Der letzte Fork - Gedanken über die Zukunft der Blockchain-Technologie [German]

in #deutsch7 years ago

Liebe Blockchain-Enthusiasten,


vor Kurzem kamen mir ein paar Ideen zur Zukunft von Blockchains, die ich gerne mit euch teilen möchte.





Ich habe mich dem Thema eher von der künstlerisch- philosophischen Seite genähert, da ich nicht so tief in der technischen Materie stecke (obwohl ich auch ein paar Semester Informatik studiert habe).

Vielleicht kann ich ja den ein- oder anderen mit meinen Überlegungen inspirieren.

Zumindest möchte ich die nebenstehende Zeichnung in der Steemit-Blockchain verewigen, um festzuhalten, dass ich diese Gedanken zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte.

Nun aber zu der Idee:

Eindimensionale Blockchains


Bisher ist es ja so, dass jede Blockchain im Prinzip nur aus einer durchnummerierten Kette von Blöcken besteht, deren einzige Dimension die Zeit ist. Das heißt, wenn die Zahl des Blockes kleiner ist, dann ist sie vor einem Block mit einer größeren Zahl in die Blockkette geschrieben worden. Das Ganze beginnt mit dem sogenannten Genesis-Block und von dort aus beginnt man (in der Regel mit natürlichen Zahlen) zu zählen.

Zweite Dimension durch Forken


Meine Überlegungen gehen auf den letzten Bitcoin-Hardfork zurück, der am 1. August 2017 stattgefunden hat. Ich habe versucht zu visualisieren, dass durch einen Hardfork gewissermaßen eine weitere Blockchain-Dimension entsteht. Denn durch den Fork entstehen ja zwei getrennte Blockchains, die sich unterschiedlich (sowohl zeitlich als auch inhaltlich) weiterentwickeln, obwohl sie dieselbe Vergangenheit haben.

Obwohl die Inhalte beider Ketten bis zum Hardfork identisch sind, wird die bisherige Blockchain im Moment des Forks dupliziert und bekommt jeweils einen weiteren Wert zugewiesen. Das ist wie ein weiterer Layer (oder Vektor), den man sich wie eine Verschiebung auf der der X-Achse vorstellen kann. Während sich die ursprüngliche BTC-Chain weiter in Richtung der Y-Achse ausbreitet, könnte sich die neue BCH-Chain entweder um eine Stelle verschoben in die gleiche Richtung ausbreiten oder man stellt sich den Fork wie einen 90 Grad Richtungswechsel vor.



Architektur des Forkens


Durch diese Vorstellung werden vollkommen neue Blockchain-Strukturen möglich. Man könnte zB. Blockchains kreieren, die zu einem festgelegten Zeitpunkt forken, um eine Art Ring zu bilden.

Welche Vorteile sich daraus ergeben, vermag ich noch nicht genau zu sagen. Ich denke aber, dass Blockchains in Zukunft jeden Teil unseres Lebens durchdringen werden und dass eindimensionale Blockchains längst nicht ausreichen werden, die Komplexen Verflechtungen unseres (Online-) Daseins abzubilden. Dies führt mich zu einer weiteren Struktur: Der von Gitter- bzw. Crossblockchains.

Beispiel Steem-Blockchain


Am Beispiel der Steem-Blockkette wird deutlich, dass Blockchains längst mehr sind, als nur ein alternatives Währungssystem. Wir alle schreiben mehr oder weniger private und sehr persönliche Informationen (samt Fotos unserer Kinder) in diese Blockchain und werden sogar angehalten, die Authentizität dieser Informationen durch Crossreferenzen zu verifizieren. Sei es durch das Foto mit Datum und "Steemit-Schriftzug", das wir bei unserer Vorstellung posten, sei es durch Linkbacks von anderen Social-Media-Seiten oder durch Posts von Steemit-Usertreffen.

Jede dieser Crossreferenzen bestätigt im Prinzip, dass der User in der Blockkette A (in diesem Fall Steemit) derselbe User wie in der Blockkette B (zB. twitter) ist.

Mir ist klar, dass twitter keine Blockchain benutzt, aber das Prinzip ist vergleichbar (ein bestimmter Eintrag wurde von einem bestimmten User zu einer bestimmten Zeit gemacht) und es ist meiner Meinung nach nur noch eine Frage der Zeit, bis alle sozialen Netzwerke diese Technologie benutzen werden.

