Weltmuseum Wien: Treffpunkt für Menschen und Kulturen (Teil 2)

in #deutsch6 years ago (edited)

"Es ist der Ort, an dem das Fremde zu Hause ist." Mit diesen treffenden Worten beschreibt André Heller das Weltmuseum Wien anlässlich der Eröffnungsfeier Ende Oktober 2017.

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Kopftrophäe, Rio Tapajós, um 1830 (Weltmuseum Wien)

Nachdem ich im 1. Teil meines Beitrages über das ethnologische Museum in der Wiener Hofburg bereits sieben Ausstellungsräume vorgestellt habe, geht es hier um einen Überblick über die restlichen Schauräume.

1873 - Japan kommt nach Europa

Ein zentrales Thema der Wiener Weltausstellung 1873 war Architektur. Japan beteiligte sich mit mehreren Architekturmodellen an der Ausstellung im Wiener Prater. Einige äußerst detaillierte, konstruktions- und materialgetreu gestaltete Modelle blieben in Wien.

Unter Mitwirkung der Technischen Universität Wien wurde in einem aufwendigen Forschungsprojekt eines der größten Modelle, die Daimyō-Residenz der Edo-Periode (1600–1868) wissenschaftlich untersucht und restauriert. Es stellt heute das zentrale Objekt im Japan-Saal des Weltmuseums dar.

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Modell einer Daimyō-Residenz, Tokio 1872 (Weltmuseum Wien)

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Statue des Gründungsabtes Chizon’in Nikkei des Tempels Honmyō, 1620 (Weltmuseum Wien)

Die neue Wahrnehmung - Der Blick auf China

Wie archäölogische Grabfunde aus dem Gebiet des ehemaligen Römischen Imperiums belegen, gelangten so kostbare Waren wie Seide und Jade bereits vor zweitausend Jahren aus dem Kaiserreich der Han-Dynastie nach Europa.

Die frühen Sammlungen des Weltmuseums aus China gehen in das 19. Jahrhundert zurück. Bemerkenswert ist dabei auch die Sammlung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, der von seiner zehnmonatigen Weltreise in den Jahren 1892/1893 zahlreiche interessante Objekte aus China mitbrachte.

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Detail aus einem dreiteiligen Thron-Stellschirm, Ostasien nach 1771 (Weltmuseum Wien)

Bei den folgenden Darstellungen handelt es sich um Beamten-Rangabzeichen für den zivilen beziehungsweise den militärischen Dienst, die jeweils durch einen Vogel oder ein anderes Tier dargestellt wurden. Die Abzeichen stammen aus der Qing-Dynastie (1644-1911).



Im Schatten des Kolonialimus

In diesem Saal stellt sich das Wienmuseum seiner eigenen kolonialen Vergangenheit. Die Geschichten des Erwerbs einiger Gegenstände erzählen von Aneignung, Ausbeutung und kolonialer Gewalt.

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Ein österreichisches Mosaik Brasiliens

Aus unterschiedlichen Perspektiven dokumentieren die ausgestellten Gegenstände die Entstehungsmythen, die Blütezeit und den Verfall der indianischen Kulturen während der Kolonialzeit.

Für Aufregung sorgte bei der Eröffnung des Musems eine brasilianische Kopftrophäe, wobei vor allem die Zurschaustellung menschlicher Überreste kritisiert wurde.

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Kopftrophäe, Rio Tapajós, um 1830 (Weltmuseum Wien)

Von Seiten der Kuratorin und der Museumsleitung wurde darauf hingewiesen, dass Trophäenköpfe Objekte seien, die für die öffentliche Präsentation angefertigt wurden. Auch habe das Volk der Munduruku, aus dessen Besitz das Objekt stammt, keine Einwände gegen eine Ausstellung in Wien vorgebracht.

Zudem sei durch die künstlerische Gestaltung des Schädels dieser so weit verändert worden, dass er nicht mehr das Porträt eines Individuums darstelle, sondern es sich dabei um einen abstrahierten Ritualgegenstand handle.

