Medien 007 - Was ist eine Entschuldigung?
11. September 2017
Heute Morgen sind mir Titel von Artikeln in zwei etablierten Medienerzeugnissen aufgefallen [1, 2]. Die Titel lauteten folgendermassen:
FAZ:
Hussein K. entschuldigt sich : „Darüber bin ich aus tiefstem Herzen traurig“
20min.ch:
Mordprozess in Freiburg (D) - Studentin getötet – Täter entschuldigt sich
Auf der Facebook-Seite der FAZ habe ich deswegen folgenden Kommentar hinterlassen. Würde es sich um einen einheimischen Täter handeln, hätte ich mich genau gleich ausgedrückt.
«Der Titel müsste heissen: "Hussein K. bittet Familie seines Opfers um Verzeihung."
Denn, für eine Tat dieser Kategorie kann es keine einseitige "Entschuldigung" geben, da ist nur die Bitte um Verzeihung möglich, auf die vonseiten der Angehörigen aber nicht eingegangen werden muss.»
Es geht um den Gerichtsprozess gegen Hussein K. in Freiburg im Breisgau, der am frühen Morgen des 16. Oktober 2016 die knapp 20-jährige Studentin Maria Ladenburger brutal misshandelt, vergewaltigt und danach in die Dreisam geworfen, wo sie starb [3].
Die äusserst üble Tat hat damals viel Aufsehen erregt. Es wurde viel zum Thema geschrieben und gesagt. Das alles will ich hier gar nicht erneut aufrollen und auch nicht diskutieren. Klar war, dass der Täter widerrechtlich zu einer Berechtigung zum Aufenthalt in Deutschland kam. Er wurde als minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling temporär aufgenommen, obwohl er weder minderjährig noch ein Flüchtling war. Die Einschätzung eines Rechtsmediziners besagte, dass der Täter zum Tatzeitpunkt mindestens 22 Jahre alt war. Darüber hinaus hielt sich Hussein K. bereits seit mindestens 2013 in der Europäischen Union auf. In Griechenland wurde er 2014 für das Überfallen einer 20-jährigen Studentin, die danach noch eine Steilküste hinunterstürzen liess, zu zehn Jahren Haft verurteilt [4].
Ich kann zu dieser Tat nur anmerken, dass ich in keiner Weise nachvollziehen kann, wie man dazu kommen kann, jemandem so etwas anzutun. Wenn einem jemand etwas übles angetan hat, dann kann es zu ähnlich üblen Reaktionen kommen, aber auch da liegt für mich diese Tat ausserhalb der Vorstellungskraft. An eine Entschuldigung ist deswegen überhaupt nicht zu denken, schon gar nicht einseitig. Wer meint, das tun zu können, ist in meinen Augen noch in der selben Selbstüberschätzung gefangen, in der auch die Tat verübt wurde. Wer glaubt, das Recht zu haben, das Leben eines anderen Menschen vernichten zu dürfen, der ihn in keiner Weise bedroht, muss sich selber krankhaft überschätzen. Das einzige, was man nach einer solchen Tat tun kann, ist die Angehörigen leise um Verzeihung bitten und ihnen ihre persönliche Reaktion auf diese Bitte zugestehen.
Der Fluss Dreisam in Freiburg im Breisgau (unterhalb der Greiffenegg- und Schwabentorbrücke) [5].
[1] Hussein K. entschuldigt sich : „Darüber bin ich aus tiefstem Herzen traurig“. FAZ.net, 11. September 2017 http://www.faz.net/-gus-91n0e
[2] Mordprozess in Freiburg (D) - Studentin getötet – Täter entschuldigt sich. 20min.ch, 11. September 2017 http://www.20min.ch/panorama/news/story/Studentin-getoetet---Taeter-entschuldigt-sich-19079120
[3] http://de.wikimannia.org/Maria_Ladenburger
[4] http://de.wikimannia.org/Hussein_Khavari
[5] Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert und darf auch zu kommerziellen Zwecken verwendet werden. Urheber ist Philipp Hertzog. Gefunden wurde das Bild unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Dreisam
Bisherige Posts in der Rubrik «Medien».
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Du hast es auf den Punkt gebracht @saamychristen
Deine Argumentationskette ist für mich schlüssig.
Gestern war bei Welt.de zu lesen [1], dass der Täter die Tatnacht als einzigen Alkohol- und Haschischrausch bezeichnete. Tat unter Missbrauch von Substanzen, unter selbst und freiwillig zugeführtem Mangel an Selbstbeherrschung muss bei weitem nicht strafmildernd sein. Soll es auch nicht, wenn solche Taten daraus folgen und wenn es keinen Verdacht gibt, dass der Täter von jemand anderem zur Einnahme von Rauschmitteln gezwungen wurde. Wer ein berauschendes Erlebnis haben will, ist selber in der Verantwortung, dass er damit allerhöchsten sich selber in Gefahr bringt und nicht seine Umgebung, wer das nicht kann, sollte auf die Einnahme von Drogen und legalen Berauschungsmittel verzichten.
Im Bericht sind auch Widersprüche enthalten. So steht:
Weiter unten steht dann:
Hoffentlich haben sie Zweifel, wenn der Täter einerseits ein hübsches Mädchen erkannt haben will, aber andererseits nicht gemerkt haben soll, dass es sich um eine Frau handelte.
Dies soll es für den Moment gewesen sein. Ein Urteil wird im Dezember erwartet. Bei den Dingen, die ich lesen konnte, kann ich als Laie keinen Richter ernst nehmen, der darauf nicht mindestens 10 Jahre Gefängnis gibt. Hoffentlich gibt es dazu einen lebenslangen Landesverweis.
[1] Mord an Maria L. - Ein furchtbarer Verdacht aus der Vergangenheit belastet Hussein K. Welt.de, 11. September 2017
https://www.welt.de/vermischtes/article168539737/Ein-furchtbarer-Verdacht-aus-der-Vergangenheit-belastet-Hussein-K.html
Ergänzend zu meinem Artikel ein kurzer Bericht bei Bild.de darüber, was heute vor dem Gericht in Freiburg i. Br. herausgekommen ist [1], nachdem der Täter erstmals ausgesagt hatte, übrigens nicht in deutscher Sprache.
[1] Der Fall Maria L. (19) vor Gericht - Nach seiner Tat kiffte
Hussein K. erst mal. Bild.de, 11. September 2017
http://www.bild.de/regional/stuttgart/prozess/fall-maria-vor-gericht-53171822.bild.html
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