Dabei sind theoretisch drei Blockchains beteiligt. Die Steem-Chain, die twitter-Chain sowie die Chain aller Crossreferenzen (Google speichert diese wahrscheinlich liebend gerne für uns).



Die dritte Dimension


Nun stellen wir uns einmal vor, jeder Mensch besäße eine eigene Blockkette, in der alle Informationen über ihn gespeichert würden. Jeder facebook Post, jede Email, jede Banktransaktion. Samt biometrischen und Geodaten. Schon jetzt spiegeln die Informationen, die wir täglich in unsere Computer und Handys eingeben, einen Großteil unserer Lebenswirklichkeit wider. Was wenn Google, facebook und Apple beschließen, all diese Informationen in Blockketten zu speichern?

Richtig gefährlich würde es allerdings erst, wenn wir selbst gar nicht mehr bestimmen könnten, welche Daten in diese Blockketten geschrieben würden.

Durch die Auswertung der Daten unserer Freunde und Arbeitskollegen werden schon jetzt zigtausende von Metadaten über uns erhoben, ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Diese Daten enstehen zum Teil durch Crossreferenzen zum Teil durch statistische Überlegungen. Wenn zB. Person A mit Person B befreundet ist und Person B mit Person C, dann ist es wahrscheinlich, dass Person A und Person C zumindest ähnliche Interessen haben (da sie ja beide Person B mögen).



Vielleicht wird eines Tages sogar der gesamte verfügbare Gencode in Blockchains geschrieben, die dann quasi als Archiv der Menschheit und Natur fungieren werden.

A chain is gonna come!


Es ist wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis multi-dimensionale Blockchains entstehen werden, die nicht nur in Form von Gitter- und Quader-Chains daherkommen werden. Durchaus denkbar wären auch dreidimensionale Spiral-Formen, wie sie zB. in einer DNA-Helix vorzufinden ist.

DNA orbit animated.gif
Von Zephyris aus der englischsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link



What happens in the blockchain, stays in the blockchain!


Ich gebe zu, als ich anfing den Artikel zu schreiben war mir selbst noch gar nicht richtig bewusst, zu welchen Erkenntnissen mich meine Überlegungen führen würden. Was einerseits vielleicht die logische Weiterentwicklung der Blockchaintechnologie bedeutet, birgt auf der anderen Seite auch die Gefahr in sich, als ein Werkzeug zur Klassifizierung und Kontrolle benutzt zu werden.

Jeder Mensch wird wahrscheinlich zukünftig ein Abbild seiner Aktivitäten in mehreren Blockchains wiederfinden und diese Blockchains werden durch Referenz-Blockchains miteinander verbunden (und dadurch legitimiert).

Wenn wir mit einem Menschen zusammenkommen, forken wir eine neue gemeinsame Blockchain, wenn wir ein Kind forken, bekommt auch dies eine eigene Blockchain... Jede Schule, jede Uni und jede Firma hat bald wahrscheinlich ihre eigene Blockchain (die mit den Blockchains der Schüler, Studenten und Mitarbeiter durch Cross-Blockchains verknüpft ist). Und bei jedem Umzug, bei jeder Trennung, bei jedem Jobwechsel entstehen weitere Forks unserer eigenen Blockchains.

Der letzte Fork


Die Frage ist, ob wir in der Lage sein werden, die Entwicklung der dreidimensionalen Blockchains so zu beeinflussen, dass wir uns notfalls jederzeit durch einen finalen Fork wieder aus dieser schönen neuen Blockchain-Welt verabschieden können.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!


@shortcut
P.S.: For my english speaking readers, this is an essay about the future of blockchain technology. My reflections are based on the drawings, which I made while thinking about multi-dimensional blockchains.
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Verstehe maximal 25% inhaltlich aber es liest sich gut und schaut ansprechend aus 😎 - musss ich mehrfach lesen.

Danke für dein Feedback! Wenn es mir gelingt, dich ein wenig zum Nachdenken zu bringen, habe ich mein Ziel schon erreicht ;-)

ich finde es klasse wie toll du es erklärst.....nach dem vierten mal lesen hab ich es noch nicht verstanden..aber es klingt sehr professionell....

Ha ha, danke dir :-) Ich bewundere dein Durchhaltevermögen, aber ich sehe mich eigentlich weniger als Welterklärer. Stattdessen möchte ich meine Leser zum Nachdenken anregen. Daher vielleicht die Verwirrung...

dann hast du alles richtig gemacht....was die Verwirrung und das Nachdenken angeht.....

