln, sondern lieber die Qualität des Unternehmens prüfen.

Aber falls es interessiert, mal meine Performanceindikatoren für die letzten zwei Jahre:
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Danke für den Hinweis und deine Indikatoren :) .... also zahlt sich Geduld manchmal doch nicht aus :D ...

Cheers!

Vielen Dank für deinen Beitrag. Würdest du bei hohen Dividenden dann eher die Finger von lassen oder sollte man je nach Firma urteilen?

Eine hohe Dividende sollte immer nur ein erster Indikator sein. Wie immer heißt normalerweise: Hohe Rendite, hohes Risiko! Verspricht ein Unternehmen also per se 5% Dividende, muss man sich natürlich genauer ansehen, woher diese den nun konkret kommen. Gerade im Bereich der Bluechips (solide große Unternehmen), kann man durchaus solche Werte sehen ohne das mal gleich all zu große Sorgen machen muss.

Die Allianz hat z.B. im letzten Jahr rund 4,84% ausgeschüttet und steht auch in diesem Jahr trotz größerer Sturmschäden und immer noch desolater Zinspolitik sehr gut da. Unilever hat im letzten Jahr rund 3,57% gehabt und fährt eine sehr starke Dividendenpolitik. Entsprechend wird ein großer Teil des Gewinns immer ausgeschüttet und der Kurs geht entsprechend eher horizontal. BB Biotech AG ist mit 4,96% auch recht hoch gewesen, aber auch klar eine spekulative Anlage.

Die Ursache für eine hohe (oder auch niedrige) Dividende muss man sich also genau ansehen. Gut geht dies, wenn das Unternehmen bereits seit vielen Jahren konstant und verlässlich ausschüttet. Unilever z.B. hat seit 40 Jahren seine Quote gehalten. Sofern nichts desolates am Markt passiert, wird man sich eher darauf einstellen können, dass dies auch so weiter gehen wird.

Gerade Energiekonzerne versuchen gerne mal stärkere Kursverluste via Dividenden auszugleichen. Da würde ich vorsichtig sein. Unternehmen die oft wenig Material halten müssen, tendieren auch eher dazu höhere Ausschüttungen vorzunehmen. Telekom oder Allianz als Beispiele, die ja eher Geld kassieren und dann durchreichen.

Man sollte halt nur nicht per se auf hohe Dividenden stürzen. Gerade bei Unternehmen in der zweiten und dritten Reihe nicht. Am Ende muss eben doch das Gesamtpaket stimmen, da einem ne schöne Dividende nichts hilft, wenn der Kurs ständig am fallen ist ;)

Mal wieder top Gammastern! Fallbeispiele und Theorie sind gut vereint und verständlich erklärt. Da lernt man auf jeden Fall immer was dazu! :)

Sehr verständlich erklärt, selbst ich habe es jetzt glaube ich kapiert. Das mit der Devidende und dem Kurs, war mir nicht bekannt. Allerdings habe ich mich bisher auch von Aktion und Co. komplett ferngehalten, somit war eine inhaltliche Auseinandersetzung bisher auch nicht von Nöten.

Nun, wie sehr es einen Unterschied ausmacht, sieht man an den Indicies. Wenn allgemein vom "DAX" gesprochen wird, redet man eigentlich immer vom "DAX Performance Index". Dieser ist inklusive Dividende und auch der Grund, wieso er eigentlich immer nach oben zeigt. Schaut man sich den DAX Kurs Index an (https://www.finanzen.net/index/DAX-Kursindex) würde der erst bei ungefähr 6000 Punkten stehen. Das gebe ich immer gerne Leuten auf dem Weg, die meinen, dass sich Dividende ja nicht lohnt ;)

Sofern man liquide Mittel hat und seine Freibeträge nicht ausnutzt, sollte man sich unbedingt mit dem Thema beschäftigen und sehen, ob man dafür geeignet ist. Viele denken immer, dass man wie bekloppt an der Börse handeln müsse, aber wie bei den Kryptos gilt hier IMHO auch, dass in der Ruhe die Kraft liegt. Es ist aber eben furchtbar Schade, wenn man die 801€ pro Kopf an Freibeträgen dem Staat schenkt. Daher kann es sich gerade auch bei kleineren Beträgen trotzdem lohnen!

Aber gut saisonal wird es sicherlich ein wenig mehr über Aktien geben ;)

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