Der alternative Adventkalender - Tür 22

in #deutsch6 years ago

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Über Glocken

Glocken haben die Menschen seit jeher weit mehr beeinflusst, als den meisten von uns heute bewusst ist.
Woher kommt das Wort "Glocke"? Das mittellateinische clocca könnte vom lat. quatere ("schütteln, schlagen, erschüttern“) stammen, oder es stammt aus der indogermanische Wurzel kel(ə) „schreien, klingen“ und wäre damit dem lateinisch clangere „schallen“ urverwandt. Das englische "bell" stammt ursprünglich aus dem niederdeutschen Sprachraum und könnte zu niederdeutsch bellen „brüllen“ gehören.

In alten Zeiten war das Läuten der Kirchglocken nicht nur Symbol fürs Christentum, sondern auch wichtiges soziales Element (sozusagen das erste soziale Medium), das die Tageszeiten "eingeläutet" hat, und besonderen Anlässen wie Feiertagen oder Begräbnissen etc. eine musikalische Begleitung gegeben hat. Auch zum Alarmschlagen wurden Glocken benutzt (die Bauernglocken stammen davon). Mit der Entwicklung von genaueren Uhrenmechaniken hatten die Glocken von Turmuhren auch zunehmend genau die einzelnen Stunden geläutet (Taschenuhren gab es erst später und waren zu Beginn ein Luxus). Eine Vesperglocke läutete früher die Vesperpredigt (Nachmittagsgottesdienst) ein. Wurde ein Verurteilter hingerichtet, so läutete die Armesünderglocke. Je nach Funktion gibt es teilweise bis heute Pausenglocken, Gerichtsglocken, Bahnglocken und Schiffsglocken. Kleine Kuhglocken machen auch heute noch entlaufene Herdentiere ausfinding. Und Musikinstrumente sind Glocken natürlich auch (z.B. verwendete Mussorgski und andere Komponisten für seine bombastische Finali wie etwa in "Bilder einer Ausstellung" Kirchenglocken). Für kleinere Glockenspiele wird oft Porzellan verwendet, aber fast alle großen Glocken sind aus Bronze, eine Legierung mit mind. 60% Kupfer, gemacht.

Die ur- und frühgeschichtlichen Vorläufer der Glocke waren Klappern, Rasseln – in der einfachsten Form mit Samen gefüllte Fruchtschalen. Die ersten Glocken selbst kamen aus China, wo erste Funde bis 3000 v. Chr. zurückreichen! Überhaupt sind Glocken nicht nur im Christentum, sondern mehr noch im Buddhismus von zentraler Bedeutung. Ihr Klang gilt als glücksverheißend und von ihm soll auch eine spirituelle Kraft ausstrahlen. Die älteste noch in Gebrauch befindliche Kirchenglocke Europas ist die Lullusglocke in Bad Hernsfeld. Sie wurde um 1040 gegossen und ist ca. 1t schwer.
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Die fast 900 Jahre alte Lullusglocke

Definiert wird eine Glocke übrigens als "Aufschlaggefäß mit klingendem Rand und stummem Scheitel", also ein einseitig offener Hohlkörper mit allen möglichen Formen, von einer Halbkugel bis zu einer einseitig geschlossenen Röhre.
Es gibt Glocken mit innen befestigten Klöppeln, aber auch klöppellose Glocken, die von außen mit einem Hammer oder Stock angeschlagen werden, oder beides kombiniert. Erfolgt der Anschlag mit einem weichen Hammer, so wird in erster Linie der Grundton der Glocke hörbar gemacht. Kirchenglocken oder andere Turmglocken werden dagegen mit einem harten Hammer oder Klöppel angeschlagen, damit möglichst weithin hörbare Obertöne erzeugt werden.

Die Pummerin

So wird die zweitgrößte Glocke Europas im Stephansdom zu Wien genannt. Die Alte Pummerin (ursprüngl. Josephinische Glocke genannt) stammte aus 1711, hatte einen Durchmesser von 3,16 m und war 22,5t schwer. Sie war aus Kanonen gegossen worden, die 1683 nach der der 2. Türkenbelagerung von den Türken zurückgelassen worden waren. Beim Brand der Stephanskirche stürzte sie am 12. April 1945 in die Tiefe und zerschellte. 1951 wurde aus den Trümmern der alten (und der sog. "Halbpummerin", die 1945 ebenfalls zerstört worden war) die Neue Pummerin gegossen. Nach dem Umbau des Nordturms wurde sie dort untergebracht (das Hauptgeläut des Stephansdoms ist an sich im Südturm) und 1957 erstmals geläutet. Zur Erinnerung an die Ursache des ersten Gußes hat sie unter anderem diese Inschrift (auf lat.): „Gegossen bin ich aus der Beute der Türken, als die ausgeblutete Stadt nach tapferer Überwindung der feindlichen Macht jubilierte."
Sie hat ähnliche Dimensionen wie die alte und gehört damit zu den 5 größten funktionierenden Kirchenglocken der Welt (zum Vergleich die größte Glocke in Deutschland ist die St.Petersglocke im Kölner Dom, Baujahr 1924 mit 24 Tonnen Gewicht).
Der ca. 865 kg schwere Klöppel wurde 2011 aus Sicherheitsgründen ausgetauscht. Der neue Klöppel wiegt "nur" 613 kg und läutet die Glocke deutlich schonender.
Die Pummerin wird nur zu besonderen Anlässen geläutet (sog. hohe Feiertage), und auch beim Jahreswechsel um genau 0h (dazu muß sie schon ca. 20s vorher in Bewegung gesetzt werden, denn so lange dauert es, bis der Klöppel das erste Mal die Glocke berührt).

Die Pummerin - ein ziemlich beeindruckender Klang! ©: Glockenfampf

mehr dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Glocke
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Pummerin
https://www.tenoftheday.de/die-10-groessten-glocken-der-welt/


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Hallo @stayoutoftherz, schöner Beitrag über die Glocken. Wünsche Dir ein tolles Weihnachtsfest und Frohe Festtage. Alexa

Danke, wünsch ich Dir auch!

Servus,

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