Die Macht der Worte / Oder: Wie Alucian auf die Idee kam, das er sehr lange "wartet", bis er schreibt.
Servus meine lieben Mitleser und Schreiber,
heute gibt es wieder einmal eine kleine Geschichte aus dem meinigem Leben.
Im Alter von 6 Jahren gab es für mich, wie für alle kleine Jungs einiges zu entdecken in meiner kleinen Welt.
Ich erinnere mich sehr gut an meine Kindheit und weil ich oft gehört habe, das dies dem einen oder anderem verloren geht auf der Reise des Lebens, möchte ich mit solchen kleine Geschichten den eigenen eventuell "verlorenen" Erinnerungen vielleicht auf die Sprünge helfen, wieder an das Tageslicht des Bewusstsein zu kommen.
Denn wie ich heute zu behaupten wage und mich auch gleichzeitig damit Offenbare,
sehe ich darin einer meiner größten "nutzlosen" Fähigkeiten.
Nutzlos nicht, weil ich das ernsthaft so sehe,
sondern weil es sich bisher nur um eine einseitige Art der Zuwendung anderer gehandelt hat.
Der Steem und Steemit machen es mir möglich, diese Energie welche ich gerne, aber ein wenig zu oft aufgewendet habe, um anderen nicht nur Unterhaltung, sondern auch etwas "tieferes" im Dasein mit zu geben, zum Teil und sei es nur durch die bisher sehr freundlichen und nützlichen Antworten, zurück zu bekommen.
Deshalb gebe ich mir auch immer mehr Mühe Euch etwas zu bieten, mit dem Ihr Eure Zeit meinen Dünnpfiff zu lesen nicht vergeudet, sondern etwas zum "grübeln" habt.
Zur Geschichte:
Ich habe in der Vorschulzeit sehr bewusst und viel gelernt. Unter anderem kam es für mich in meinen Augen auch viel zu früh, das ich lesen und rechnen lernen sollte.
Meine Mutter hat das wie die meisten Mütter, sehr schön gemacht und sich mit mir hin gesetzt um das ABC zu lernen.
So weit ich mich erinnere, dürfte das im großen nicht sehr lange gedauert haben.
Sie hat mich immerzu bei vielen Gelegenheiten aufgefordert, einfache Wörter wie sie auf Straßenschildern, Geschäftsschildern und in Überschriften allgemein stehen, vorzulesen.
Das hat Wunderbar funktioniert.
Ich konnte also schon einzelne Wörter lesen, bevor ich eine Schule von innen gesehen habe.
Mir ist ganz im besonderen eine Autofahrt im Kopf hängen geblieben, auf welcher ich die Erkenntnis hatte,
das wenn Buchstaben zusammengefasst und nieder geschrieben ich zu lesen vermag,
jemand anderes diese wohl erst denken und aufschreiben musste.
Dahinter steckt eine eindeutige und offensichtlich Kindliche Wahrheit.
Denn mir wurde im Anschluss bewusst, das wenn ich die Gedanken welche zu diesem Zeitpunkt nicht nur im guten von Mir gedacht werden, aufschreibe, ein anderer, einen Teil von Mir "sieht".
Eine Angst hat sich körperlich fühlbar in mir ausgebreitet.
Ein Schauer ist mir über den Rücken gelaufen, wie man so schön Rede wendet.
Mir wurde klar, das ich nicht alles aufschreiben dürfte was ich denke.
Allein schon deshalb, weil ich dadurch auf jeden Fall auch "Ärger" bekommen würde.
Auf einmal war meine Ambition schreiben zu können so gut wie ausgelöscht.
Denn das Wissen das ich gar nicht so gut weis und kontrollieren kann,
was ich tue und denke,
hat mich demütig werden lassen.
In der Art,
zu erst einmal, müsse ich lernen meine offensichtlich immer öfter dunklen Gedanken,
zu kontrollieren und zu ordnen, um überhaupt etwas schreiben zu dürfen, das aus mir selbst heraus ist.
