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RE: Kopfschmerzen : Warnsignal bei Reizfilterschwäche und Selbstausbeutung

in #adhs7 years ago

Ein sehr toller Artikel! Ich habe ihn jetzt mehrfach gelesen und finde immer neue Aspekte, als wäre er komplett überarbeitet und trotzdem habe ich ihn noch nicht erfasst! Tatsächlich ist er wie für mich geschrieben. Vieles erkenne ich wieder, vielleicht ist manches anders.
Ich habe jetzt einen (furchtbar! langen) Text geschrieben. Jetzt bin ich unsicher, ob ich ihn als Kommentar noch auf die Seite hier kliere oder per Link verschiebe (der Übersicht halber und auch, weil ihn vielleicht nicht jeder lesen möchte...):
Diese vegetativen Ausbrüche haben erst nach meiner Kindheit und eher langsam angefangen, stetig zugenommen und sind in den letzten Jahres an Diversität und Häufigkeit praktisch explodiert. Sehr langsam. Das allererste mal Kopfschmerzen vielleicht mit 15, dann wieder ein paar Jahre keine und dann zukkzessive mehr. Darüber hinaus nur Schmerzen mit der Menstruation, dann aber insbesondere intensive oder auch nur lästige und aufreibende Zahnschmerzen hier und da und bei Gewöhnung dann plötzlich anders. So, dass man dann doch gelegentlich denkt - auch wenn sie nicht mehr wandern sondern "festsitzen" oder an neuen, noch nie aufgetretenen Stellen - ist das jetzt "organisch"? und sich stresst wegen möglichem Zahnarztbesuch und gefürchteter Folgen. Neulich war ich sogar beim Kieferchirurgen weil der neue, schon auf CMD spezialisierte Zahnarzt ratlos war. Da hiess es dann: seien Sie glücklich! Was anderes helfe da nicht.
Dann mit 1-2 Unfällen und verschiedener ausbrechender bzw. diagnostizierter Krankheiten innerhalb von 18 Monaten aber auch neue Symptome und das exponentiell auf allen Ebenen.
Ich bin eigentlich froh, dass es dann immer auch andere sind: mal belastet mich der Magen/Darm vielleicht Wochen/Monate oder auch nur wenige Tage oder kurz akut mit Krämpfen und/oder Durchfall, dann auch mal Übelkeit bzw. Übelkeit wegen zu starker Schmerzen und da kann alles mal betroffen sein. Selten, dass muskulär mein ganzer Körper z.B. brennt aber dann auch mit begleitender seelischer Krise. Das erste mal wurde mir zum Glück aber auch klar: diese Schmerzen kenne ich! Und zwar aus meiner Kindheit. Was ich jetzt körperlich spüre, hatte ich damals auch allumfassend, aber eben "nur" seelisch. Das hatte ich vergessen. Damit wusste ich dann, dass die Fibromyalgie bei mir z.B. was psychosomatisches sein muss und vielleicht eine Art Erinnerung darstellen kann. Dass der Körper Erfahrungen speichert. Anders verhält es sich für mich mit den antikörperinduzierten (?) Rheuma- bzw. Entzündungsarten. Die machen mir Angst, weil das an die Substanz geht und man eine Chronifizierung solcher Dinge ja erst Recht vermeiden möchte. Insbesondere meine ich damit z.B. die Auflösung von Organen. Aber sicherlich psychosomatisch auch befeuert wird durch Aufregung/Stress. Ich glaube auch, dass es oft eine Mischung aus Vielem ist: Unfälle, Kälte/Witterung, Stress, und dass dadurch immer mehr aus dem Gleichgewicht geratene System, dass offenbar so schwer zu resetten ist... Im Falle von Organen z.B. allerdings ja auch grundsätzlich regenrationsfähig ist.
Das Gute, meine ich ist, dass zwar mal die Schulter oder der Kopf z.B. eine Woche mal sehr weh tut, dann aber plötzlich z.B. das Knie, vielleicht mal ein bestimmter Zeh oder die Finger, aber nach einigen Tagen dann ein anderes Gelenk oder so. So, dass es einem wenigstens wie neu vorkommt bzw. das andere schon so ätzend Eingeprägte weggeht und erst mal in Ruhe lässt. Das heisst, wenn der Körper es noch schafft, andere Teile heranzuziehen und sich die intensive, örtliche Erfahrung dafür an anderer Stelle auflöst. Das ist dann ja schon wie Heilung.
Die Frage ist ja nur: Wie schafft man das ohne die zeitlich so einschränkende Weise und die doofe Schmerz-Erfahrung? WAS irritiert einen so und erst Recht: das muss doch nicht sein? Erst recht nicht, wenn man ohnehin tierisch aufgeregt ist und ja genau weiss, wo es gerade Probleme gibt.
