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RE: Wieso muss man ein Buch zu Ende lesen

in #yolo5 years ago

Wenn ich einen Berg mit vielen Höhenmeter besteigen würde und bei 2/3 zum Ziel draufkommen würde, dass mein Pfad nicht zum Gipfel führt.
...

Guter Gedanke, dann einen komplett neuen Weg einzuschlagen.

Dass es tatsächlich stets besser ist, einen anderen Pfad zu beschreiten als - nach einer möglicherweise nötigen Erholungs- und Besinnungspause - den alten fortzusetzen (der möglicherweise nur scheinbar eine Sackgasse ist ... bis man die verborgene Pforte endlich gefunden hat), würde ich aber pauschal nicht sagen. Sicherlich sind auch schon viele Menschen, im Irrglauben, sie müssten noch meilenweit laufen, kurz vor dem Ziel umgekehrt.

Es hängt wohl vom konkreten Einzelfall ab, welche Strategie die bessere ist.
Ich würde mir Folgendes überlegen:

  • Was kostet mich insgesamt mehr Energie, den alten, momentan beschwerlichen Weg bis zum Ziel fortzusetzen, oder einen neuen, vielleicht angenehmeren, dafür aber noch längeren, einzuschlagen?

  • Macht mich das erreichen des Ziels - egal über welchen Weg - überhaupt glücklich, oder sollte ich es (das Ziel) neu definieren? :)
    Z. B.:
    "Sollte ich das aktuelle Studium abschließen?"
    /
    "Sollte ich etwas anderes studieren, was mir mehr Freude bereitet, aber möglicherweise mit dem vorherigen verwandt ist, so dass mir bisher Gelerntes dabei nützlich sein würde und mir ähnliche Berufsfelder offen stünden?"
    /
    "Sollte ich mich etwas völlig Neuem zuwenden, weil sich zu studieren für mich prinzipiell als unerfreuliche Sackgasse erwiesen hat?"

Sort:  

Wenn ich weiß, dass mich das Ziel glücklich machen wird, sollte ich vielleicht alle Pfade ausprobieren. Dann habe ich bestimmt irgendwann einen gefunden, vielleicht sogar den besten.

Aber wie entscheidet man überhaupt welches Ziel einen glücklich machen wird, das werde ich nie verstehen.
Beim Bergsteigen weiß man, was einen am Gipfel erwartet.
... Vielleicht weiß man es beim ersten Mal nicht.
Muss ich alle Gipfel erklommen haben, um zu wissen, auf welchem ich verenden (den Rest meines Lebens verbringen) will?

Aber wie entscheidet man überhaupt welches Ziel einen glücklich machen wird, das werde ich nie verstehen.

Man versucht, aus bereits gemachten Erfahrungen (teils rein intuitiv) Schlüsse zu ziehen, in welchen Parameterkonstellationen man sich aller Wahrscheinlichkeit nach am wohlsten fühlen könnte.
Du hast z. B. gemerkt, dass es dir im Sommer tendenziell besser geht als im Winter, du dich unter vielen Menschen unwohl fühlst, die Berge lieber hast als das Meer, dich für Naturwissenschaft eher interessierst als für Geisteswissenschaften, ..., ... Dann kristallisieren sich vielleicht irgendwann bestimmte anstrebenswerte Lebensumstände heraus ... zumindest theoretisch. In der Praxis ist natürlich die Suche nach dem Glück die schwierigste, die es gibt. :)

Muss ich alle Gipfel erklommen haben, um zu wissen, auf welchem ich verenden (den Rest meines Lebens verbringen) will?

Das wird man in einem Leben wohl nicht schaffen. :)

Es sind jene Erfahrungen, die nicht rein intuitiv erfolgen, die mich belasten. Damit man an den Grenzwert des optimalen Lebenszustand gelangt, muss man durch so viele unangenehme (unkomfortable) Situationen und das auch noch alleine.
Ich habe jedes Jahr immer mehr FOMO, weil ich so schnell wie möglich an diesen Grenzwert gelangen will und somit auch mehr Druck. (Die Klimakrise hat erheblich dazu beigetragen, aber auch der technologische Fortschritt)

Vielleicht würde es (je nachdem, was dich so belastet) helfen, deine materiellen Besitz betreffende Ansprüche zu reduzieren? Dann entfiele z. B. der Druck, irgendwann unbedingt einen Beruf mit einem bestimmten Einkommen ausüben zu müssen?
Druck entsteht oft auch durch Erwartungen anderer, die man erfüllen zu müssen glaubt (aber warum eigentlich?).
Druck kann entstehen, wenn man glaubt, schnell sein zu müssen, da das Leben doch so rasch wieder vorbei sein könne.

Versuch einfach, in Ruhe deine Ziele festzulegen und sie in Ruhe, ohne Hektik zu realisieren. Was sind schon ein Jahr oder zwei? Wenn du mal älter bist, wird es dir völlig egal sein, wann genau du z. B. dein Studium abgeschlossen hast ...

Aber was rede ich? Ich kenne deine konkrete Situation gar nicht gut genug, um dir irgendwelche Ratschläge geben zu können (ich schreibe hier nur über meine eigenen Erfahrungen, die sich mit deinen natürlich überhaupt nicht decken müssen).
Du kannst sicherlich selbst am besten entscheiden, was gut für dich ist und was nicht.

Es geht tatsächlich weniger um herkömmliche Errungenschaften, mehr um mentale, wie das Streben nach innerer Ruhe (welch Ironie) und dem Widerstehen von Trieben.

Ich danke dir für deine ausführlichen Ratschläge, sie helfen mir mehr als du dir vorstellen kannst!

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