Man darf ruhig verstehen, das ich in den paar Monaten des lesen Lernens sehr darauf fixiert war,
endlich schreiben zu können.
Wie das mit Kindern eben so ist.
Am besten alles gleich und wehe wenn nicht. :-)
Ich war also in dem Maße selbst regulierend und habe mich entschlossen,
so viel zu lesen wie mir Möglich ist und Spaß macht.
Dann,
kam ich in die Schule...
Mir war schon vorher klar das ich dort lernen solle wie die Erwachsenen Welt funktioniert.
Das ich an dieser schon damals eifrig gezweifelt habe, liegt in meiner Natur und wurde durch folgendes Beispiel auch bestätigt.
In der ersten Klasse der Grundschule Roth an der Pegnitz, sollte ich schreiben lernen.
Das habe ich aber nicht gewollt, wie Ihr jetzt wisst.
Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht und war auch gar kein Problem.
Ich sollte oft vorlesen in der Klasse. Das hat mir offensichtlich keine Schwierigkeiten bereitet und Spaß gemacht.
Aber die Sache mit dem schreiben sollte sich zu meinem ersten großen "Scheiß" Ereignis in meinem Leben entwickeln. Mir war natürlich nicht klar, das ich bereits in der ersten Klasse als einer der ältesten dazu,
mit 7 Jahren einen gewissen "Leistungsdruck" zu spüren bekomme.
Irgendwie wurden mir die Linien zu meinem Kindergarten und Sprüche wie:
er ist doch noch ein Kind, immer klarer und der Bedeutung dahinter bewusster.
Es ging darum das alle in der Klasse am Ende des Jahres lesen, schreiben
und natürlich ein bisschen rechnen konnten.
Das habe ich verstanden und mit Zahlen hatte ich natürlich auch keinerlei Probleme,
weil Ihre Unterschiedlichkeit sich von meinen Fingern hat abzählen lassen...
Bei Worten war dies nicht der Fall und meine Angst sie niederzuschreiben ist soweit ausgeufert,
das ich mich immer wieder geweigert habe.
Sehr oft. Ein halbes Jahr lang.
Unter gewaltigem "Druck" von allen Seiten.
Selbst meine Großeltern welche sehr nachsichtig mit mir waren,
habe sich in Gesprächen mit mir hin gesetzt um mir die Wichtigkeit der Forderung zu erklären.
Das hat alles nichts genutzt.
Ich hatte zwar die Fähigkeit in der zwischen Zeit erworben, die Buchstaben zu formen und in die lustigen Linien zu drücken, aber meine Ambition immer länger werdende Wörter und dann eben kurze Sätze aufzuschreiben,
war gleich NULL.
Spätestens als der Satz mit 5 Wörter kam, hatte ich beschlossen jetzt zu "streiken" und mich meinem Willen zu warten Notfalls zu wieder setzten.
An diesem Tag habe ich auch gelernt das wenn man etwas NICHT macht,
(tut Frau Rühl)
eine unglaubliche MACHT dahinter steht.
Sich zu weigern etwas zu tun, das alle um dich herum tun und Du es für FALSCH hälst,
schlägt Wellen die selbst ein Erstklässler ganz klar, als negativ werten kann.
Die Frage ist bis heute nicht beantwortet,
ob Ich das Negative war,
oder die offensichtlich starre Forderung an mich???
Im großen und ganzen war das eine sehr blöde Sache mit dem Streiken.
Ich habe meine Füller regelmäßig zerstört und Angst vor der Schreibstunde bekommen.
Wusste ich doch, das wieder Ärger wartet.
Das damals seltsame war,
meine liebe Frau Rühl hat auch nervös geguggt mit der Zeit,
als die Stunde des Schreibens näher rückte.
Sie hat mir nie das Gefühl gegeben,
ich sei etwas schlechtes oder gar falsch.
Aber das sie offensichtlich nicht wusste, mich zum schreiben zu bringen, habe ich Ihr angemerkt.
Auch in der Klasse hat sich eine seltsame Stimmung breit gemacht.