Als Nichtmedizinerin muss ich mich erst mal einer Herangehensweise nähern, ohne auf dem Weg dabei noch wegen falscher Vorstellungen zu verzweifeln.
Im Sommer hat mich der Augenarzt nun an eine Klinik überwiesen. Weil bisherige Untersuchungen zeigen, dass ich genauer oder aufmerksamer als der Durchschnitt wahrnehme. Also das, was nur feinstauflösende instrumente messen, allerdings ohne krankhaften Befund. Ich aber mit (beunruhigenden) Sehstörungen vorbei komme. Da frage ich mich: was soll ich der Klinik erzählen? Was genau sollen die mit mir machen? Ich habe doch keinen Allien-Krebs in mir, den wir unbedingt identifizieren müssen? Ist es einfach nur interessant, das alles zu wissen, oder gehe ich dann zufällig erst Recht kaputt? Immerhin sind solche Besuche ja auch mit "Freizeit" verbunden. Oder soll den einen oder anderen ohne Weisskittelsyndrom der Besuch in der Klinik beruhigen?
Mein Tinnitus jedenfalls geht schneller weg, wenn ich ihn zwar wahrnehme, aber weiss, er geht weg, sobald ich ihn zur Kenntnis nehme und mich dann entspanne. Spätestens aber, wenn er dann mal doch nicht weggeht und ich mich damit abfinde. Aber bei Kopfschmerzen z.B. weiss ich auch noch nicht, wie der Schalter umzulegen ist. Es könnte doch sein, dass man den auch mit zunehmendem Bewusstsein ansteuern kann?
Mein Weg bisher: Ignorieren, davon ausgehen, dass er weg geht, natürlich was trinken. Meistens nehme ich die Schmerztablette zu spät, soll ja auch nicht der Standart sein. Oft kann ich sie dann schon nicht mehr im Magen halten, d.h. der Schmerz ist zu stark aber selbst wenn ich mich nicht übergeben möchte, die Schmerztablette ist vor Auflösung wieder draussen. Das Übergeben entspannt zwar irgendwie, trotz blödem Nebenerleben und Erschöpfung oder so. Alles in allem können die Tage sehr schrecklich werden. Und vor allem: auch nicht enden.
Wie ich das so schreibe, kommt mir eine Erkenntnis: Vielleicht ist das Problem in diesen Fällen das "Wollen". Das Beherrschenwollen des Schmerzes, des Körpers, bzw. der Situationen, die uns belasten.
Nur: dafür sind wir doch Menschen, oder? Wie können wir dann unmenschlich mit uns umgehen, indem wir wollen?
Meine Erfahrung ist auch: es sind unmögliche Situationen. Solche, von Menschen produziert, aber ekelhafte, üble und unglaubliche. Solche, die mit Nichtachtung zu tun haben, die ich (wenn es andere Menschen sind) auch mal als Falschheit ggf. sogar als berechnet interpretiere. Wenn Freundlichkeit künstlich, unnatürlich, vorgeschoben wirkt und der Abgrund auf einmal da ist. Man sich vielleicht sogar zunächst noch freut, überrascht ist, Menschlichkeit teilt und dann die Maske fällt, wenn man mehr erkennt. Mittel zum Zweck. Selbst diese eine Situation, die mir gerade einfällt, hat den Vorteil, dass man ja noch genau weiss, worum es geht. Manchmal oder gerade, wenn sie komplexer sind, wird es richtig schwierig. Und dann zerbricht einem hier schlicht und ergreifend der Kopf, wenn nicht sogar mehr. Aber schlussendlich ist es die Intensität. Die Intensität zu wünschen, zu fühlen und zu sehen. Und dann haben wir oft keinen Einfluss. Vielleicht ist es einfach die Ohnmacht. Die Ohnmacht, wenn wir uns selbst/die Welt nicht mehr regulieren können.
Gerade verstehe ich die Auswirkung von Ambivalenz: Eine Regulation ohne Richtung wird unmöglich.
Oder die Bremse, die einem fehlt, wenn die Dinge einfach laufen und man selbst zu schnell. Deswegen die Pausen.
Und deswegen auch das Nicht-Ernstnehmen, Nicht-festhalten der Phänomenen bei den Buddhisten. Gedanken und Gefühle: alles Energie. Geist, der mit sich selbst spielt. Man selbst tritt heraus und nimmt wahr, lässt sich nicht mehr reiten. Und das macht Spass!
Denn: wenn man Bock hat, reitet man den Tiger und guckt dann, was Wildes passiert :)

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