Geschichten aus unserem Garten #2

in #deutsch7 years ago

Politische Unkorrekheiten und geheimdienstliche Aktionen



Es wird sich wohl nie was daran ändern. Wenn du die Natur nicht ständig im Auge behältst, macht sie innerhalb von nur zwei Tagen einen Schossel (Deppen) aus dir.
Ich versuche den Beweis für meine These, anhand einiger heimlich geschossener Aufnahmen (allesamt fotografiert in den letzten beiden Tagen), zu liefern.



Begonnen hat es am Donnerstag damit, dass sie plötzlich da waren. Wie aus dem Nichts. Egal wo ich auch hinblickte, überall Zigeuner. Das ganze Gelände, vom Weinberg bis runter zum Spargelbeet - überall hatten sie es sich gemütlich gemacht.
Ich meine, nicht dass jemand jetzt auf die Idee käme, ich hätte was gegen Zigeuner. Weit gefehlt. Ich kenne zwar keinen Zigeuner so richtig, aber so wie man hört, sollen sie ja ein ganz geselliges Völkchen sein.
Aber so viele auf einmal!? Nachher sitzen sie bei dir am Tisch, singen schmutzige Lieder und warten auf den Eintopf? Sind jedoch nur ganz scharf auf die selbstgemachten Mettwürste, die darin schwimmen.



Wie unschwer zu erkennen ist, hat die Gruppenbildung bereits begonnen. Eine gesunde Gesichtsfarbe haben sie ja, meine Zigeuner. Was ich damit sagen will, krank sehen mir nicht aus.
Das ist ja mal die Hauptsache.
Blöd ist halt nur, dass mir auch noch andere Sachen aufgefallen sind, die höchstwahrscheinlich nichts mit diesen geselligen Neuankömmlingen zu tun haben.



Genau das hier meine ich.
Da kann mir einer erzählen was er will. Wenn das keine Richtmikrofone und Richtantennen neuester Bauart sind, dann weiß ich es auch nicht mehr.
Den kompletten oberen Garten haben sie mir zugepflastert. Wenn mich jemand fragen würde (tut aber leider keiner) aber ich würde auf den Mossad oder die Jungs aus Pullach tippen. Diese Art von Technik, mit der können nur die besten der Besten umgehen. Damit scheiden die Amis sofort aus!



Da ich ja auch nicht in Dummbach geboren wurde, stattete ich Ottmar Klobber (meinen fähigsten Spurensucher) mit all jenen Erkenntnissen aus, die ich mir bis dahin zusammengeschustert hatte. Nachdem Ottmar seine Honorarforderungen eiskalt durchgeboxt hatte, blieb er weiterhin regungslos liegen (was er immer tut, wenn er Zuwächse auf seinem Konto vermelden kann).
Der Donnerstag ging schon fast zur Neige, als Klobber mir doch noch stichhaltige Beweise dafür lieferte, dass hier, auf meinem Land, was ganz Großes im Gange zu sein scheint.



Warum sonst sollte Johannis Beer seine geschulten Truppen links hinter dem alten, verrosteten Schubkarren in Stellung gebracht haben? Geheimdienst-General Beer (leicht an seiner noblen Blässe erkennbar) kümmert sich normalerweise nicht um Lappalien. Das behaupteten jedenfalls noch meine Menschenkenntnis und das dazugehörige Unwissen, bevor mich der Schlaf in die Knie zwang.



Freitagmorgen, 6:35 Uhr. Johannis Beer hat Verstärkung angefordert. Bereits vom Balkon aus kann ich mit dem Feldstecher beobachten, wie der ungeübte Haufen um Oberleutnant Bernhard Kirsch sich blättrige Tarnkleidung überzieht. Der deutsche Geheimdienst ist auch nicht mehr das, was er unter Gehlen war. Vielleicht fühlen sie sich hier, auf kroatischem Boden auch einfach zu sicher. Ein Fehler, wie die Maulwürfe mit Sicherheit noch erfahren werden.
Wie vertrottelt muss man sein, überhaupt nicht zu raffen, dass ich mit einem Griff zur Motorsäge dem ganzen Spuk ein schnelles Ende bereiten könnte.



Aber hinter was sind diese tauben Nüsse her? Denn wenn die mir lediglich aus lauter Jux und viel Dollerei hier das Gras niedertrampeln, werde ich ganz schnell zur rasenden Wildsau.
Doch im Busch schien sich was zu tun. Beer flüsterte Kirsch etwas mit Hilfe meines ausgelegten Gartenschlauches ins Ohr.



Die Glocken des Kirchturms schlugen zwölf Mal.
High Noon auf dem hügligen Land. Eine Hand umfasste bereits das Anlasser-Seil des Stihl-Kettenmonsters, als Ottmar Klobber plötzlich auftauchte. Ohne mir übermäßige Beachtung beizumessen, setzte er sich an meinen Rechner und transferierte in aller Ruhe Bilder von seiner Kleinbildkamera auf die Festplatte.
Was mir dann vom Bildschirm entgegen strahlte, brachte endlich die Klarheit in die Geschehnisse, die ich mir immer für die Scheiben meines Autos wünsche.
Der alljährliche Opium-Krieg zwischen Wespen, Bienen und Hummeln wurde in diesem Jahr vor meiner Haustür ausgetragen.



Ganz offensichtlich ist man in Pullach auf Extra-Einnahmen aus dem Opiumhandel angewiesen. Hier sollte scheinbar ganz in Ruhe abgewartet werden, bis die drei Völker sich gegenseitig den Gar ausgemacht haben, um dann mit der erbeuteten Ernte zurück über die Alpen zu klettern.

Doch da hatten sie die Rechnung ohne den Meister aller Klassen gemacht.
Mit einer großen Leiter und zwei leeren Eimern machte ich mich dran, der Kirsch-Truppe die Tarnkappe vom Gesicht zu ziehen. Gleichzeitig nahm sich meine Frau Johannis Beer und seiner Mannschaft an.
Bienen, Wespen und Hummeln blieben unbehelligt. Warum sollen die, wenn Feierabend ist, sich nicht auch etwas Spaß im Kopf gönnen?!

Anmerkung bezüglich der Zigeuner:

Hier, in der Gegend Kroatiens, in der diese kleine Begebenheit sich zugetragen hat, wird diese Sorte Erdbeeren, wie sie auf Bild 1 + 2 zu erkennen sind, Ciganice (Zigeuner) genannt. Es handelt sich dabei um keine Walderdbeeren.


Geschichten aus unserem Garten #1




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Die Johannisbeeren ... <3

Ach wie ruhig geht es da in meinem Garten zu. Das ist ja ein höchst kriminelles, aber sehr amüsantes Treiben bei Dir. 😎

Keine Panik, Wolfram! Du bist nicht allein und erhältst Unterstützung!
Der Norden rüstet auf!
Natürlich kann ich nicht garantieren, dass niemand dein Gras nieder trampelt. Das sind dann eben Kollateralschäden, es gibt nun kein Zurück mehr.
Schönen Sonntag bei Kaffee und Kuchen,
liebe Grüße,
Chriddi

was für eine Tragig, dass ich solche Beiträge von dir erst am 5.Tage lesen kann... war in und mit den Erdbeeren zugange....

Herzliche Grüße

Ich kann es nachvollziehen. Zweiteilen ist auch nicht ganz ungefährlich für die Gesundheit.
Gruß, Wolfram

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