Wusste doch jeder, das das mit Faulheit und keiner Lust,
wenig zu tun haben kann.
Offensichtlich habe ich nämlich in fast allen anderen Bereichen der Anfangs-Schulzeit,
sehr viel Spaß gehabt und fleißig mit gemacht.
So wollte ich doch vorher immer in die Schule, um zu lernen.
Der Kindergarten war nämlich gar nicht mehr schön,
wenn man als 7 Jähriger da mit kleinen Kindern sitzt,
die sich noch für Dinge und Aktivitäten begeistern können,
welche man selbst zum Teil nie für Interessant genug befunden hat, zu verfolgen.
Mich zu züchtigen,
hat funktioniert.
Mit den ersten Prügel,
meines bis dahin doch schon zurücksehbaren Lebens.
Das war einer der dunkelsten Tage meines Lebens,
bis ich erwachsen genug war um die Hintergründe zu verstehen.
Das man meine Mutter dazu gebracht hat, einen solchen Druck auf mich wiederum auszuüben,
um nur in Gewalt eine Lösung zu sehen, nehme ich jetzt auch niemandem mehr übel.
Ich wusste immer wann Schluss ist und habe mich stets bemüht ein ordentliches Kind zu sein.
Die Mutter glücklich zu machen mit meinem gedeihen,
welches sie Offensichtlich nicht leicht hatte, zu ermöglichen.
Den anderen Erwachsenen zu zeigen, das ich vor hatte und habe sie um einiges schneller zu "übertreffen" und zu schätzen, das sie mir stets dabei geholfen haben.
Aber diese Sache war so einfach und einschneidend in meinem Leben,
das ich sie nie ganz hinter mich lassen konnte.
Egal wie sehr ich verstanden habe, was damals mit mir passiert ist.
Ich habe geschrienen und wirklich,
ich war kein Schreihals als Kind,
außer es ging um gute Laune Lachen und Spaß,
das ich sterben wollen würde und ich WOLLTE in diesem Moment,
als Mir meine Mutter zu ersten mal den Arsch versohlt hat auch sterben.
Das hat alles noch schlimmer gemacht im ganzen.
Trotz der Androhung der Schule,
ich würde die nächste Klasse nicht erreichen nach dem ersten Halbjahr,
wenn die Sache mit dem schreiben nicht geklärt würde, habe ich mich geschockt gebeugt und eben geschrieben.
Heute schreibe ich freiwillig und Ihr wisst das ich mich nie wirklich gebeugt habe,
sondern nur getan, was man verlangt hat und ich als "Notwendig" erachtet zu tun, um "Ärger" zu vermeiden.
Welch eine Macht hinter solchen wie diesen Worten steckt, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Ich bin 31.
Und hinterfragen macht mir Spaß.
Denn es waren nicht die Schläge, oder die Schmerzen, welche mich gebrochen haben.
Es war der Verlust des einzigen Menschen der mich bis dahin für alles geliebt hat.
Meiner Mutter.
Ich danke Euch wie immer,
für das lesen und schreiben.
Euer
Alucian
Wie wertvoll sind deine Erinnerungen! Kindliche Gedankengänge - "weiser" als die der scheinbar "Erwachsenen", sehr berührend und am Ende bin ich sprachlos und habe Tränen in meinen Augen. Es gibt für mich nichts Schlimmeres als Kinder zu brechen und ich kann mir vorstellen, dass auch deine Mutter gelitten hat... Ich finde es so wichtig, dass Eltern umdenken bzw. umfühlen und ihre Kinder kennen lernen wollen - ohne all dem Zeugs, was Erwachsene so für wichtig halten. Auch Lehrer könnten von deinen Erfahrungen immens profitieren - vorausgesetzt, sie interessieren sich wirklich für Kinder/Schüler/Lernen/Wachsen...
Danke dir. Resteem und follow - wann werde ich hier auf Steemit schon im Herzen berührt? Nicht so oft... Lieben Gruß Kadna
Zeilen, die sehr nachdenklich stimmen.
Damit beweist du viel Mut und Offenheit.