Ich verstehe kein Wort, u.a. deshalb bin ich auch ziemlich beeindruckt :-). Werde es mir mehrmals durchlesen, offenbar fehlt mir noch viel Wissen.

Haha, das ist doch auch schon einmal eine Erkenntnis ;-) Ich finde es wichtig, sich mit den Technologien auseinanderzusetzen, die man benutzt. Würde mich freuen, wenn ich in der Richtung einen kleinen Anstoß geben konnte.

Wow da haste ja ein ganz schönes Stück hingelegt! Die Überlegung klingt interessant und einleuchtend.. Wie du schon schreibst passiert das meiste dieser Datensammlung aber bereits, und auch die dazu gehörigen Verknüpfungen. Was sich ändern wird ist lediglich die Technologie oder? Blockchain all over the place 😀

Danke! Meiner Ansicht nach ist die Blockchain-Technologie nicht mehr aufzuhalten und in meinen Überlegungen habe ich versucht 1 und 1 zusammenzuzählen (und etwas noch etwas weiterzudenken).

Vielleicht ändert sich die Struktur von Blockchains, vielleicht erleben wir neue Cross oder Metablockchains...

Ich bin ja selbst ein Blockchain-Fan, aber wie bei jeder neuen Technologie sollten wir uns darüber Gedanken machen, wie diese zum Wohl der Menschheit eingesetzt werden kann und wie wir uns vor Missbrauch schützen können.

Interesannte Überlegungs ansätze, aber ich stelle mir die Frage ob es Wirklich dazu kommen wird das bald jeder Mensch über seine eigene Blockchain verfügt. Und wäre das nicht unheimlich Komplex alle diese Blockchains durch Cross-Blockchains mit einander zu Verbinden? Geschweige denn ist es Technologisch Überhaupt Möglich, gut das wird wohl eher nicht das Problem seien. Aber ich möchte eigentlich nicht Wirklich in einer Welt leben in der mein Leben aus Blocken besteht, Minecraft , in denen all meine Privaten Daten Gespeichert werden.

Danke für deinen Kommentar! Den Vergleich mit Minecraft finde ich interessant.

Die Blockchain-Technologie ist ja vergleichsweise noch ziemlich jung und ich finde es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln könnte. Nur so können wir die die Blockchain-Zukunft mitgestalten.

Ich bin auch der Meinung das es sehr Wichtig ist um eben zu Probieren es selber zu Gestalten damit wir eben nicht wieder nur Futter der Bigplayer werden.

Ja schöner Artikel und Du hast recht, es gibt sogar schon die mehrdimensionale Blockchain.

IOTA https://iota.org/ setzt da zum Beispiel sogar schon auf Lokale Teile um eben Transaktionen noch schneller abarbeiten zu können. Die Blöcke sind skalierbar.

Absolut interessant!

Danke für dein Feedback und den Hinweis! Muss mir iota mal etwas genauer anschauen. Ich denke es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Blockchains allgegenwärtig sein werden...

This is how the artists like us think about the blockchain and its algorithm, I loved your illustrations and effort to explain them.

Exactly, thanks a lot for your feedback!

Resteemed :-)

Dankeschön :-)

Ich denke die Mehrdimensionalität wird momentan bereits vom tangle von IOTA gut abgebildet. Der IOTA ist im Moment das einzige Kryptoasset das dieses revolutionäre Prinzip anwendet. Im Prinzip denken die das schon, was Du hier mit deinen kunstvollen Skizzen andeutest. Jede Chain hat ein Skalierungsproblem, der tangle nicht mehr. Zudem bin ich skeptisch, wenn die großen sozialen Netzwerke auf Blockchain umsteigen. Es nimmt den Nutzern die Möglichkeit, Posts zu löschen. Was in der Blockchain ist, ist für ewig gespeichert. Das will vielleicht nicht jeder Nutzer. Nun, man wird sehen wie es weitergeht.

Interessant, du bist schon der zweite, der IOTA aufgrund meines Artikels ins Spiel bringt. Wenn sie wirklich mehrdimensionale Blockchains implementieren, sind sie ziemlich weit vorne.

Was das Thema soziale Netzwerke und Blockchains angeht, bekommt der Normaluser wahrscheinlich gar nicht mit, ob hinter dem Frontend eine Blockchain werkelt. Genau wie zB. bei den geflaggten Artikeln auf Steemit, könnte man gelöschte Artikel einfach auf der Plattform ausblenden (obwohl sie weiterhin in der Blockchain stehen.)

Nette informationen... @shortcut

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