Kulturkampf in Wien

Der Kulturkampf zwischen konservativen Katholiken und Vertretern der "gottlosen Moderne" Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts ist Thema dieses Ausstellungsraumes.

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In der Sammlung wird die Kultur und die religiösen Vorstellungen der in den Urwäldern lebenden "niederen Völker" dokumentiert, die gemäß der Auffassung des Ethnologen Wilhelm Schmidt der Schöpfung am nächsten stehen.

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Benin und Äthiopien. Kunst, Macht, Widerstand

Die Kunstschätze aus dem westafrikanischen Königreich Benin und dem Kaiserreich Äthiopien im Osten des Kontinents zählen zu den wertvollsten Objekten im Weltmuseum Wien.

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Zwei Hofzwerge, Königreich Benin, Nigeria, 14./15. Jh. (Weltmuseum Wien)


Ein Dorf in den Bergen

Hier es darum, am Leben der "Anderen" teilzunehmen, im speziellen Fall am Leben der Bewohner eines buddhistischen Dorfes im Himalaya.

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Guru Rinpoche, Nepal 17./18. Jh. (Weltmuseum Wien)


In Teil 3 lade ich euch ein, mit mir einen Rundgang durch die Hofjagd- und Rüstkammer des Weltmuseums zu machen. Von Rüstungen im Mittelalter über die Schutzkleider und Prunkwaffen der Habsburger bis hin zu Feuerwaffen in der Jagd gibt es viel Interessantes zu entdecken.


Informationen
Haupteingang:
Weltmuseum Wien
Heldenplatz, 1010 Wien

Öffnungszeiten:
Täglich außer Mittwoch von 10 bis 18 Uhr
Freitag bis 21 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene: 12 Euro
Ermäßigt (u.a. Studierende bis 25 Jahre): 9 Euro
Freier Eintritt für Jugendliche bis 19 Jahre

Freier Einlass für mexikanische StaatsbürgerInnen nach Vorzeigen ihres Reisepasses

Webseite

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The Nigerian pieces are especially beautiful! The super show that new stops, well done :-)

Thanks @ roused :) I agree with you, those valueable objects are also among my favorites.

Macht Lust auf mehr! Jetzt wirds wohl wirklich mal Zeit, dass ich mir das ansehe!

Einen Besuch dieses außergewöhnlichen Museums kann ich nur empfehlen. Täglich außer Mittwoch geöffnet ;-)

Es ist der Ort, an dem der Fremde zu Hause ist, ich nehme an, es liegt an der Vielfalt der Elemente aus so vielen verschiedenen Orten... Schwierig, die Verbindung nicht zu spüren.

Da hast du recht, die Faszination, die von den Kulturgütern aus aller Welt ausgeht, ist schon gewaltig.

Alles, was Wien zu bieten hat; Es gibt keine Möglichkeit, sich zu langweilen

Da hast du recht, Langeweile kommt in diesem Museum bestimmt nicht auf. :D

Schönes und interessantes Museum... Viele interessante Dinge.

Es gibt noch sehr viel mehr zu entdecken in diesem außergewöhnlichen Museum. Im nächsten Teil zeige ich noch einiges davon.

Schaurig schaurig 😉

Danke um die Aktualisierung ... Jeztz braucht man kaum noch Museum besuchen. ;)

Danke für deinen Kommentar :)

Obwohl ich mir sehr viel Mühe gebe, fürchte ich, dass dieser Beitrag einen Museumsbesuch doch nicht ersetzen kann ;-)

I have never seen all those pictures before @vieanna but I love all the photos

Vielen Dank @vienna, dass du uns diesen erstaunlichen Post teilst und uns hilfst unser Wissen durch den Austausch von informativen Beiträgen zu erweitern. Bin auf dem nächsten Teil gespant!

Danke @almi :) Ich lerne bei meinen Streifzügen durch Wiens Museen auch sehr viel und ich freue mich, wenn ich meine Eindrücke mit anderen teilen kann.

Freund @vieanna danke für die Tour, Interessantes Museum!

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